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Spiele-Podcasts: Die zweite Runde

5 deutschsprachige Podcasts über Videospiele

Vor fast zwei Jahren habe ich hier schon mal eine kleine Auswahl an deutschsprachigen Spiele-Podcasts vorgestellt. Inzwischen sind noch ein paar weitere an mein Ohr gedrungen, also dachte ich mir, es wird mal Zeit für eine Fortsetzung. Ich hoffe, es ist auch diesmal das eine oder andere Projekt für euch dabei und lade euch natürlich wieder herzlich dazu ein, in den Kommentaren eure eigenen Empfehlungen beizusteuern.

GAME TALK

https://gametalk.fm/ | https://twitter.com/GameTalkFM

Gleich vorweg, beim GAME TALK bin ich wohl etwas befangen. Vor ziemlich genau einem Jahr war ich dort als Gast und durfte erst über itch.io und etwas später noch über SEGAs Dreamcast reden.

In den gut sechs Jahren, die Joey den GAME TALK nun schon betreibt, kamen schon weit über einhundert Folgen zusammen und über fünfzig verschiedene Gäste kamen (zum Teil auch mehrmals) zu Wort. Stolze Zahlen für ein Ein-Mann-Projekt, das auch noch komplett auf Werbung und Crowdfunding verzichtet.

Für seine ein bis zwei Folgen pro Monat hat er wechselnde Gäste da, mit denen er meist ausführlich über einen neuen oder sehr alten Titel spricht. Zwischen diesen eher Review-artigen Folgen gibt es aber auch immer wieder Sonderfolgen über speziellere Themen wie z.B. Speedrunning, Videospielverfilmungen oder Game Jams. Joey ist dabei stets bemüht, das Gespräch zu moderieren und einem roten Faden zu folgen, so dass die meisten Folgen irgendwo zwischen dem lockeren Laber-Stil der meisten Podcasts und dem oft eher Script-artigen Ansatz vieler kommerzieller Casts liegen. Ich muss zugeben, dass mir nicht alle Episoden gleich gut gefallen, aber das ist bei den wechselnden Themen und den vielen Gästen ja nicht überraschend. Auch Joeys eher nüchterne Art der Moderation wird vielleicht nicht jedem gefallen, aber ich denke, dass hier trotzdem jeder mindestens ein paar hörenswerte Folgen für sich finden wird.

Games as a Feature

https://spielfeature.podigee.io/ | https://twitter.com/spielfeature

Vermutlich war es nicht ganz fair, dass ich mir als erste Folge von Games as a Feature ausgerechnet die über Aliens rausgesucht habe. Ich bin schon seit meiner Jugend ein sehr großer Fan dieses Universums und habe über die Jahre nicht nur unzählige Male die Filme gesehen, sondern auch so einige Lizenz-Spiele verschlungen. Wenn ich dann sehe, dass ein Podcast gleich eine ganze Folge diesem legendären SciFi-Monster widmet, dann sorgt das natürlich für eine gewisse Erwartungshaltung bei mir. Mein Ersteindruck ist daher vermutlich etwas kritischer (oder kleinkarierter…) als er nach einer einzigen Folge sein sollte.

Das Podcast-Trio besteht aus Luna, Andreas sowie Oliver. Weibliche Beteiligung ist ja an sich schon ein großer Pluspunkt, aber obendrein studiert die Dame sogar noch Game Design an der Games Academy. In jeder Folge sprechen sie über ein bestimmtes Feature oder Thema (das mehr oder weniger zufällig bestimmt wurde) und spielen dafür insgesamt drei passende Spiele an. Alle drei sprechen im Cast dann also jeweils über ein anderes Spiel und es kommt wohl häufiger vor, dass sie wenig oder gar nichts über das Spiel der anderen wissen. Ein ungewöhnlicher Ansatz, der mir grundsätzlich gut gefällt und offenbar zu vielfältigen Folgen führt. Gaming-Podcasts mit dem Schwerpunkt auf Indien, Regen oder Lasagne findet man jedenfalls nicht überall. Trotz des unüblichen Konzepts ist der Cast selbst doch eher ein typischer Labercast, wo die Beteiligten einfach nacheinander relativ spontan und ohne größeren Plan den anderen vom Spiel erzählen. Das machen natürlich fast alle Casts so, aber die Grundidee käme für meinen Geschmack mit einem strikteren Plan oder gar einer Art Script besser zur Geltung.

