Dass Verschwörungstheorien guter Stoff für Entertainment aller Art sind, wissen wir nicht erst seit Deus Ex und Akte X, aber in Spielen werden sie trotzdem nur selten thematisiert. Das Team von Epiphany Games findet das offenbar genauso schade wie ich und darum dreht sich in Majestic Nights alles um die geheimen Machenschaften der Vereinigten Staaten.
Das episodische Action-Adventure versetzt euch in eine alternative Version der 80er Jahre, die wie der feuchte Traum aller Liebhaber modischer Aluhüte anmutet. Von der Area 51 bis zum Kennedy-Attentat scheinen sich hier nämlich alle großen Verschwörungstheorien auf die eine oder andere Weise zu bewahrheiten und ihr versucht, das zu beweisen. In Episode 0, die zugleich als Demo und als Prolog dient, spielt ihr den geheimnisvollen Cardholder, der offenbar auf einer Art Rachefeldzug gegen die US-Regierung sowie ihre zahlreichen Geheimdienste ist. Darum besucht er gleich zu Beginn seinen alten Bekannten Beardsley, der sich zwar nicht gerade über den Besuch freut, ihm dann aber doch brauchbare Informationen liefert. So kommt Cardholder auf die Spur des Regisseurs Irving Rubric, der allem Anschein nach mit der Regierung unter einer Decke steckt und ihr dabei hilft, die Bevölkerung zu manipulieren.
Da ihr eigentlich immer auf der Jagd nach Informationen seid, machen die Gespräche mit NPCs auch einen wichtigen Teil des Spiels aus. Dabei dürft ihr zumeist auch verschiedene Dialogoptionen wählen, um das Gespräch in eine bestimmte Richtung zu lenken. Hier und da könnt ihr mal jemanden bestechen, um euch einen kleinen Vorteil zu verschaffen und an anderer Stelle kann die falsche Antwort auch für handfesten Ärger sorgen, aber im Vergleich zu Dialogmonstern wie etwa Biowares Mass Effect, wo auch eure Gesinnung eine Rolle spielt, ist das System von Majestic Nights doch eher simpel. Oft könnt ihr sogar einen NPC einfach erneut ansprechen und einfach den anderen Gesprächspfad wählen, so als hätte das vorherige Gespräch nie stattgefunden. Das nimmt den Entscheidungen leider viel von ihrer Dramatik, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob das von den Entwicklern überhaupt so gewollt ist, oder später noch geändert wird.
Nach dem Treffen mit Beardsley geht es zurück zum Safehouse von Cardholder, wo ihr die zweite Seite von Majestic Nights kennenlernt. Sein Unterschlupf wird nämlich gerade von vielen Leuten in schwarzen Anzügen auf den Kopf gestellt und ihr müsst euch nun schleichend einen Weg durch die Räume bahnen, um eure Ausrüstung zu retten. Dank der isometrischen Perspektive sind diese Stealthpassagen natürlich kein Vergleich zu Spielen wie Splinter Cell oder Metal Gear Solid, aber es macht dennoch Spaß, die Laufwege der Feinde zu studieren und sich dann vorsichtig von Raum zu Raum zu tasten. Wenn ihr euch an eine Wand lehnt, dann zoomt die Kamera noch ein Stück raus, so dass ihr die Umgebung noch etwas besser im Blick habt und im Schatten seid ihr natürlich besonders schwer zu entdecken.
Solltet ihr mal entdeckt werden, dann ist die Mission aber noch nicht zu Ende, sondern ihr könnt noch flüchten, oder ein paar Anzuträger mit Waffengewalt aus dem Weg räumen. Ob ihr dabei zur Klinge und einer schallgedämpften Pistole greift oder doch lieber mit dem Sturmgewehr aufräumt, hängt indes von eurer Ausrüstung ab, die wiederum erst gefunden werden will. Bei den Kämpfen offenbart sich dann auch die bislang größte Schwäche von Majestic Nights, denn die KI ist doch leider ziemlich simpel gestrickt. Von Taktik oder Deckung haben sie noch nie etwas gehört und sie fallen auch noch auf den uralten Trick rein, bei dem ihr einfach hinter einer Ecke wartet, bis sie nacheinander zur Tür reinkommen und sich bequem abmurksen lassen. Am Gameplay muss das Team von Epiphany Games also in den kommenden Episoden (insgesamt 6 davon wird es in Staffel 1 geben) noch feilen.
Die Optik erinnert mich dank des Comic-Looks vor allem an The Walking Dead und reißt genauso wie Telltales Hit-Serie technisch zwar keine Bäume aus, tut der guten Atmosphäre und dem Vibe eines 80er Thrillers aber keinen Abbruch. Das liegt vor allem an dem großartigen Soundtrack von Das Fokks, bei dem die Herzen aller Synthwave-Fans direkt anfangen im Takt zu schlagen. Storytechnisch macht man in der ersten Episode nach der Demo eigentlich alles richtig und deutet viele Dinge an, nur um euch dann mit einem fiesen Cliffhanger und jeder Menge Fragen zurückzulassen.
Bei einem Preis von knapp 20 € für die komplette Staffel wird man Majestic Nights unweigerlich mit anderen episodischen Titeln wie etwa den Telltales vergleichen und dann fällt das kleinere Budget zweifellos auf. Trotzdem bereue ich den Kauf nicht und kann es kaum erwarten, dieser riesigen Verschwörung weiter auf den Grund zu gehen. Außerdem gibt es den Soundtrack als Bonus und der ist so gut, dass ich ihn mir auch separat noch gekauft hätte.
Publisher/Entwickler: Epiphany Games
Genre: Action-Adventure / Stealth / Thriller / 2.5D | Plattform: PC / Mac / iOS / Android
Release: Oktober 2014 | Pad Support: ja | Offizielle Website | Bandcamp
Preis: ca. 20 € via Steam
4 Antworten auf „Indie-Review: Majestic Nights – Episoden 0 & 1“
Das Spiel klingt eigentlich wirklich recht interessant, außerdem kann ich mir nicht helfen aber als ich den ersten Screenshot gesehen habe musste ich irgendwie an die Urbz denken ^^“… das hat mich schon ein bisschen nostalgisch werden lassen!
Okay, die Urbz hatte ich schon wieder ganz vergessen, aber mit der Perspektive ist natürlich schon eine gewisse Ähnlichkeit da ^^
Klingt in der Tat interessant. Mehr die Story als das Gameplay, aber das Ding behalte ich im Hinterkopf, bzw. kommt das auf die Steam Wunschliste.
Langsam muss man aber aufpassen, dass die Episodenformate nicht Überhand nehmen. Wird immer schwieriger (und gerade umso älter man wird… ;-)) bei jedem der Spiele am Ball zu bleiben.
Ja, das finde ich auch immer etwas schwierig und da wäre es natürlich super, wenn sie immer so einen Rückblick wie bei TV-Serien anbieten würden.