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Indie Review / Test

Indie-Review: Halfway

Vor zwei Jahren erweckte Firaxis die legendäre XCOM-Serie zu neuem Leben und begeisterte damit viele Strategen der alten Schule. Doch man braucht nicht unbedingt ein großes Triple-A-Studio und die neueste Unreal Engine, um ein motivierendes TBS mit SciFi-Setting zu bauen. Der beste Beweis dafür ist aktuell Halfway, der Debüt-Titel des deutschen Indie-Entwicklers Robotality.

Einige hundert Jahre in der Zukunft haben die Menschen endlich die Technologie, um die riesigen Distanzen des Alls zu überwinden und somit breiten sie sich in alle Himmelsrichtungen aus. So ganz ungefährlich sind diese Reisen allerdings nicht, denn hin und wieder verschwindet eines der gigantischen Raumschiffe und niemand kann sagen, was mit ihnen passiert ist. Eines Tages verschwindet schließlich auch die Goliath und unglücklicherweise gehört ihr zu ihrer Besatzung.

screenshot halfway robotality pc 2

Der Bordcomputer holt euch aus dem Cryo-Schlaf und informiert euch darüber, dass die Goliath attackiert wird. Von wem oder was erfährt ihr jedoch nicht, also macht ihr euch erst mal auf die Suche nach anderen Besatzungsmitgliedern. Nach ein paar Sätzen mit der Kollegin Linda scheint alles noch auf einen Fehlalarm hinzudeuten, doch dann spürt ihr plötzlich einen heftigen Hypersprung und in der nächsten Sekunde wankt Johannson um die Ecke, der euch unvermittelt angreift. Was auch immer die Goliath attackiert, es hat offenbar einen Großteil der Besatzung unter seiner Kontrolle und schickt sie nun auf die Jagd nach den letzten Überlebenden.

Mit letzter Kraft schlagt ihr euch erst mal bis zu einem der Quartiere durch, wo ihr euch verbarrikadiert und überlegt, wie es weitergehen soll. Der Plan ist klar: bessere Ausrüstung zusammentragen, nach Unterstützung suchen und schlussendlich herausfinden, was zum Teufel mit der Goliath passiert ist.

screenshot halfway robotality pc 3

Mission für Mission kämpft ihr euch anschließend durch die verschiedenen Ebenen des riesigen Schiffes. Die leider recht kleinen Areale könnt ihr, wie im Genre üblich, zunächst frei erkunden, aber sobald ihr auf Feinde trefft, die an festen Positionen warten, wechselt das Spiel in den Kampfmodus und alle Aktionen müssen mit den sogenannten Action Points bezahlt werden. Im Gegensatz zum Genre-Klassiker Jagged Alliance habt ihr davon allerdings nur zwei und jede Aktion kostet euch genau einen davon. Das schränkt die taktischen Möglichkeiten natürlich etwas ein, aber langweilig wird es trotzdem nicht. Dafür sorgen u.a. die verschiedenen Charaktere, von denen es insgesamt acht gibt und die jeweils über eine passive und eine aktive Spezialfähigkeit verfügen.

screenshot halfway robotality pc 4

So kann der Hacker des Teams zum Beispiel den Schild eines Gegners deaktivieren und der Scharfschütze Samuel verteilt gerne Kopfschüsse. Die passiven Talente wirken sich wiederum auf die Effektivität von Items aus, verbessern die Schildregeneration und dergleichen. In vielen Missionen dürft ihr außerdem nur maximal vier Personen mitnehmen und oft sind 1-2 davon schon durch die Story vorgegeben, was ihr natürlich in euren taktischen Überlegungen berücksichtigen müsst. Zu guter Letzt gibt es auch noch drei Charakterwerte, die sich ausschließlich mit gefundenen Items steigern lassen, sowie die Ausrüstung (u.a. Waffen und Rüstungen), mit denen ihr eurer Truppe den Feinschliff verpassen könnt.

screenshot halfway robotality pc 1

Die taktischen Scharmützel von Halfway sind absolut solide und teilweise auch mal richtig fordernd, aber die Stärken des Spiels liegen für mich vor allem bei der tollen (wenn auch etwas abwechslungsarmen) Retro-Optik und der guten Atmosphäre, die nicht zuletzt durch den hervorragenden Ambient-Soundtrack aus der Feder von Gavin Harrison entsteht.