Aber zurück zu der Alien bzw. Xenomorph-Folge und meinem Ersteindruck. Mit Alien Trilogy, Alien Isolation und Alien Blackout gab es eine nette Mischung. Das erste Spiel ist ein Klassiker, das zweite ist die bisher beste Umsetzung der Lizenz und das dritte ist sicher den wenigsten bekannt und obendrein auch die aktuellste Versoftung des Themas. Zu Beginn wird das Franchise kurz besprochen und dann kam auch schon die erste Enttäuschung für mich. Zwei der Caster kannten nur die ersten beiden Filme und der dritte hatte laut eigener Aussage zwar alle mal gesehen, aber das meiste schon lange wieder vergessen. Doch der richtige Stich in mein Fan-Herz sollte erst noch kommen. Probes legendäres Alien Trilogy, das vor wenigen Wochen stolze 25 Jahre alt wurde, kam beim Caster nämlich gar nicht gut an. Genau wie ich bei diesem Podcast, ist er offenbar mit völlig falschen Erwartungen an das Spiel herangegangen. Er kreidet dem Spiel u.a. an, dass es generell wenig Story hat und sich nur lose an die Geschehnisse in den Filmen hält. An sich stimmt das auch, aber mit der Technik von 1996 und den damals üblichen Budgets war das auch gar nicht viel besser zu machen. Selbst Nintendos Haus und Hof-Entwickler Rare lieferte ein Jahr später mit dem gefeierten GoldenEye nicht gerade ein (nach heutigen Maßstäben) cineastisches Spiel ab. Seine Mitcasterin sah das ähnlich und entkräftete die Kritik dann doch noch ein wenig, was zumindest ein kleiner Trost war. Es ist völlig okay, wenn man nur mit modernem Game Design etwas anfangen kann, schließlich sind wir nicht alle Kinder der 80er oder 90er. Ich frage mich dann nur immer, warum man sich so alte Spiele überhaupt antut, wenn man sie nicht im Kontext ihrer Zeit betrachten will oder kann. Abgesehen davon war ich leider auch von der Recherche nicht ganz überzeugt. Natürlich darf man nicht erwarten, dass jeder Hobby-Cast so viel Arbeit investiert wie ein Stay Forever, aber stellenweise wirkte es schon so als hätte man einfach nur schnell ein paar Seiten bei Wikipedia überflogen. Das mag reichen, wenn man den üblichen „ich habe diese Woche XY gespielt und das halte ich davon“-Cast macht, aber eigentlich will dieser Podcast ja mehr sein. Generell fehlte mir auch die Begeisterung für das Thema, aber das ist wohl auch etwas der Tatsache geschuldet, dass es ein Stück weit zufällig bestimmt wird.

Auch wenn ich jetzt inhaltlich nicht ganz einverstanden war und das alles etwas negativ klingt, werde ich Games as a Feature definitiv noch eine zweite Chance geben. Das Konzept gefällt mir einfach ziemlich gut und der ganze Cast ist noch kein Jahr alt, also wird sich da sicher noch einiges entwickeln, schätze ich. Außerdem haben die Caster angenehme Stimmen und wirken nicht unsympathisch. Und in der nächste Folge kann ich dann ja auch ohne Fanboy-Ballast zuhören.

Games Insider

https://www.spielejournalist.de | https://twitter.com/gamesinsiderDE

Wie der Name schon erahnen lässt, ist Games Insider ein weiterer Spiele-Podcast von professionellen Spiele-Journalisten. Das Quartett besteht aus Benedikt Plass-Fleßenkämper (u.a. GamePro, Spiegel), Sönke Siemens (u.a. Video Games, gamesTM), Olaf Bleich (u.a. Cheats & More, Planet Playstation), und Andreas Altenheimer (u.a. Gameswelt). Allesamt sind schon viele Jahre in der Branche und schreiben mittlerweile als Freelancer für verschiedene Publikationen. Der Podcast ist ein gemeinsames Nebenprojekt, das man zwar inzwischen auch finanziell unterstützen kann, aber aktuell noch als reines Hobby betrieben wird.

