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Indie Review / Test

Tom vs. The Armies of Hell

Tom quält sich gerade wieder durch seinen 9-to-5-Büroalltag als Software-Entwickler als plötzlich die Hölle losbricht. Und das ist nicht nur so eine Floskel. In der Forschungsabteilung hat man versehentlich ein Portal in die Hölle geöffnet und das gesamte Gebäude in die Unterwelt befördert. Die Dämonen fallen daraufhin über den unerwarteten Besuch her und zunächst gibt es auch für Tom kein Entkommen. Doch zu seinem (Un-)Glück hat ein verschlagener Dämon namens Beezle noch Verwendung für ihn und holt ihn ins Leben zurück. Bei dieser Gelegenheit verpasst er ihm auch gleich einen Dämonen-Arm, denn Tom soll für ihn als Ein-Mann-Armee ein paar alte Rechnungen begleichen.

Den Kampf gegen die diabolischen Horden führt man in klassischer Twin-Stick-Manier. Man steuert Tom also aus einer leicht angeschrägten Draufsicht durch die Landschaft und feuert in alle Himmelsrichtungen um sich. Dabei hebt sich das Spiel mit einem kleinen Twist von vielen Genre-Kollegen ab. Wenn man die Dämonen erledigt, geben sie manchmal Seelen frei, die Tom dann mit seiner Waffe einsammeln und als Munition verwenden kann. Es gibt verschiedene Energiestrahlen, eine Art Schrotflinte, Flammenwerfer und noch ein paar mehr. Man kann immer zwei davon gleichzeitig in die Waffe laden und verschiedene Farben sorgen dafür, dass man sie vorab unterscheiden kann. Das sollte eigentlich für taktische Tiefe sorgen, durch den Zufallsfaktor und die wenigen Gegner-Typen kann die Mechanik ihr Potential allerdings nur bedingt ausschöpfen. Darüber hinaus kann man auch per Button-Mashing auf die Dämonen einprügeln und natürlich darf auch die obligatorische Hechtrolle zum Ausweichen nicht fehlen. Letztere lässt sich stellenweise sogar zum skippen ganzer Levelabschnitte missbrauchen. Hin und wieder findet man außerdem einen Kristall, mit dem man sich kurzzeitig in ein großes Monster verwandeln kann, das seine Lebensenergie regeneriert und ordentlich austeilt. Es mag sicher komplexere und besser polierte Twin-Stick-Shooter geben, aber die Kernmechanik fand ich irgendwie befriedigend. Die regelmäßigen Bosskämpfe waren hingegen das genaue Gegenteil. Vielleicht war ich einfach nur zu doof oder zu langsam, aber ich hatte bei den meisten so große Probleme, die Angriffsmuster zu lesen und entsprechend zu reagieren, dass ich mir irgendwann nicht anders zu helfen wusste, als mir immer die erwähnten Kristalle aufzusparen und dann planlos auf die Bosse einzuprügeln.

Das Spiel setzt auf einen eher einfachen 3D-Comic-Look was zum einen der Tatsache geschuldet ist, dass Sean Burgoon aka Darkmire Entertainment das Spiel ganz allein entwickelt hat zum anderen aber auch einfach zum Vibe des Spiels passt. Burgoon nennt Army of Darkness als eine der wesentlichen Inspirationen für das Spiel und sein unfreiwilliger Held Tom erinnert durchaus an den legendären Ash (Haushaltswaren). Die absurde Geschichte wird über Ingame-Dialoge sowie animierte Comic-Sequenzen vorangetrieben und lässt dabei kaum eine Gelegenheit für einen flachen Witz aus. Auch die vierte Wand wird regelmäßig durchbrochen, zum Beispiel wenn sich Ash mit einem Kollegen darüber unterhält, dass man ja ein gutes Koop-Duo wäre und das ein Feature für einen DLC oder das Sequel sei. Es gibt auch immer wieder Seitenhiebe auf die ausbeuterische Unternehmenskultur der heutigen Zeit. So gibt es u.a. auch in der Hölle einen CEO und das Call-Center hat gar nicht mitbekommen, dass es sich nun in der Hölle und nicht mehr im Bürogebäude befindet.

Das Design des dämonischen Kanonenfutters ist teils eher niedlich als furchterregend und für sich betrachtet würde man wohl nicht sofort annehmen, dass es Kreaturen der Hölle sein sollen, aber das ganze Spiel nimmt das Setting ja ohnehin nicht ernst. Auch andere Aspekte, die man hier vielleicht erwarten würde, wie etwa die Folterung von Menschen, werden nur am Rande und mit einem Augenzwinkern thematisiert.

Auf dem Steam Deck hatte ich mit einigen Abstürzen zu kämpfen, aber sonst funktionierte es ganz gut. Mit Proton GE lassen scheinbar auch die Abstürze vermeiden, aber garantieren kann ich das nicht.

Tom vs. The Armies of Hell ist nicht ohne eigene Ideen und einen gewissen Charme, aber im dicht bevölkerten Genre der Twin-Stick-Shooter reicht das „nur“ für gutes Mittelmaß. Wenn man über die misslungenen Bosskämpfe hinwegsehen kann und das Genre mag, sind die rund 8 € gut investiert. Für ein reines Solo-Projekt ist es so oder so eine beachtliche Leistung.

Plattform: PC & Mac
Release: 27. Juli 2016
Entwickler: Sean Burgoon
Publisher: Darkmire Entertainment
Genre: Twin-Stick-Shooter, Comedy, Indie
Preis: 8,19 €
Meine Spielzeit: ca. 6h

Steam | Trailer

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