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Indie Quick-Match

Quick-Match: Wohnungskoller statt Thriller in Shines Over

Vor einigen Jahren, als Let‘s Plays in der Games-PR noch der ganz heiße Scheiß waren, entstand der Begriff „Youtube-Fodder“. Er beschreibt Spiele, deren Design vor allem darauf abzielt, gutes Material für Let‘s Player zu produzieren, in der Hoffnung, dass es viral geht. Nun kann man sicher darüber streiten, was ein gutes Horror-Spiel ausmacht. Es hat jedoch auf jeden Fall dazu beigetragen, dass es inzwischen eine Flut an Amateur-Entwicklungen gibt, die im Grunde nur aus einer handvoll plumper Jump-Scares bestehen. Und leider gehört auch Shines Over in diese Kategorie.

Ich bin bei itch.io über das kleine Freeware-Game von JuaN-MoD gestolpert, weil der zweite Teil gerade im Sale ist. Wie so oft bei kostenlosen Horror-Games, ist die Kommentarspalte voller Youtuber, die ihr Let‘s Play anpreisen und alle loben sie es. Nach meinen 20 Minuten mit dem Spiel (ja, so kurz ist es) kann ich auch verstehen, warum das so ist. Nicht etwa, weil es ein gutes Spiel ist, sondern weil es offenbar genau das ist, was die vielen kleinen Möchtegern-PewDiePies (wobei kein halbwegs intelligenter Mensch ernsthaft PewDiePie als Vorbild haben sollte) haben wollen. Eine sehr schlecht ausgeleuchtete Spielwelt, ein paar Jump-Scares, eine kurvige Schönheit und eine ziemlich frei interpretierbare, weil kaum vorhandene Handlung. Wenn es das dann auch noch gratis gibt, dann sind die kleinen Schreihälse, die sich gern bei jedem kleinen Piep vor der Kamera in die Hose machen (oder so tun), schon zufrieden.

Im Fall von Shines Over bedeutet das, dass man sich in quälend langsamer Geschwindigkeit durch ein winziges Apartment bewegt und gefühlt alle fünf Schritte eine Kamerafahrt oder einen simplen Jump-Scare auslöst. Alles ist super dunkel, man kann mit nichts interagieren und es gibt bis auf ein paar nichtssagende Sätze keinerlei Erklärungen. Vielleicht hat der Typ seine Frau umgebracht und wird jetzt von Dämonen heimgesucht. Vielleicht war es auch nur ein Unfall und sie ist ertrunken, denn in der einzigen wirklich coolen Szene wird das Apartment überflutet. Ihr lebloser Körper treibt danach im Wasser und ihre üppige Oberweite ragt wie ein Eisberg heraus… Ich habe keine Ahnung, was mir der Entwickler da erzählen will und ehrlich gesagt hat mich in diesen 20 Minuten auch nichts dazu animiert, länger darüber nachzudenken.

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