Mich hat der Podcast durch die Pilotfolge eines Bonusformats locken können. In Making Mags sprechen sie mit bekannten Redakteur*innen über die Entstehung und den Niedergang diverser Spiele-Magazine, tolle Anekdoten inklusive. Inzwischen gibt es schon neun Episoden dazu und es waren u.a. Simon Krätschmer (Fun Generation), Anatol Locker (Bravo Screenfun) und Joachim Hesse (PC Action) zu Gast. Leider sind alle Folgen bis auf das Gespräch über die Screenfun hinter der Paywall. Die Folge fand ich allerdings so spannend, dass ich wohl irgendwann mal etwas Geld geben werde, um mir auch die anderen Folgen anzuhören. Abseits von diesem Bonusformat (und noch ein paar anderen) geht es auch in den regulären Folgen nur selten um die typische Spielbesprechung, wie sie die meisten Podcasts machen. Stattdessen sind es meist Diskussionsrunden zu Themen wie „Das Hype-Problem der Spielebranche“, Status Quo und Zukunft des Spielejournalismus (feat. Dom Schott) oder Die Deutschen und ihre Point’n’Click-Adventures. Zugegeben, so richtig heimisch fühlen sich meine Ohren in diesem Podcast noch nicht, aber durch die vielfältigen Themen höre ich doch immer mal wieder rein.

OK Cool trifft

https://okcool.space/category/okcooltrifft/ | https://twitter.com/okcoolstory

Dom Schott ist ebenfalls freischaffender Spiele-Journalist und in meiner Twitter-Bubble kennt man ihn vermutlich auch schon von Projekten wie seinem Blog Archeogames oder diversen Gast-Auftritten in anderen Podcasts.

Außerdem schreibt er allerlei ungewöhnliche Artikel, in denen er Videospiele und insbesondere die Menschen, die sich mit ihnen beschäftigen, aus ungeahnten Perspektiven zeigt. Zum Beispiel sprach er mit einer Sklavenhalterin im MMO Conan: Exiles und entschlüsselte das Rätsel um eine merkwürdige Brücke in Assassin’s Creed Valhalla. Mit einem Text hat er sogar EA dazu gebracht, den Namen eines DLC-Charakters in Battlefield V nachträglich zu ändern.

Vor etwa einem Jahr hat er dann quasi als Lockdown-Gegenmittel den Podcast OK COOL trifft gestartet. Dafür lädt er sich in jeder Folge einen Menschen aus der Gamesbranche oder Content Creator ein und plaudert mit ihnen über ihr Leben, ihre Projekte und was sonst noch interessant ist. Er schafft es immer, interessante Menschen vor das Mikro zu holen, denen man gern zuhört, selbst dann, wenn man vorher noch nie von ihnen oder ihren Projekten gehört hat. Es sind Spiele-Entwickler*innen, Künstler*innen, Musiker*innen und natürlich Nerds. Natürlich leben die Folgen in erster Linie von den Geschichten der Gäste, aber auch Doms Beitrag als Gastgeber ist nicht zu unterschätzen. Durch seine warmherzige und verständnisvolle Art schafft er eine sehr angenehme, oft geradezu heimelige Atmosphäre, in der sich die Gäste spürbar wohl fühlen. Manchmal bin ich zwar etwas genervt, wenn man wieder der obligatorische Schwenk zu Duftkerzen und/oder Küchengeräten kommt, aber sonst ist es auch für mich gewissermaßen ein Wohlfühl-Cast, dem ich entspannt lausche und aus dem ich immer mal wieder auch neue Motivation für meine eigenen Projekte mitnehme.

