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Gedankenspiel

Battlefield 4 und die Kampagne, die keiner braucht

Eigentlich wollte ich ja nur meine Festplatte aufräumen und endlich mal Battlefield 4 deinstallieren, weil ich es nur noch selten spiele und es obendrein ziemlich viel Platz belegt. Dann fiel mir aber ein, dass ich in all den Jahren nicht ein einziges mal die Einzelspieler-Kampagne ausprobiert hatte und da ich das Spiel wohl höchstwahrscheinlich nie wieder installieren werde, holte ich das doch noch schnell nach.

Ich habe nie so recht verstanden, warum ein Battlefield überhaupt eine Kampagne braucht und war immer der Meinung, dass man diese Ressourcen lieber in den Mehrspieler oder Bot-Matches stecken sollte. Und offenbar ist auch DICE nicht so ganz klar, ob sie diese Solo-Parts nun mögen oder eigentlich nur Mehrspieler-Schlachten wollen. In den beiden Bad Company-Spinoffs war auch der Story-Part recht gelungen, aber in der Hauptserie wirkt es dann doch meist eher wie ein Anhängsel, das man halt dabei hat, damit man es auf die Packung schreiben und die PR-Abteilung noch ein paar Setpieces präsentieren kann.

Letzteres ist auch definitiv gelungen, denn selbst sechs Jahre später können sich manche Umgebungen und insbesondere die Charaktermodelle der Kampagne noch sehen lassen. Was eigentlich nicht überraschen sollte, wenn man bedenkt, dass auch hier schon die dritte Version der hauseigenen Frostbite-Engine zum Einsatz kam. Die tolle Optik ändert aber leider nichts daran, dass man die spielerischen Stärken von Battlefield in der Kampagne mal wieder konsequent ignoriert hat.

Der Mehrspieler ist in seinen besten Momenten wie damals der Sandhaufen im Garten meiner Eltern. In meiner Kindheit schlugen mein Bruder und ich dort heroische Schlachten mit kleinen grünen Soldaten, Panzern und Flugzeugen aus billigstem Plastik. In gewisser Weise ist eine Partie in Battlefield die Übertragung dieser kindlichen Vorstellung von militärischen Konflikten in die virtuelle Welt. Es geht hier nicht um Ideologie, nicht um gut gegen böse und schon gar nicht um Leben und Tod. Die meisten Spieler denken keine Sekunde darüber nach, ob sie gerade als Soldat der Chinesen oder der USA unterwegs sind. Die Gedanken drehen sich eher darum, an welchem Spawnpunkt man einsteigt und ob man sich mal wieder traut, einen Heli zu fliegen oder doch lieber mit dem Panzer für Zerstörung sorgt. Der Mehrspieler ist eine Sandkiste voller Plastikspielzeug, in der 64 Rambos vergnügt um Fahnen kämpfen, die niemandem etwas bedeuten.

Die Kampagne ist in vielerlei Hinsicht das Gegenteil davon. Mit langen Zwischensequenzen und viel patriotischem Blabla will man dem Spieler klarmachen, dass er hier die freie Welt vor den bösen Soldaten aus dem Osten schützen muss. Mit diesem abgedroschenen Thema könnte ich ja vielleicht noch leben, aber obwohl das Spiel sich bei der Geschichte total ernst nimmt, war mir schnell völlig egal, wer wir sind und warum ich die da drüben jetzt abschießen muss. Der Hauptcharakter und seine Kameraden sind letztlich wieder nur das übliche Klischee vom guten, selbstlosen Soldaten ohne echte Persönlichkeit und einen richtigen Bösewicht gibt es im Grunde gar nicht. Irgendein chinesischer General will putschen und einen Weltkrieg anzetteln, oder so ähnlich… Während man sich durch die gesichtslosen Truppen ballert, denkt man darüber aber sicher nicht nach, das kommt höchstens während der Zwischensequenzen mal kurz ins Gedächtnis.

Es gibt also viel Drama ohne Sinn und ohne Verstand, aber das größere Problem ist die eigentliche Spielmechanik. In der Kampagne nimmt man euch nämlich den Sandkasten mitsamt dem ganzen Spielzeug einfach wieder weg. Stattdessen führt man euch an der Hand durch schlauchartig designte Levels und setzt euch alle paar hundert Meter einige Zielscheiben vor die Nase. Die Dynamik und die spielerische Abwechslung des Mehrspielers sind verschwunden. Ja, hier und da gibt es auch mal ein Fahrzeug zu bemannen und/oder zu bekämpfen und manchmal darf man sogar selbst entscheiden, ob man jetzt links oder rechts um das Haus herum geht. Die allermeiste Zeit über sagt euch das Spiel aber ganz genau was ihr zu tun habt, wann ihr es zu tun habt und welches Spielzeug ihr dafür benutzen dürft. Natürlich ist das alles komplett gescriptet und regelmäßig gibt es die typischen Blockbuster-Szenen, in denen um euch herum alles in die Luft fliegt und ihr auf spektakuläre Weise dem Tod von der Klinge springt. Das mag auch prinzipiell ein akzeptables Konzept sein, in einem Battlefield will ich aber eben kein Statist in einem seichten Action-Streifen sein, sondern selbst entscheiden, welche Rolle ich in der Schlacht spiele. Mit einem C4-Taxi den verhassten Panzer zu zerlegen, nachdem man zuvor zig Tickets kläglich verschwendet hat, fühlt sich eben einfach heroischer an als jede noch so aufwendig inszenierte Script-Sequenz. Auch wenn es dafür am Ende nur um bedeutungslose Fahnen und Tickets statt um den Weltfrieden geht.

screenshot battlefield 4 beach
screenshot battlefield 4 tank
screenshot battlefield 4 gasse
screenshot battlefield 4 fountain

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