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Indie Review / Test

Indie-Review: Never Alone

Ob nun im reichen Europa oder in den Slums von Bangladesch, Videospieler finden sich heute überall auf der Welt. Doch während die Spieler rund um den Globus zu finden sind, kommen die kreativen Köpfe hinter den Spielen fast immer aus den gleichen Ländern und Kulturen. Never Alone ist da eine der großen Ausnahmen und nicht zuletzt deshalb entschied ich mich letztes Jahr auch dazu, den Titel vorzubestellen.

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Das Spiel entstand in enger Zusammenarbeit mit Ureinwohnern Alaskas und erzählt eine uralte Geschichte dieses Volkes. Darin kämpft sich das junge Mädchen Nuna durch einen scheinbar nie enden wollenden Schneesturm und trifft dabei sowohl auf wilde Tiere als auch auf geheimnisvolle Fabelwesen. Eine ganz besondere Rolle spielt dabei ein kleiner Polarfuchs, der sie gleich zu Beginn ihrer Reise vor einem Eisbären rettet und fortan nicht mehr von ihrer Seite weicht. Gemeinsam machen sie sich schließlich auf die Suche nach der Ursache dieses endlosen Sturms.

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Auf dem beschwerlichen Weg durch die Arktis müsst ihr dann eine Mischung aus Sprungpassagen und kleinen Denkaufgaben meistern, was von der Mechanik her oft an Spiele wie Limbo oder Trine erinnert. Letzteres diente vielleicht auch als Inspiration für das Koop-Element in Never Alone, denn der Polarfuchs ist nicht nur ein niedlicher Sidekick, sondern ein gleichberechtigter Spielcharakter. Ihr könnt jederzeit zwischen den beiden hin und her wechseln, wobei der andere Part stets von der KI übernommen wird und euch auf Schritt und Tritt folgt. Und wechseln müsst ihr recht häufig, denn natürlich könnt ihr so manche Passage nur überwinden, wenn ihr die Fähigkeiten der beiden kombiniert.

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Zu Beginn beschränkt sich das noch auf relativ simple Aufgaben, bei denen ihr zum Beispiel mit dem Polarfuchs einen höher gelegenen Bereich erklimmt, von wo aus ihr dem Mädchen ein praktisch platziertes Seil zukommen lasst und an anderer stelle müsst ihr wiederum mit Nuna die eine oder andere Kiste verschieben. Interessant wird es aber erst mit den Spezialfähigkeiten der beiden. Der Polarfuchs hat nämlich einen Draht zum Übernatürlichen und kann damit spirituelle Wesen als Plattformen einsetzen und ein Stück weit bewegen. Nuna bekommt im Gegenzug nach ein paar Kapiteln eine Wurfwaffe, die sogenannte Bola. Damit kann sie nicht nur Eisflächen aufbrechen, sondern auch dem Fuchs helfen, die Geister zu befreien.

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Die meiste Zeit funktioniert das Zusammenspiel der beiden auch recht gut, aber wer kann, der sollte sich unbedingt einen menschlichen Mitspieler an seine Seite holen und im lokalen Koop durch die Arktis stapfen. Gerade zum Ende hin gibt es nämlich doch so ein paar Abschnitte, die zwar nicht übermäßig kompliziert, aber doch recht hektisch sind und gemeinsam etwas frustfreier zu meistern sind.

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Trotz des ungleichen Duos schafft es Never Alone jedoch leider nur selten in spielerischer Hinsicht Spannung zu erzeugen. Sowohl die Sprungpassagen als auch die kleinen Knobeleinlagen sind zwar größtenteils einwandfrei umgesetzt worden, aber all das hat man vielen anderen Spielen schon deutlich interessanter und vor allem fordernder erlebt. Für die Entwickler stand ganz offensichtlich die Präsentation der uralten Inupiat Geschichte und ihrer majestätischen Heimat an erster Stelle. Und das ist auch gut so, denn optisch fängt man die wunderbare Eislandschaft sehr gut ein und das stumme Heldenduo wächst einem sofort ans Herz. Die Geschichte ist zwar nicht allzu komplex aber sie wird dank passenden Animationen sowie einem echten Inupiat-Sprecher sehr authentisch erzählt und gewährt einen seltenen Einblick in die reichhaltige Kultur dieses beinahe vergessenen Volkes. Dieser Effekt wird durch eine mitgelieferte Dokumentation, die ihr nach und nach freispielt, auch noch verstärkt, was wiederum die recht kurze Spielzeit (ohne Doku) von 2-3h etwas ausgleicht.

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Never Alone bleibt ein wenig hinter seinen Möglichkeiten zurück, aber es besitzt jede Menge Charme und leistet seinen Beitrag zur Bewahrung einer vom aussterben bedrohten Kultur und ihres Lebensraums. Schon das allein erfordert sowohl Mut als auch Hingabe und sollte unterstützt werden, denn es erweitert nicht nur den Horizont von uns Spielern, sondern des ganzen Mediums.

Publisher: E-Line Media | Entwickler: Upper One Games
Genre: Plattformer / Koop / 2.5D | Plattform: PS 4 / Xbox One / Wii U / PC / Mac
Pad Support: ja | Release: November 2014
Preis: ca. 15 € via Steam oder PSN / Xbox Live / eStore | Website

8 Antworten auf „Indie-Review: Never Alone“

Stimmt, sehr fordernd ist es nicht, da hat man wirklich vor allem Wert auf die Präsentation gelegt. Fand ich für mich aber völlig ok. Es sind nicht alle Tage gleich. An manchen Abenden bin ich noch in der Stimmung für viel Anspruch und Co., an anderen darf es schlichter ausfallen. Für die zweite Kategorie sind solche eher einfachen Spiele gut geeignet, da auch kaum Frust aufkommt – wobei Never Alone technisch leider ein paar Macken hat, die nerven können. Trotzdem wünsche ich mir mehr solcher Spiele. Ich fand es spannend, während des Spiels die Doku freizuschalten, die ich interessant finde. Hätte von mir aus gern noch länger ausfallen dürfen.

Man merkt eben, dass sie ein Spiel für alle machen und die „nicht-Spieler“ nicht überfordern wollten. Wie gesagt, für mich sind die Schwächen aber auch kein Beinbruch.

Für die Spieler die vor allem Anspruch suchen, gibt es ja auch Dinge wie Dark Souls. Es kann nicht jedes Spiel jede Zielgruppe mitnehmen. Ich denke die Ausrichtung hier auf Casual hat dem Spiel nicht geschadet. Die Zielgruppe dürfte aufgrund des Themas eh nicht sooo groß sein. Umso schöner ist es, wenn dann auch ein kaum erfahrener Spieler Spaß dran haben kann. Ich glaube da interessiert es auch eher noch jemanden, als den typischen Core-Gamer.

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