Videospielgeschichten & Blind Date Gamer

https://www.videospielgeschichten.de/podcast/ | https://twitter.com/vsg_Podcast | blind-date-gamer.de | https://twitter.com/bdgamer

Das Projekt Videospielgeschichten.de dürfte den meisten hier sicherlich schon bekannt sein. Auf der Website (Blog würde ich es nicht mehr nennen) von Andre Eymann finden sich mittlerweile fast 400 Texte von über einhundert verschiedenen Autor*innen, die sich auf unterschiedlichste Arten unserem liebsten Hobby widmen. Geschichten trifft es dabei wirklich ganz gut, denn von Rezensionen, über Retrospektiven und Event-Berichte bis hin zu sehr persönlichen Erfahrungen mit und in Videospielen ist wirklich alles vertreten.

Letztes Jahr entschied man dann, diese Texte auch von den Autor*innen einsprechen zu lassen und Stück für Stück als VSG-Podcast zu veröffentlichen. Es ist also kein Spiele-Podcast, wie man ihn eigentlich kennt, sondern eher eine weitere Möglichkeit, die Texte der Website zu entdecken. Dementsprechend sind es auch immer Monologe und die Folgen vergleichsweise kurz. Es gibt ja auch noch ein paar andere Solo-Podcaster, aber ich habe den Eindruck, dass die meisten Hörer lieber Gespräche mit zwei oder mehr Castern hören, statt dieser erzählerischen Variante. Seht ihr das auch so oder sind euch die Solo-Casts vielleicht sogar lieber?

Auf jeden Fall hat Andre damit wohl Blut geleckt und so kam kürzlich auch noch der Podcast Blind Date Gamer dazu. Für dieses Nebenprojekt hat er sich mit Boris Kretzinger (Mitgründer RETURN und Kilobyte Magazine) zusammengetan und spricht mit ihm in jeder Folge über ein Spiel, das sie zuvor beide zum ersten Mal gespielt haben. Der Stil erinnert mich ein wenig an Stay Forever, aber die Folgen sind mit rund dreißig Minuten deutlich kürzer und die beiden haben natürlich auch nicht den Anspruch, die Spiele bis ins kleinste Detail zu sezieren. Es sind angenehm unaufgeregte Gespräche und ich bin gespannt, wie sich das Projekt noch entwickeln wird.


Eines möchte ich noch sagen: Auch ich höre mir häufig nur die freien Folgen an, aber wenn Podcaster*innen (und natürlich auch andere Content Creator) spürbar viel Mühe und Zeit investieren, um interessante Inhalte zu produzieren, dann ist es völlig in Ordnung, wenn sie nach finanzieller Unterstützung fragen oder gar Teile ihrer Inhalte hinter einer Paywall halten. Selbst Werbung halte ich in einem gewissen Rahmen noch für akzeptabel. Bevor man solche Projekte also als raffgierig oder Sellouts beschimpft, sollte man sich mal fragen, ob man selbst auch bereit wäre, all diese Arbeit unentgeltlich in seiner Freizeit zu machen.

Eine Antwort auf „Spiele-Podcasts: Die zweite Runde“

Danke für die nette und umfassende Erwähnung hier! Wir fühlen uns wirklich sehr geehrt, dass Du an uns gedacht hast. Der VSG Podcast ist in der Tat sehr untypisch. Meine Idee war die subjektiven und persönlichen Geschichten der Webseite als „Hörbeiträge“ anzubieten. Sie sind also eher ein Hör- oder Kammerspiel und in jedem Fall Monologe, wie Du ja bereits auch geschrieben hast. Die Stimmen soll die Texte noch einmal „persönlicher“ wirken lassen und unterstreichen.

Der Blind Date Gamer Podcast hingegen hat das Ziel der „persönlichen Begegnung mit einem Spiel“. Boris ist dabei für mich der ideale Partner. Wir haben viel Spaß an dem noch sehr jungen Podcast und spielen – durch die Natur des Podcasts – ausschliesslich Spiele, die wir zuvor niemals gespielt haben. Dabei sind wir weder auf ein Genre noch auf eine Plattform oder ein Erscheinungsjahr des Titels festgelegt. Das Erlebnis der „Begegnung“ wollen wir an unsere Hörer weitergeben.

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