Bereits vor rund zwei Jahren sorgte das kleine Team von Greylight Entertainment für Aufsehen, denn ihre Pre-Alpha-Demo zu Stairs, die sie damals noch als Studenten entwickelt hatten, wurde von Youtube-Stars wie PewDiePie und Markiplier gespielt. Im Laufe der Zeit wurde die Demo weit über 100.000 mal heruntergeladen und so entschieden sie sich schließlich, daraus ihren Debüt-Titel zu machen. Trotz der guten Vorzeichen scheiterte ihre bescheidene Kickstarter-Kampagne im März diesen Jahres jedoch kläglich, aber aufhalten konnte sie das nicht.
Christopher Adams ist freier Journalist und immer auf der Jagd nach der ganz großen Story. Aktuell untersucht er die Hintergründe von drei vermissten Personen, die sich zwar allem Anschein nach nicht kannten, aber alle vor etwa drei Jahren in dieser Gegend verschwanden. Dann erfährt er, dass die Polizei eine Leiche in einer verlassenen Fabrik gefunden hat und wittert seine Chance. Als er ankommt ist die Polizei zwar schon wieder weg, aber dafür kann er sich in aller Ruhe Umsehen und Fotos vom Tatort machen. Zunächst sieht alles normal aus, doch dann hört er ein Wimmern, das durch die Luftschächte hallt und wagt sich immer tiefer in das verwinkelte Untergeschoss der Fabrik.
Damit beginnt der erste von insgesamt drei Akten, die sich jeweils einer der drei vermissten Personen widmen und dabei nicht nur ihre eigene Geschichte erzählen, sondern auch spielerische sowie optische Veränderungen mit sich bringen. Die zweite Geschichte führt euch in eine alte Mine, die für eine Gruppe Wanderer zur tödlichen Falle wurde und am Ende findet ihr euch schließlich im Camp eines unheimlichen Kultes wieder. Die Verbindung dieser Fälle innerhalb der großen Geschichte macht zwar durchaus Sinn, aber die Hinweise darauf fallen mehr als spärlich aus und viele Fragen bleiben unbeantwortet. Eine Gemeinsamkeit fällt jedoch sofort auf und das ist der Verzicht auf Kämpfe jeglicher Art. Gefahren gibt es zwar immer wieder, aber wie bei Indie-Horror aktuell üblich, sollt ihr diese eher umgehen oder flüchten, statt euch mit gezogener Waffe zur Wehr zu setzen.
Als 3D-Horror-Adventure legt STAIRS seinen Fokus also nicht direkt auf den Kampf ums Überleben, sondern konzentriert sich eher auf das Erzählen seiner Geschichte(n) und die Atmosphäre. Die meiste Zeit über erkundet ihr einfach nur die (relativ kleinen) Areale und sucht nach Notizen oder Gegenständen, die euch bei der Lösung der zumeist eher simplen Rätselaufgaben helfen sollen. Auf diese Weise knackt ihr etwa das Zahlenschloss eines Safes oder bedient die Mechanik eines Schleusentores. In echter Gefahr seid ihr dabei meistens nicht, aber es gibt auch Momente, in denen ihr tatsächlich von etwas bedroht werdet und irgendwie an eurem Jäger vorbeischleichen müsst. Diese Irrgarten-ähnlichen Abschnitte sind inzwischen ja zu einem richtigen Klischee des Genres geworden und auch in STAIRS sind sie leider nichts Besonderes.
Die einzig wahre Waffe eines Reporters ist ja ohnehin seine Kamera und die spielt auch hier eine etwas größere Rolle. Zum einen seht ihr in eurem Notizbuch verschiedene Stellen des Levels, die ihr fotografieren müsst, um neue Hinweise zu erhalten und zum anderen leuchten beim Blick durch die Kamera manchmal Stellen auf, die sich durch ein Foto verändern lassen. Mit einem Klick auf den Auslöser macht ihr dann zum Beispiel einen Schalter sichtbar oder öffnet einen Durchgang. Da es jedoch weder alternative Lösungswege noch Geheimnisse zu entdecken gibt, bleibt dieses Feature nicht mehr als ein nettes Gimmick.
Dafür hat man aber immerhin auf die sonst so angesagten Jumpscares weitestgehend verzichtet. Stattdessen erzeugt man einfach mit Geräuschen, gemächlichem Tempo und teils wirklich interessantem Leveldesign eine Atmosphäre, die euch zwar nicht ständig zum Kreischen bringt, aber dafür fast durchweg für allgemeines Unbehagen sorgt. Besagtes Leveldesign führt euch an einigen Stellen ordentlich an der Nase herum, indem es die Umgebung immer wieder verändert. Es ist zwar alles streng gescriptet und nicht zufallsgeneriert wie in Hektor, aber wenn ihr immer wieder durch den gleichen Raum geht und er sich jedes Mal etwas verändert oder das Spiel ganze Bereiche austauscht, nachdem ihr ihnen den Rücken zugedreht habt, funktioniert das ganz gut.
Die recht kurze Spielzeit von nur rund 3 Stunden, Spielmechaniken, die nur halbherzig genutzt werden und eine durchwachsene Synchro lassen keinen Zweifel daran, dass es Greylight Entertainment sowohl an Geld als auch an Erfahrung gemangelt hat. Trotzdem punktet STAIRS mit ein paar interessanten Ideen beim Leveldesign und der meist guten Gruselatmosphäre, die sich nicht auf plumpe Jumpscares stützt. Wenn ihr keinen Genre-Meilenstein erwartet, habt ihr vermutlich eine gute Zeit damit, ob es aber auch die vollen 13 € wert ist, müsst ihr ganz allein entscheiden.
Entwickler: Greylight Entertainment | Publisher: Digital Tribe Games
Genre: Horror / Adventure / Walking Simulator / 1st-Person | Plattform: Windows
Release: September 2015 | Pad Support: nein | Offizielle Website
Preis: ca. 10,50 € (mit Coupon) via GMG oder 13 € via Steam
2 Antworten auf „Indie-Review: STAIRS“
13 €? Das ist schon recht viel für ein kleines Experiment…das ja an sich gar nicht mal so schrecklich übel klingt!
Eigentlich sind 13€ ja gar nicht so viel, aber die Konkurrenz in dem Genre ist halt sehr groß und so manch älteren Genre-Hit bekommt man auch gerne mal für noch weniger. Ich kann schon verstehen, dass die Entwickler ihre Spiele nicht schon zum Release für 5-6€ verramschen wollen, aber bei gerade mal 3h Spielzeit muss schon alles stimmen, damit man nicht lange überlegt, keine Frage. Ich selbst hab es, glaube ich, für 9€ gekauft und fand das Gebotene bei dem Preis okay.