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Der geplatzte Traum vom App Store Hit: Swing Game – Dokumentation

angeschaut swing game teaser sDer Siegeszug der Smartphones und vor allem die dazugehörigen Stores von Apple und Google sorgten vor einigen Jahren für echte Goldgräberstimmung in der Spielebranche. Vergleichsweise simple Titel mit relativ geringen Entwicklungskosten wurden quasi über Nacht zu weltweiten Hits und fuhren zeitweise größere Gewinne ein als so mancher AAA-Titel. Angestachelt von diesen Erfolgen fielen schließlich App-Entwickler aus allen Himmelsrichtungen wie ein Heuschreckenschwarm über die vermeintlich saftigen Wiesen dieser neuen Welt her. Inzwischen werden jeden Monat zigtausend Spiele im App Store eingereicht (seit Jahresbeginn mehr als 50000) und jeder der Entwickler hofft natürlich, eines Tages das nächste Clash of Clans oder Flappy Bird abzuliefern. Die Chancen dafür sind allerdings verschwindend gering, wie auch das Team von Kotka Games schmerzlich feststellen musste.

Mikko Peltonen und Pasi Riiali sind zwei Regisseure aus der finnischen Provinz und wollen in ihrem nächsten Dokumentarfilm einen Blick hinter die Kulissen der Spielebranche werfen. Genauer gesagt geht es ihnen um das Mobile-Gaming, denn die überschaubare Spielelandschaft Finnlands wird nicht etwa von den Max Payne-Machern Remedy Entertainment dominiert, sondern von den Mobile-Riesen Rovio (u.a. Angry Birds) und Supercell (Clash of Clans). Und obwohl die beiden Filmemacher eigentlich gar nichts von der Spielebranche verstehen, kommt ihnen während der Recherchen schließlich eine waghalsige Idee in den Sinn.

Gemeinsam mit ihrem Tontechniker Samuli Suikkanen wagen sie einen Selbstversuch und gründen das Studio Kotka Games, mit dem sie ihr eigenes Mobile-Game auf den Markt bringen wollen. Außer einer Idee und ein paar Ratschlägen von Peter Vesterbacka, der auch schon für den Erfolg von Angry Birds mitverantwortlich war, haben sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel vorzuweisen, aber irgendwie schaffen sie es, erste Investoren zu gewinnen und das Projekt ins Rollen zu bringen. Ihr Spiel hört auf den Namen Swing Game und greift eine Kindheitserinnerung auf, die wir wohl alle kennen: von einer Schaukel springen. Klingt simpel? Ja, ohne Frage, aber im Mobile-Gaming sind es fast immer genau diese simplen Konzepte gewesen, die plötzlich super populär wurden.

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Die Jungs glauben jedenfalls fest (und mit einer guten Portion Naivität) an ihre Idee und wenn sie nicht jeden ihrer Schritte filmen würden, könnte man sie auf den ersten Blick kaum von all den professionellen Entwicklern unterscheiden. Um ihr Projekt zu bewerben greifen sie auf ungewöhnliche Mittel zurück und veranstalten in ihrer Heimatstadt eine Meisterschaft im Schaukelspringen. Für den nötigen Wow-Effekt sorgt dabei eine Riesenschaukel von der aus die Athleten ins Hafenbecken springen und dabei Kunststückchen vollführen. Doch Leidenschaft und clevere PR-Gags allein reichen nicht aus, um in dieser Branche zu bestehen.

Wer bei Swing Game eine Dokumentation erwartet, die sich vor allem um die Spiele oder deren Entwicklung dreht, der dürfte ein wenig enttäuscht sein, denn im Vordergrund stehen hier andere Dinge. Vom Spiel selbst oder gar den technischen Hintergründen gibt es hier allenfalls kurze Ausschnitte zu sehen und die meisten von uns dürften den Casual-Markt ohnehin mit etwas Argwohn betrachten, aber dafür bekommt man Einblicke in Bereiche, die in anderen Dokus selten eine Rolle spielen. Man begleitet das Team auf der Suche nach Investoren, sieht wie sie miteinander, dem Druck und den Schwierigkeiten umgehen und hat irgendwie Mitleid, wenn der Traum doch zu platzen droht. Außerdem beweist das Trio auch immer wieder Humor indem es ungeschminkt und mit einem kleinen Augenzwinkern zeigt, wie naiv und planlos sie vor allem zu Beginn des Projekts vorgegangen sind.

Swing Game hat eine Laufzeit von 56 Minuten und ist noch bis zum 05.06.2016 in der Mediathek von ARTE+7 kostenlos zu sehen:

 

11 Antworten auf „Der geplatzte Traum vom App Store Hit: Swing Game – Dokumentation“

Persönlich halte ich ja nicht viel von Apps. Ich mochte Flappy Bird nicht und mit Facebook-Spiel-Klonen kann man mich jagen. Supercell war für mich bis jetzt auch nur eine japanische Band. Durch diesen Post denke ich darüber nach, mich in der Zukunft mal mehr mit Mobile-Gaming zu beschäftigen. Die Werbemethoden finde ich nicht schlecht. Ist mal etwas Anderes. 🙂
Werde ich mir mal ansehen. Danke für den Tipp!

Also ich kann deine Vorbehalte da absolut verstehen, denn 90 % (oder sogar mehr?) der Mobile-Games sind halt wirklich nur Schrott und/oder Abzocke. Auch die App aus der Doku ist nicht gerade ein Paradebeispiel für die Qualitäten des Mobile-Gaming, aber es gibt halt auch Ausnahmen, die innovativ, clever oder einfach nur spaßig sind. Nur gehen die leider in der gigantischen Masse an Apps noch schneller unter als Indie-Perlen auf Steam.

Ich bin ja eigentlich kein großer Mobile-Games-Fan. Zu viel pay-to-win, zu wenig Inhalt, zu viel Werbung. Die einzigen Spiele die mir wirklich auf Dauer gefallen haben sind Pix’n Rush, Dumb Ways to die, Retro Rev 2 und Duet.
Aber die Doku scheint trotzdem recht interessant zu sein und vielleicht entfacht sie ja in mir eine Liebe, von der ich bislang nicht wusste, dass sie da sein könnte? 😀 Danke für den Tipp, ich werde sie mir vormerken.

Also die Doku ist sicher kein flammendes Plädoyer für das Mobile-Gaming, da brauchst du dir keine Hoffnungen zu machen, aber es ist ein netter (wenn auch oberflächlicher) Blick hinter die Kulissen.

Habe die Doku geschaut und musste wirklich oft Schmunzeln. An sich ist es ein schöner Einblick, aber ich musste immer wieder den Kopf über soviel Naivität schütteln.
Ich glaube, ich werde mich in meinem Blog vielleicht auch mal mit dem Thema Mobile Gaming auseinandersetzen.
Danke, für diesen Tipp!

P.S. Sarah hat Recht, Dumb Ways to Die ist super!

Wie sie bei dem reichen Typen im Boot sitzen und er sie am Ende nur noch auslacht, weil ihre Argumente so schlecht sind, war auch herrlich 😀 Und als sie nach der Präsentation in London sagten, dass sie 1 Mio. € brauchen, dachte ich auch, ich höre nicht richtig. Dennoch muss man ihnen Respekt zollen, dass sie am Ende doch irgendwie genug Geldgeber finden und das Ding tatsächlich veröffentlichen konnten.

Hat aber ziemlich deutlich gezeigt, wie die Realität aussieht. Das ist als wenn mein einen Blog eröffnet, und auf tausende Besucher am ersten Tag hofft. ^^
Ja, aber es war schon bedrückend, als der Counter dann wirklich nur dezent angestiegen ist und die Jungs am Ende aufgeben mussten.

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