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Indie Review / Test

Twogether: Project Indigos – Part 1

…und der Fluch der Playstation Talents

In der Zukunft entwickeln einige Kids durch eine genetische Anomalie verschiedene Superkräfte. Das wiederum sorgt für Dollar-Zeichen in den Augen der Chefetage des Hexacells-Konzerns. Ganz im Sinne der Anleger entführt man daher die Wunderkinder, um mit ihnen in geheimen Labors zu experimentieren und lukrative Wundermittel für Superreiche zu entwickeln. Auch Rafi und Sam werden zu unfreiwilligen Versuchsobjekten, doch durch die Hilfe eines Unbekannten bietet sich Ihnen plötzlich die Chance zur Flucht. Als Spieler*in schlüpfen wir gleich in beide Rollen und bahnen uns einen Weg durch den Komplex, indem wir die unterschiedlichen Fähigkeiten der beiden geschickt kombinieren.

Superhelden-Escape Room: Kids Edition

Sam beherrscht die klassische Telekinese, wie man sie schon aus diversen Spielen kennt. Mit ihr können wir also aus der Ferne Objekte bewegen oder auch Schalter aktivieren. Wobei uns die Entwickler nur wenig Spielraum lassen, denn zum einen muss sie stets Blickkontakt halten und zum anderen lässt man uns nur Dinge manipulieren, die das Spiel dafür vorgesehen hat. Was nicht sehr viele sind.

Rafi kann sich wiederum mit purer Willenskraft über kurze Distanzen teleportieren, aber auch hier gibt es einen Haken. Er muss nämlich vorher seinen geliebten Rubik-Würfel an die gewünschte Stelle werfen und im Weitwurf war er wohl leider nicht unbedingt der Klassenbeste.

Der Fluchtweg fühlt sich im Grunde wie eine Reihe von Testräumen an, wie man sie auch von Portal kennt. Im Kern läuft es fast immer darauf hinaus, die Talente so zu kombinieren, dass die Figuren abwechselnd an schwer erreichbare Stellen gelangen, um dort einen Schalter zu betätigen. Die Aufgaben sind dabei leider auch so konstruiert, dass es stets nur diesen einen Weg zum Ziel gibt.

Super clever ist das nicht, aber Spaß machten mir dir Knobeleien dennoch und mit unter 2h ist diese erste Episode von Twogether auch so kurz, dass die Mechanik sich noch nicht völlig abnutzen kann. Der cleane, futuristische Look des Spiels ist zwar geradezu stereotypisch für das Genre, geht aber absolut in Ordnung. Der einzige wirklich offensichtliche Makel ist das Fehlen eines Koop-Modus. Das Spiel schreit geradezu danach, aber vermutlich waren die Ressourcen dafür einfach nicht da.

Trotz dieses recht soliden Debüts sieht es heute, also gut zwei Jahre nach Release, leider nicht danach aus, dass tatsächlich noch eine zweite Episode erscheinen könnte. Über die Gründe kann ich natürlich nur spekulieren, aber vielleicht hat ja Sonys vermeintliches Gütesiegel „Playstation Talents“ etwas damit zu tun…

Plattform: PC, PS4
Release: 23. November 2021
Entwickler: Flaming Llama Games
Publisher: Gammera Nest
Genre: Puzzle-Platformer, 3rd-Person
Preis: 7,99 €
Meine Spielzeit: ca. 1,5h

Steam | Trailer

PS Talents: Falsche Versprechungen?

Die Entwicklung von Twogether ist von Sony Spanien im Rahmen der Initiative „PlayStation-Talents“ unterstützt worden. Das Programm existiert bereits seit 2015 und soll gezielt spanische Indie-Projekte mit Mentoring, Marketing sowie Ressourcen wie Workspaces usw. fördern. Sony selbst erhofft sich davon gute PR und natürlich einen steten Strom an kleinen bis mittelgroßen PlayStation-Exclusives, wobei die allermeisten Titel spätestens nach einer Zeitexklusivität auch noch für andere Plattformen erscheinen. Doch was in der Theorie nach einer rundherum tollen Sache klingt, scheint eine Mogelpackung zu sein. Die Qualität der geförderten Projekte schwankt nicht nur enorm, in den letzten Jahren ist das Programm auch bei Devs zunehmend in die Kritik geraten. Mehrere Studios stiegen 2022 mit einem öffentlichen Statement aus dem Programm aus. Woraufhin ein spanischer Youtuber sowie verschiedene Webseiten im Umfeld von PS Talents recherchierten. Deren Ergebnisse warfen schließlich ein ziemlich schlechtes Licht auf die eigentlich doch so lobenswerte Initiative. Man bekam den Eindruck, dass den Teilnehmern zwar viel versprochen, aber wenig geholfen wurde. In vielen Fällen wurde die Teilnahme sogar zu einer Last für die jungen, unerfahrenen Teams.

Sony selbst scheint in der Realität fast gar nicht involviert zu sein, sondern verlässt sich komplett auf den Inkubator Lanzadera sowie den Madrider Publisher Gammera. Die wiederum die jungen Entwickler*innen ziemlich im Regen stehen lassen. Das Mentoring fand wohl kaum statt oder war nicht hilfreich und selbst die versprochenen Workspaces waren für die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden nicht zugänglich. Noch nicht mal die Teilnahme an Events wurde ihnen ermöglicht, obwohl das ebenfalls Teil des Angebots war. Die fragwürdigen Vertragskonditionen sorgten zum Teil sogar dafür, dass die Devs Miete für die Hardware in den Workspaces zahlen mussten. Die Verantwortlichen wollen allem Anschein nach mit möglichst wenig Aufwand die Gelder von Sony einstreichen und bei Playstation selbst schaut man nicht so genau hin, solange man regelmäßig sein Brand mit fremden Federn schmücken kann. Kein Wunder also, dass sehr viele Teams aus dem Talents-Programm nach dem Release ihres Spiels weitgehend unbemerkt wieder von der Bildfläche verschwinden. Einen spannenden Artikel dazu findet ihr bei Anait Games.

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