Gerade wenn man mal wieder eine Mission nur knapp überstanden hat und sich dann in seiner kleinen Basis neu ausrüstet und sich die Sorgen der Kameraden anhört, kommt eine sehr eigene und fast schon schwermütige Stimmung auf, die großartig mit dem Setting und der Optik harmoniert. Dadurch wachsen einem auch die Charaktere ein wenig ans Herz, obwohl die Story sonst leider eher etwas dünn geraten ist. Taktik-Fans sollten also zuschlagen und das kleine Team aus Hameln unterstützen.

Entwickler Robotality | Publisher ChuckleFish | Release: Juli 2014
Genre: Rundenstrategie / RPG-Elemente / 2D | Plattform: PC / Mac / Linux
Preis: ca. 10 € beim Entwickler (via Humble) bzw. auf GOG oder ca. 13 € auf Steam
Pad Support: nein | Website | Twitter

8 Antworten auf „Indie-Review: Halfway“

Erinnert mich stark an Steam Marines (immer noch Early Access), auch grafisch. Scheint wohl so eine Art „Game Maker System“ zu sein, worauf einige Spiele basieren. Wenn dabei solche Runden/Taktikspiele bei heraus kommen, kann es mir nur recht sein. Kommt mal auf meine Liste 🙂

Also von GameMaker oder einer anderen Middleware/Engine habe ich bzgl. Halfway nichts gefunden, aber Pixel Art kann sich natürlich auch ohne die gleiche Engine optisch ähneln. Vielleicht hatten sie auch nur zur gleichen Zeit die gleiche Idee ^^

Aber so ein bisschen gewagt ist der Vergleich mit XCOM schon, oder? In Sachen Storx, Spieltiefe und Wiederspielbarkeit (ok, die Präsentation kam man außen vor lassen) wirkt Halfway auf mich nach deinem Beitrag eher nach 2. Liga. Von allem ein bisschen weniger. Trotzdem: Wenn es charmant ist und im nächsten Sale günstig zu holen ist, könnte ich zuschlagen.

Klar, es ist höchstens ein X-Com-Lite, aber es ist dennoch der passendste Titel, um die Vorstellungen in die richtige Richtung zu lenken. Haben auch viele andere Spieler damit verglichen, aber man sollte bei einem kleinen Indie-Titel natürlich nicht erwarten, dass er auf Augenhöhe spielen kann 😉

Na klar kann ich das erwarten! Aber hallo! 😉 Ich liebe ja XCOM, aber besonders im Kerngameplay ist noch ausreichend Luft vorhanden. Das Balancing in den Kämpfen selbst etwa (XCOM wird im Verlauf eher einfacher als schwerer) oder innerhalb der Gruppe. Zwei Mechs (oder wie sie bei XCOM heißen), ein Sanitäter und drei Scharfschützen und man ist nahezu unschlagbar.
Bei der Präsentation und dem Bohei drumherum sehe ich das ein, dass ein kleiner Entwickler nicht mithalten kann, aber mit Blick z.B. auf The Banner Saga sieht man, wie viel im Gameplay/Balancing noch machbar ist und wo es schnurz ist, wie Indie oder AAA ein Spiel ist.

Ich glaube, The Banner Saga hatte dank KS auch ein deutlich höheres Budget (als Halfway), aber ich verstehe schon, was du sagen willst und stimme dir da auch irgendwo zu. Wenn es dir also nur um anspruchsvolles TBS/TBT-Gameplay geht, dann hat Halfway vermutlich zu wenig zu bieten.

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