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Gedankenspiel: Geschriebenes Wort vs. bewegte Bilder

Eigentlich besteht der klassische Blog ja ausschließlich aus Text und ein Paar Bildern, aber inzwischen gibt es unzählige Blogs, auf denen die Autoren eigentlich nur Videos einbinden. Youtube ist nämlich voll von Spielern, die sich und ihr Spiel aufnehmen und auf möglichst viele Zuschauer hoffen. Für die meisten scheint dabei vor allem das folgende Motto zu gelten: Hauptsache auffallen! Sei möglichst laut und die Leute lieben dich, weswegen gefühlt auch jeder zweite Youtube Gamer Horror-Spiele spielt und bei jedem noch so kleinen Schockeffekt wie ein abgestochenes Schwein ins Mikro brüllt. Also doch nur das ideale Medium für Selbstdarsteller, von denen es im Netz ja mehr als genug gibt?

Ich persönlich bin dem Hype um Let’s Plays und Co. bislang noch nicht verfallen, aber ich frage mich inzwischen doch des Öfteren, auf welche Weise man nun am besten über Videospiele berichten kann und wohin sich der Spielejournalismus entwickelt. Gute Videospiele bestehen aus sehr verschiedenen Komponenten, – Bild, Ton und die Interaktion – die erst im Zusammenspiel ihre volle Wirkung entfalten und das Spiel von den anderen Medien abheben können. Ist dadurch nicht womöglich die klassische Besprechung eines Spiels in Textform – meist kombiniert mit ein Paar Bildern – gar nicht der richtige Weg, um ein Spiel angemessen zu beschreiben?

Als Jugendlicher habe ich leidenschaftlich gern Giga Games geschaut und fand die Sendungen sowohl informativ als auch lustig, aber auf Dauer ist deren Konzept ja auch nicht aufgegangen. Mit Plattformen wie Twitch oder Youtube und erschwinglicher Technik haben wir inzwischen aber selbst die Möglichkeit, solche Formate ganz ohne teures Studio und zig Mitarbeiter hinter den Kulissen zum Leben zu erwecken. Wenn ich mir dann aber den Großteil der Let’s Plays, Streams etc. anschaue, dann bin ich jedoch in der Regel entweder gelangweilt, genervt oder empfinde es im schlimmsten Fall sogar als Beleidigung für meine Intelligenz.

Die Technik allein macht also noch kein interessantes Format. Was aber braucht es, damit man sich gebannt Videospiele anschaut, statt sie einfach selbst zu spielen? Ist am Ende doch der Text der beste Weg oder haben wir die optimale Form der Berichterstattung noch gar nicht gefunden? Eine befriedigende Antwort darauf habe ich leider noch nicht gefunden, aber in meinem Kopf geistern verschiedene Konzepte umher und bislang scheint mir eine Kombination von klassischen Texten und gut gemachtem Videomaterial noch am erfolgversprechendsten zu sein.

Was gefällt euch am besten? Habt ihr Let’s Player auf Youtube abonniert und seid jeden Abend bei eurem liebsten Streamer live dabei oder bevorzugt ihr vielleicht doch eher die gediegene Lektüre eines ausführlichen Artikels in einem unabhängigen Blog oder gar in einem der letzten Print-Magazine?

12 Antworten auf „Gedankenspiel: Geschriebenes Wort vs. bewegte Bilder“

ch schaue ziemlich viele Internet-Reviews und Video Game Content, allerdings so gut wie keine Let’s Plays und auch nur auf englisch. Weil ich noch niemanden gefunden habe, der das auch nur halb so gut/lustig/informativ auf deutsch hinbekommt. ColdMirror ist ok und die Videos von pixelkitsch.de mag ich auch gerne, ansonsten habe ich bei vielen deutschen youtubern (oder wie das auch immer heisst) das Gefühl, dass deren Publikum aus dressierten Affen bestehen muss.

Ich denke, das liegt aber hauptsächlich daran, dass im englischen Sprachraum die Videos geskripted sind und nicht einfach blöd drauflos gelabert wird. Das macht schon einen großen Unterschied.

Die Videos/Reviews von GameTrailers finde ich vom Stil her auch nicht verkehrt. Du findest also generell Videos mit Drehbuch und entsprechender Nachbearbeitung besser als freie/spontane Videos im typischen LetsPlay-Stil?

Ich hab ein paar Mal Let`s Plays versucht, fand das aber uuunglaublich langweilig und teilweise eben (wie von dir beschrieben bei Horrorspielen etc) unglaublich dämlich bis hin zu Fremdschämen. Zumal der Informationsgehalt meistens ziemlich gering ist…

Ich muss sagen, dass ich ausführlich Spielreviews sehr selten lese, wenn dann meist zu Mainstream-Releases von Spielen, die ich eben nie selbst spielen würde, ich aber wissen möchte, worum es geht (ergo Informationsgehalt). Bei Indie-Games vermeide ich das lesen sogar größtenteils, weil (parallel zum Film) ich möglichst unbefangen das Spiel erleben möchte. Meistens läuft die Aufmerksamkeit auf ein Spiel über ein Bildreiz irgendwo, Link zur Page etc. suchen, dann nochmal kurz in den Trailer reingucken.

Ich mochte Superlevel.de dafür vor so 1-2 Jahren sehr gern, weil da eben genau das gemacht wurde – unübliche & kurze Posts die irgendwie den Appetit angeregt haben, ohne mir etwas oder zuviel vom Spiel vorwegzunehmen. Das ist für mich bis dato die Ideale Form, die ich zumindest meistens auch versuche einzuhalten.

Ja, das Niveau bei manchen LPs ist schon echt sehr niedrig und hat oft eher was von BigBrother. Dennoch glaube ich, dass man das Grundkonzept des Lets Play auch interessant und mit Anspruch umsetzen könnte.

Bei günstigen Spielen funktioniert diese Kurzform durchaus, aber bei größeren Investitionen wollen die meisten Leser dann doch eher einen ausführlicheren Eindruck vom Spiel bekommen, denke ich.

Was macht denn Superlevel jetzt anders als noch vor 1-2 Jahren? Ich kenne die zwar auch, bin allerdings eher selten auf deren Seite, daher die Frage.

Klar, ich fand auch einige Let’s Plays unterhaltsam – auf diese bin ich aber dann eben aufgrund des Unterhaltungsfaktors hingewiesen worden, nicht aufgrund des Spiels selbst. Aber, das stimmt allerdings, da sollte sich doch was machen lassen. Das hat mich jetzt ein wenig angefixt, selbst was auf die Beine zu stellen, muss ich sagen…. hm…

Da geb ich dir natürlich recht, größere / große / komplexe Spiele fordern natürlich auch eine ausführliche Auseinandersetzung und es ist auch gut, dass es diese gibt. Wie gesagt ist das nur meine Sicht und die hängt einfach mit meinem persönlichen Geschmack zusammen – und zu einem Großteil komm ich, was den Kontakt zu neuen Spielen angeht, wirklich ohne großartig viel geschriebenes Wort aus.

Naja, die haben halt auch ausgebaut, wie das immer so ist. Mehr Leute, mehr Inhalte etc. und eben auch ausführlichere Texte. War aber nicht wertend gemeint, mag die Seite immer noch, hat sich eben nur etwas verändert, das wollte ich damit sagen.

„Die Technik allein macht also noch kein interessantes Format. Was aber braucht es, damit man sich gebannt Videospiele anschaut, statt sie einfach selbst zu spielen? “
Genau deswegen erstelle ich nur kurze Zusammenfassungen von Spielen, damit man ungefähr eine Vorstellung davon hat, wie das Spiel in bewegten Bildern abläuft.

Lets Plays schau ich mir ebenfalls nicht an. Und ja, ich habe damals auch Giga Games geliebt. Aber Giga hatte damals 2 große Unterschiede zu fast allen Lets Plays. Zum einen das Studiogefühl verbunden mit den Witzeleien der Moderatoren. Zum anderen die Tatsache, dass neue teilweise auch unveröffentlichte Spiele gespielt wurden. Das ist eben was ganz anderes, als sich 300 Folgen Minecraft Lets Plays anzuschauen.

Ganz ehrlich, ja ab und dann gugg ich mir mal Gronkh an, aber nur nebenbei und nicht gezielt – aber ich mags irgendwie. Aber generell bleibe ich beim alten Eisen und lese lieber, schau mir Bilder an und anschließend (wenn vorhanden) einen Trailer oder sowas. Diese lets plays … hm keine ahnung, irgendwie ist das für mich zuviel nonsense, zumal die meisten auch wirklich absolte nervige Gülle labern …

Mit Lets Plays komme ich leider gar nicht klar. Für mich fühlt es sich an wie ein Set, über das der DJ durchgehend drüberquatscht. Naja, Äpfel und Birnen. Ist immer problematisch, von einem Medium ins andere zu übersetzen, aber bei Spielen wird es natürlich richtig kompliziert.

Wer weiß, wie sich das entwickelt – früher wurde z.B. jede Tonsprache noch ausgiebig im Print umschrieben, heute bietet man einfach einen MP3-Stream an. Für Spieledemos ist das ja im Zuge des ganzen DRM- und Gated-Beta-Wahns unpraktikabel geworden, imho. Andererseits sind mechanische Erfahrungen für das Publikum auch immer mehr Arbeit als so ein gemütliches Video. Also vielleicht einfach nicht drüberquatschen?

Let’s Plays sind vom Prinzip her schon ganz ok. Ich finde es ist ne spannende Möglichkeit, um nicht mehr so „alleine“ zu spielen. Man bekommt ja Feedback von der gleichen Community mit der man eigentlich „anonym“ spielt (zumindest in Bezug auf Multiplayer Games). Hier finde ich gute Let’s Plays, wo gleich mehrere dabei sind sehr spaßig, z.B. wenn ein Clan zusammen spielt. Dabei ergeben sich meistens viel bessere Situationen, als wenn man ein Video zu einem Singeplayerspiel dreht.
Ich selbst würde das auch gerne mal machen aber ich bekomme es einfach nicht hin Spielsound und Mikrofon gleichzeitig aufzunehmen 😀 Habe es bisher nur mit XFire versucht.

Zum „Nutzen“ dieser Videos… Den halte ich für beschränkt. Bei Multiplayerspielen oder Matchmakingsystemen geht es um „Entertainment“ und bei Sinpleplayerspielen ist das ein einziger großer Spoiler. Es ist einfach eine Show – wer sich über Spiele informieren möchte ist mit einem strukturierten „Gameplay-Video“ oder einem tollen Blogbeitrag besser dran. 🙂

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