Kategorien
Review / Test

Hubris – Der nächste VR-Blockbuster?

Als Half-Life: Alyx vor fast zwei Jahren erschien, zeigte es auf eindrucksvolle Weise, was für bahnbrechende Erlebnisse man in VR erschaffen kann, wenn man ein leidenschaftliches Team und das passende Budget dafür hat. Doch auf die Bestnoten und Awards für Valves neuesten Geniestreich folgte leider nicht die von vielen erhoffte Welle an neuen VR-Blockbustern. Zum Glück gibt es da aber noch die kleineren Teams, die trotz ihrer begrenzten Mittel versuchen, anspruchsvolle VR-Erlebnisse zu erschaffen. Das jüngst erschienene Hubris, vom belgischen Studio Cyborn, galt in dieser Hinsicht für viele als großer Hoffnungsträger.

Als angehender Agent einer mysteriösen Geheimorganisation namens Order of Objectivity sucht man auf einem fremden, im Terra-Forming befindlichen Planeten nach der Kollegin Cyanha. Etwas später stellt sich dann heraus, dass eine außerirdische Armee den Planeten überfallen hat und die vermeintliche Erkundungsmission wird zum ausgewachsenen Kampfeinsatz. Leider macht sich das Spiel aber nicht die Mühe, die Angreifer und ihre Motivation genauer zu erklären und auch die wenigen NPCs bleiben bis zuletzt eher blasse Helfer bzw. Befehlsgeber. Nur ihr selbst habt noch weniger Persönlichkeit. Im Grunde besteht die ganze Motivation der Hauptfigur also nur darin den eigenen Arsch sowie den der Kolleg*innen zu retten und vom Planeten wieder abzuhauen. Was irgendwie schade ist, denn natürlich wird hier und da so einiges angedeutet. So verfügt zum Beispiel unsere Vorgesetzte Cyanha über geheimnisvolle Superkräfte, deren Hintergründe man uns noch nicht erklären will. Zur Ehrenrettung sei aber erwähnt, dass Hubris ohnehin als multimediales Universum angedacht ist, also hebt man sich viele Antworten wohl als Stoff für ein Sequel auf. In jedem Fall ist Hubris sichtlich bemüht, den Spieler an die Hand zu nehmen und ohne viel Leerlauf durch ein mal mehr und mal weniger cineastisches Sci-Fi-Abenteuer zu führen. Die Inszenierung der Invasoren mit ihren großen und kleinen Schiffen, die über euren Kopf hinwegzischen, um neue Truppen abzusetzen, erinnert dabei an Halo und auch die ständige Begleiterin in eurem Ohr ist ein bekanntes Stilmittel.

Auch bei den Spielmechaniken gewinnt Hubris sicher keine Innovationspreise, aber es hat doch einen ganz interessanten Mix an Aufgaben, die für mich bis auf eine einzige Ausnahme auch ganz gut funktionierten. Gleich zu Beginn erlernt man zwei der Hauptaktionen des Spiels: Klettern und Schwimmen. Einen großen Teil der Zeit ist man in einer Felslandschaft unterwegs und muss sich mit den Händen an Vorsprüngen entlang hangeln, im Sprung nach Kletterhaken greifen oder Abgründe mit einem schleimigen Alien-Seil überwinden. Alles, woran ihr euch festhalten könnt, ist dabei farblich markiert, sobald ihr nah genug dran seid und mit etwas Übung geht das Free Climbing gut von der Hand. Die Mechanik wird im Laufe des Spiels immer wieder aufgegriffen und zum Beispiel auch auf Fahrstuhlschächte usw. angewandt. Außerdem ist es nützlich, um sich im Kampf eine bessere Position zu verschaffen oder Gegner zu überraschen und dergleichen.

