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Indie Review / Test

Die schockierende Wahrheit über den zweiten Weltkrieg: Dino D-Day

Von den geheimen Superwaffen der Nazis, auf die Hitler und seine Schergen bis zuletzt gehofft hatten, dürfte wohl fast jeder schon mal gehört haben. Eine ganz besondere Errungenschaft haben uns die Siegermächte und ihre Lügenpresse jedoch bis heute verschwiegen und die ist noch viel furchterregender als es die Vergeltungswaffe 3 oder der schwere Gustav je hätten sein können.

Alles, was ihr über den Blitzkrieg zu wissen glaubt, ist falsch. Die schockierende Wahrheit ist nämlich, dass dank der brillanten Wissenschaftler des Dritten Reichs blutrünstige Kriegsdinosaurier für die Wehrmacht kämpften. Zumindest war das laut Dino D-Day so und es ist ja gewissermaßen erwiesen, dass Videospiele stets ein absolut unverfälschtes Bild vom zweiten Weltkrieg liefern.

Okay, vielleicht hält sich das Spiel doch nicht in jedem kleinen Detail an die historischen Fakten, aber im Wesentlichen halte ich es für überaus glaubwürdig und außerdem ist es ein ziemlich amüsanter Mehrspieler-Shooter.

Das Spiel begann als eine der unzähligen Mods für Valves Source Engine, doch die Entwickler von 800 North und Digital Ranch merkten schnell, dass die absurde Idee das Potential zum kommerziellen Spiel hat. Inzwischen ist Dino D-Day zwar mehr als sechs Jahre alt, aber eine treue Community spielt es bis heute und im Sommer erschien sogar noch ein kostenloses Update mit Fixes sowie neuem Content. Trotz des Alters ist das Spiel also alles andere als tot und das hat gute Gründe.

Abgesehen von dem Objective-Modus und einem Koop-DLC, die beide leider gar nicht mehr gespielt werden, sind die Spielmodi zwar kaum anders als bei der Konkurrenz, aber die teils sehr unterschiedlichen Klassen sorgen für jede Menge Kurzweil und den nötigen Biss. Das Highlight sind dabei natürlich die eingangs erwähnten Dinosaurier, welche recht unterschiedliche Spielweisen erfordern und Dino D-Day somit nicht nur thematisch, sondern auch spielerisch spürbar von anderen Online-Shootern abheben. Die Wehrmacht hat gleich fünf dieser urzeitlichen Monster zu einem festen Teil ihrer Infanterie gemacht und jedes verbreitet unter den Alliierten Truppen Angst und Schrecken.

Der Dilophosaurier ist die größte Bestie in den regulären Einheiten der Nazis. Im Gegensatz zu Jurrassic Parks reichlich unwissenschaftlicher Version spuckt er aber kein Gift, sondern schnappt sich mit seinem großen Maul Soldaten (und Schafe), um sie anschließend gegen Wände oder nachrückende Einheiten zu schleudern. Die kleineren Velociraptoren erinnern da mit ihren Sprungattacken und dem Hang zum Angriff in Gruppen schon eher an Spielbergs Klassiker. Noch kleiner und zugleich noch diabolischer ist wiederum Compsognathus. Was dem Zwerg an Kampfkraft fehlt gleicht er (vermutlich eher unfreiwillig) durch Sprengkraft aus. Durch seine Größe ist er leicht zu übersehen und schwer zu treffen, was ihn in Kombination mit einer Stielhandgranate zum perfekten Kamikaze-Angreifer macht. Wer es noch hinterhältiger mag, der kann auch als Microraptor von Dach zu Dach fliegen und die Alliierten aus dunklen Ecken heraus mit Gift bombardieren.

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Selbst wenn ihr partout nicht auf traditionelle Waffen verzichten wollt, müsst ihr nicht zwingend als schnöder Homo Sapiens über das Schlachtfeld ziehen. So hat der Desmatosuchus beispielsweise eine schwere Kanone auf dem Rücken und fungiert quasi als lebender Mini-Panzer und Stygimoloch sowie Protoceratops sind im Grunde wandelnde Maschinengewehre. Aber auch für diejenigen unter euch, die gefräßigen Riesenechsen noch nie etwas abgewinnen konnten, gibt es genug Alternativen. Mit Ausnahme des besagten Protoceratops setzen die Alliierten auf klassische Infanteristen und auch bei der Wehrmacht finden sich drei Menschen. Je nach Charakter seid ihr aber nicht nur mit zwei Schusswaffen (Karabiner, Sturmgewehr, Flammenwerfer etc.) unterwegs, sondern habt auch eine Spezialfähigkeit, die das Teamplay ankurbeln soll. Die Scharfschützin kann zum Beispiel Köder auswerfen, um die kleineren Raptoren abzulenken, andere können Artillerie bzw. Luftunterstützung (in Form eines Pterosaurus) anfordern und auch der Medic ist dabei.

Die Source-Engine gehörte genau genommen schon beim Erscheinen des Spiels zum alten Eisen und das sieht man mittlerweile auch an jeder Ecke, aber die fehlenden Polygone und Effekte sind zwischen hitzigen Gefechten und Lachern schnell wieder vergessen. Außerdem kann man den Entwicklern sicher nicht vorwerfen, ihre aberwitzige Version des zweiten Weltkriegs nicht mit viel Liebe zum Detail umgesetzt zu haben.

Neben dem vielfältigen Repertoire an Klassen ist es eben nicht zuletzt der Humor, der Dino D-Day zu einem besonderen MP-Shooter macht. Wo Call of Duty, Medal of Honor & Co. mit Zitaten, Fotos und dramatischer Musik versuchen, eine möglichst bedrückende Atmosphäre zu schaffen, haut man euch hier lieber noch ein paar Gags um die Ohren. Schlecht geschwärzte Frontbriefe, die von Nazi-Dinosauriern berichten, Beileidsbekundungen, die der Witwe mitteilen, dass der Verstorbene auch im Maul des T-Rex noch heldenhaft kämpfte oder Propagandaplakate, die deutsche „Scheisse Shoveller“ zum Desertieren auffordern, sind nur einige davon.

Fazit
Natürlich zündet nicht jeder Gag, aber es gibt kaum einen MP-Shooter, bei dem ich auch Abseits des eigentlichen Spielgeschehens so oft schmunzeln musste und ich würde nur zu gern einen Story-Shooter mit diesem Setting und vor allem diesem Witz spielen. Das Studio gibt es zwar noch (aktuell arbeiten sie an Grappledrome), aber das wird wohl trotzdem ein Traum bleiben und umso mehr freut es mich, dass Dino D-Day noch immer von einer handvoll Spielern am Leben gehalten wird. Ich meine, wo sonst könntet ihr einen bewaffneten Nazi-T-Rex mit euren bloßen Fäusten niederstrecken?

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