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Indie Review / Test

Indie-Review: Toren

Team ICO und thatgamecompany haben mit Spielen wie Shadow of the Collosus oder Journey nicht nur Spieler auf der ganzen Welt verzaubert, sondern auch zahlreiche Entwickler-Kollegen inspiriert. Auch das brasilianische Indie-Studio Swordtales zählt ganz offensichtlich zu ihren Verehrern, denn ihr Debüt-Spiel Toren erinnert nicht nur optisch an ihre Werke.

teaser toren swordtales s

Die Geschichte von Toren beginnt mit einem kleinen Mädchen, dem sogenannten Moonchild, das in einem magischen Turm erwacht. Ihre Bestimmung ist es, einen mächtigen Drachen niederzustrecken, der sich an der Spitze des gigantischen Bauwerks niedergelassen hat und auf Besucher nicht gut zu sprechen ist. Ermutigt von den Worten eines weisen alten Mannes macht sie sich also auf, den Turm zu erklimmen und ihr Schicksal zu erfüllen. Auf ihrer beschwerlichen Reise an die Spitze warten viele Gefahren und Prüfungen auf sie, doch ihre Erfahrungen machen sie nur stärker und wenn sie schließlich ihr Ziel erreicht hat, ist sie zu einer mutigen jungen Frau geworden.

screenshot toren swordtales stairs to altar

Im Kern geht es in der doch sehr kryptisch erzählten Geschichte also vor allem um das Erwachsenwerden und Selbstfindung. Dazu passen auch die optionalen Levels, die ihr an an den steinernen Mönchen starten könnt, sofern ihr sie denn findet. Jeder von ihnen steht für ein bestimmtes Thema wie z.B. Emotion oder Vernunft und lässt euch per Meditation in eine kleine Traumwelt wechseln. Leider findet sich das Thema innerhalb dieser Welten kaum wieder, so dass sie am Ende nicht mehr als einfach nur ein paar kurze Hüpfabschnitte mit simplen Puzzle-Elementen sind.

screenshot toren swordtales im turm

Im Grunde könnte man genau das auch über den eigentlichen Turm und damit den Rest des Spiels sagen. Kapitel für Kapitel und Stockwerk für Stockwerk arbeitet ihr euch die Treppen des Turms hinauf, während in der Mitte ein mystischer Baum erwächst und euren Aufstieg etwas begleitet. Unterwegs begegnet euch dabei immer wieder der Drache und dann gilt es zumeist, seinen Attacken auszuweichen oder ihn mit ein paar Schwerthieben in die Flucht zu schlagen. Hier und da muss auch mal ein wenig der Kopf genutzt werden, um voranzukommen und dann verschiebt ihr Statuen oder schützt euch mit Feuer vor dem Erfrieren, aber all das ist dermaßen einfach gehalten, dass hier von einem (Action-) Adventure kaum die Rede sein kann.

screenshot toren swordtales statue wind

Die märchenhafte Ästhetik von Toren ist trotz der Schwächen im Detail wirklich gelungen und die Atmosphäre weiß nicht zuletzt dank des kinoreifen Soundtracks zu gefallen, doch sie stehen im krassen Gegensatz zu dem eher uninspirierten und hölzernen Gameplay. Über die sehr vage Geschichte kann man noch streiten, aber immer dann, wenn Toren so richtig Spiel sein und euch fordern will, offenbart es seine größten Schwächen. Auf mich wirkten diese Momente während der rund 2 Stunden bis zum Finale leider viel zu oft wie ein Fremdkörper.

screenshot toren swordtales stairs to monk

Vielleicht hätten Swordtales lieber doch volles Risiko gehen und auf traditionelle Spielelement weitestgehend verzichten sollen, statt sie so halbherzig zu implementieren. Dann hätten einige zwar wieder angewidert ihr Walking-Simulator-Tag gezogen, aber man hätte das tolle Design und die geheimnisvolle Stimmung noch besser zur Geltung bringen können. So bleibt Toren am Ende ein ebenso interessantes wie durchwachsenes Debüt, das man bei einem Preis von etwa 10 € leider nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Es ist aber dennoch ein Beweis für das bislang eher ungeahnte Potential der brasilianischen Entwicklerszene und ich werde das Team von Swordtales auf jeden Fall im Auge behalten.

Entwickler: Swordtales | Publisher: Versus Evil | Website | Twitter
Genre: Action-Adventure / Digitale Erfahrung / Plattformer | Release: Mai 2015
Plattform: PC / PS 4 | Gamepad-Support: ja (empfohlen)
Preis: ca. 10 € u.a.auf Steam oder GoG (DRM-frei)

*bei Greenmangaming (offizieller Steamkey-Seller) kann man es noch bis zum 31.07. für 7,70 € mitnehmen, wenn man den Code 23PERC-ENTOFF-JULY15 verwendet.

7 Antworten auf „Indie-Review: Toren“

Mist, da warst du nun schneller als ich. 😀 Ich habe es kürzlich auch durchgespielt, aber mein Review immer noch nicht fertig geschrieben. *g*

Ich fand das Spiel gut. Technisch aber nur so lala. Die Welt ist so schön designet und es gibt eine Menge toller Eindrücke. Hat mir sehr gut gefallen. Trotz vieler Macken war es ein schöner Abend. Werde die Entwickler wie du im Auge behalten. Toren mag nicht perfekt gewesen sein, aber die Story und die Welt waren so schön gestaltet, ich möchte wissen was von denen noch kommt. 🙂

Dabei habe ich mir schon fast 2 Wochen mit dem Review Zeit gelassen xD Es fiel mir auch nicht leicht, Toren zu kritisieren, weil einiges am Spiel halt einfach sehr sympathisch und lobenswert ist, aber ich denke (oder hoffe), es ist trotzdem kein „abschreckendes“ Review geworden. Bin mal auf deine Worte gespannt 😉

Es ist im Moment etwas schwierig, die nötige Zeit zu finden. Zuletzt hatte ich mein Review zu Life Is Strange Episode 4 geschrieben. Angefangen hatten ich es in der Nacht und bis kurz nach halb 1 geschrieben … dann stand auf einmal mein größerer Sohn neben mir und wollte ohne Mama nicht mehr ins Bett. 😀 Egal wann ich schreiben möchte – irgendwer macht mir immer einen Strich durch die Rechnung. *g*

Doch, es ist zum Glück eine abschreckende Kritik! Es juckte ja schon mir Toren zuzulegen, trotz der oftmals erwähnten Schwächen, aber nun warte ich lieber auf den nächsten Sale. Danke! 🙂

Toll, jetzt habe ich fast ein schlechtes Gewissen, aber ich war halt nur ehrlich. Kannst ja dann noch mal schauen, was Totallygamergirl dazu sagt 😉 Btw bei Greenmangaming (offizieller Steamkey) kann man es noch bis zum 31.07. für 7,70 € mitnehmen, wenn man den Code 23PERC-ENTOFF-JULY15 verwendet.

Nee, das hast du jetzt verbockt! 😉
Ich denke, maximal 5 € sollten es sein, für ein Spiel mit kurzer Laufzeit, von dem man weiß, dass es nicht wirklich überzeugt, aber seine schöne Momente hat. Auf die freue ich mich auch, aber das hat ja keine Eile…

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