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Angespielt Indie Preview

Hardcore-Plattformer trifft Fun-Racer? RUMP! angespielt

Plattformer sind zwar fast so alt wie die Videospiele selbst, aber die Welle der bockschweren Präzisions-Plattformer ist erst mit dem riesigen Erfolg von Super Meat Boy so richtig ins Rollen gekommen. Seither versuchen regelmäßig neue Herausforderer, dem Fleischklops die Krone abzujagen, ohne dabei zu sehr von der bewährten Formel abzuweichen. Nicht so das Hamburger Indie-Studio Dedication Labs, die ihrem Plattformer RUMP! kurzerhand eine dritte Dimension spendierten.

Dadurch mag es auf den ersten Blick vielleicht wie ein typischer 3D-Plattformer aus den späten 90ern wirken, aber tatsächlich ist es den nervenaufreibenden Geschicklichkeitstests von Meat Boy viel ähnlicher als einem Super Mario 64. Hier geht es nicht um die Rettung einer holden Maid oder das fröhliche Erkunden einer bunten Welt, sondern um Geld und Ruhm. Naja, zumindest im übertragenen Sinne, denn in den kleinen Levels finden sich Goldmünzen, die ihr einsacken müsst, ehe sich der Ausgang öffnet und die schnellsten Spieler dürfen sich in die Ranglisten eintragen.

Wer jedoch eine echte Spitzenzeit erreichen will, der sollte möglichst frustresistent oder einfach nur sehr hartnäckig sein, denn schon ein kleiner Fehler kostet euch entweder wertvolle Sekunden oder direkt das Leben. Ob Gräben voller Säure, riesige Sägeblätter oder endlose Abgründe, so ziemlich alles, was euch schon in anderen Plattformern den letzten Nerv geraubt hat, kostet euch auch hier bei der kleinsten Berührung das Leben. Damit man trotzdem auch nach dem zehnten Sprung in den Tod noch nicht in die Tastatur beißt, haben die Entwickler ein paar Vorkehrungen getroffen. Zum einen lässt sich mit einem simplen Tastendruck sofort ein neuer Versuch starten und zum anderen ist das Handling einwandfrei. Controller werden zwar auch unterstützt, aber wer wirklich Rekorde brechen will, der sollte zu Maus und Tastatur greifen, denn nur damit schafft man perfekte Richtungswechsel. Und damit erinnert es dann sogar etwas an die pfeilschnellen Arena-Shooter der späten Neunziger.

Neben der einsamen Jagd nach Bestzeiten hat RUMP! aber auch noch einen Online-Part zu bieten und der ist für mich das eigentliche Highlight des Spiels. Bis zu sechs Spieler finden sich in einer Lobby zusammen und können sich dann auf verschiedenen Karten im Racemode und im Deathmatch Saures geben. Letzteres funktioniert wie in traditionellen Shootern auch und platziert einfach eine handvoll Waffen in einer Arena, mit denen ihr euch dann die Köpfe wegballert. Durch das Jump & Run-Handling inklusive Doppelsprung seid ihr allerdings deutlich mobiler und diverse Fallen sorgen auch hier für so manch überraschendes Ableben.

Der Racemode ist wiederum eine amüsante Kreuzung aus Fun-Racer und 3D-Plattformer, was so gut funktioniert, dass man sich beim Spielen fragt, warum diese Kombination nicht schon viel öfter versucht wurde. Hier müsst ihr nicht nur mehrere Runden auf einem mit Fallen und Abgründen gespickten Parcours möglichst schnell hinter euch bringen, sondern ihr könnt wie in Mario Kart & Co. unterwegs auch noch Items einsammeln, die euch zum Beispiel kurz unverwundbar oder euren Gegenspielern das Leben schwer machen. Und da ihr im Vergleich zu einem Kart-Racer auch noch deutlich beweglicher seid, könnt ihr die Items auch etwas kreativer einsetzen. Natürlich ist das Balancing der Items noch nicht ideal und die Auswahl an Strecken sowie Waffen noch etwas zu dünn, aber für zahlreiche Lacher und zerstörte Freundschaften sind Minen, Enterhaken und Co. jetzt schon gut genug.

Optisch ist RUMP! leider bestenfalls Mittelmaß, was vor allem an den doch recht abgedroschenen Umgebungen liegt. Wenn man mit seinem Design sowieso eher in Richtung Comedy geht und beispielsweise Charaktere ohne Gliedmaßen präsentiert, warum tobt man sich dann nicht auch bei den Umgebungen richtig aus, statt uns durch dröge Baustellen, Abwasserkanäle und Häuserschluchten zu schicken? Ein weiterer Makel der aktuellen Early Access Version (Build #4720) ist der bereits angesprochene Umfang. In der Solo-Kampagne gibt es bislang nur ein Kapitel, bestehend aus rund 40 Kursen, die wiederum auf sechs Gebiete verteilt sind. Die hat man schon nach 2 bis 3 Stunden alle mal gesehen und dann bleiben nur noch die Suche nach noch schnelleren Wegen zum Ziel und die (teils wirklich teuflisch gut) versteckten Collectibles als Zeitvertreib. Der amüsante Mehrspieler ist leider nahezu ausgestorben, wobei man die Server mit einem Update oder gar einem Free Weekend wiederbeleben könnte.

Was mich zum derzeit größten Problem des Spiels führt, denn das letzte Update kam im Juli 2016 und seither ist es verdächtig still geworden. Auf meine Emails habe ich auch nach Wochen noch keine Antwort erhalten und so ist zu befürchten, dass der Hamburger Indie bereits kurz vor der Schließung steht. Die Websites sind jedoch noch online und daher will ich RUMP! und die Dedication Labs noch nicht ganz abschreiben. Es wäre in jedem Fall schade um das Spiel, denn Spaß macht es schon jetzt und mit mehr Umfang sowie dem nötigen Feintuning könnte es zu einem echten Geheimtipp im ziemlich umkämpften Plattformer-Genre werden.

Entwickler/Publisher: Dedication Labs | Plattform: PC
Genre: Präzisions-Plattformer / Fun-Racer / 3D | Release: Februar 2016
Preis: 11,99 € auf Steam | Twitter | Website

3 Antworten auf „Hardcore-Plattformer trifft Fun-Racer? RUMP! angespielt“

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