Man verbringt zudem ungewöhnlich viel Zeit unter Wasser. Über den Sauerstoffvorrat muss man sich dabei zum Glück keine Sorgen machen. Dafür bekommt man es auch hier mit dem einen oder anderen Gegner zu tun, den man sich mit einer Art aufladbarer Harpune vom Hals halten kann. Es braucht einen Moment der Eingewöhnung, aber dann macht es erstaunlich viel Spaß sich mit einfachen Schwimmbewegungen durch den Raum zu bewegen, Geschossen auszuweichen und angriffslustige Quallen zum Platzen zu bringen.

Die dritte und nicht minder wichtige Mechanik ist das Schießen. Das läuft im Kern wie in den allermeisten VR-Games einfach über Kimme und Korn. Auf Aim-Assisst oder Laserpointer usw. müsst ihr verzichten, aber nach ein paar Gefechten trifft man auch ganz gut aus dem Handgelenk. So interessant wie in HL:Alyx ist es aber leider nie, was an vielen Kleinigkeiten liegt. Die Pistole, die sich später noch aufrüsten sowie in eine MP oder eine Shotgun umrüsten lässt, fühlt sich einfach etwas unspektakulär an. Gleiches gilt auch für die Reaktionen der Gegner auf Treffer. Dass man zum Nachladen einfach nur die Waffe in die Höhe streckt, macht es nicht besser. Die KI-Gegner sind obendrein weder besonders clever noch abwechslungsreich. Spaß macht es meist trotzdem, aber ich hatte manchmal das Gefühl, dass man hier die Mechanik etwas zu sehr vereinfacht hat.

Einen echten Adventure-Part gibt es zwar leider nicht, aber zwischendurch finden sich immer mal wieder kurze Passagen, die den Spielfluss etwas auflockern und für Abwechslung sorgen sollen. Manchmal gelingt das recht gut und an anderen Stellen nervt es eher. Toll ist beispielsweise die Szene in der man mit entsprechenden Gerätschaften die Wunde eines NPCs versorgen muss oder auch die kurzen Gruselmomente, wo man sich durch Nester von außerirdischen Riesenzecken kämpfen muss. Recht unausgegoren fühlte sich hingegen die Fahrt mit einer Art Speeder-Bike an, die bei mir mit unzähligen Reloads verbunden war.

Technisch macht Hubris einiges her und selbst auf meiner betagten RTX 2060 in Kombination mit der Rift S war es die meiste Zeit gut spielbar. Wer die passende Hardware hat, um alle Settings hochzudrehen, der wird mit einem der aktuell hübschesten VR-Games belohnt. Wobei das vor allem für die Grafikqualität gilt und weniger für das Art-Design. Letzteres ist nämlich doch eher Sci-Fi-Standard und wirkt, genau wie die Handlung, stellenweise recht uninspiriert. Im Dezember musste ich zudem noch ein paar Bugs und seltene Abstürze erdulden, aber nichts davon war für mich wirklich schlimm und man kann davon ausgehen, dass noch einiges gepatcht wird.

Hubris ist zweifellos einer der ambitioniertesten Titel der letzten Jahre und für manche sogar der beste VR-Titel des Jahres 2022. Zum ganz großen VR-Blockbuster hat es meiner Meinung nach nicht gereicht, aber es kommt Valves Vorzeige-Spiel stellenweise erstaunlich nah und das können nicht so viele VR-Games von sich behaupten.

Plattform: PC
Release: 07. Dezember 2022
Entwickler: Cyborn
Publisher: Cyborn
Genre: VR, Action-Adventure, Shooter
Preis: 39,99 €
Meine Spielzeit: ca. 7h

Oculus | Steam | Trailer

2 Antworten auf „Hubris – Der nächste VR-Blockbuster?“

Danke, das freut mich sehr 🙂 Bei WordPress hat sich in den letzten Jahren ja wirklich viel getan und inzwischen kann man auch ohne viel Plugin-Gedöns echt ganz ansehnliche Beiträge basteln. Mich hat lange gestört, dass das immer alles so umständlich war, wenn man nicht wollte, dass die Seite halt genau wie alle anderen WordPress-Blogs aussieht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert