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Indie Review / Test

Indie-Tipp: Waking Mars

Publisher: Tiger Style | Entwickler: Tiger Style
Plattform: Mobile (iOS ,getestet) PC / Linux / Mac | Release: 2012
Genre: Platformer / Puzzle / Exploration / 2D
Preis: 3,99 € (App-Store) bzw. 10 € auf Steam | Website


Tiger Style, ein kleines Entwicklerkollektiv, sorgte 2009 mit Spider: The Secret Of Bryce Manor erstmals für Furore unter den iOS-Spielern und heimste dafür diverse Awards – u.a. Spiel des Jahres bei TouchArcade – ein. Doch statt einfach nur einen Nachfolger für den gefeierten Titel nachzuschieben, hat man sich gleich an ein gänzlich neues Projekt gewagt und mit Waking Mars nun den nächsten Game of the Year-Anwärter veröffentlicht.


Wie der Name schon vermuten lässt, dient als Schauplatz ein alter Bekannter, der rote Planet. Doch obwohl der Mars schon von unzähligen virtuellen Helden gefürchtet oder pulverisiert wurde, lernt ihr ihn in Waking Mars von einer bislang unbekannten Seite kennen. Ihr zählt zu den ersten Wissenschaftlern, die den Mars betreten dürfen und als Anführer einer kleinen Forschungsexpedition sollt ihr ein Höhlensystem erkunden sowie einen Forschungsroboter bergen. Doch schon kurz nach Beginn der Operation erschüttert ein Beben die Höhle und schneidet euch von der Basis ab. Nur mit eurem einfachen Forschungsanzug – der nur über ein Jetpack und Funk verfügt – ausgerüstet macht ihr euch also daran, einen Weg an die Oberfläche zu finden und macht dabei erstaunliche Entdeckungen.


Schnell wird klar, dass der Mars gar nicht so tot und leblos ist, wie es immer den Anschein hatte. Wer jetzt aber fiese Monster und Dämonen erwartet, der wird eine Überraschung erleben, denn statt gruseliger Gestalten erblickt ihr ein komplexes Ökosystem. Wie es sich für einen seriösen Wissenschaftler gehört, rückt nun die Suche nach dem Ausgang etwas in den Hintergrund und es gilt fortan so viel wie möglich über die einzigartige Flora und Fauna zu erfahren. Früh trefft ihr jedoch auf erste Gebilde, die euch den Zugang zu weiteren Abschnitten des Höhlensystems verwähren. Um weiter vordringen zu können, ist es nun nötig, die Umwelt nicht nur zu betrachten, sondern auch mit ihr zu interagieren und so Biomasse zu generieren. Neben dem Erkunden stellt genau das auch den Kern des Gameplays dar. Ihr studiert die Verhaltensweisen und Eigenschaften der Lebewesen, experimentiert ein wenig und macht sie euch dann als galaktischer Gärtner zu nutze. So regt ihr die Pflanzen zur Produktion von Samen an – zum Beispiel indem ihr ihnen Wasser zuführt -, sammelt diesen und nutzt ihn an fruchtbaren Stellen, um weitere Pflanzen zu erschaffen. Auf diese Weise entsteht innerhalb der Höhle immer mehr Biomasse und sobald ihr eine bestimmte Grenze erreicht, ziehen sich die Gebilde, die euch zuvor noch den Weg versperrten zurück und einige Tiere, die bislang in einer Art Kältestarre verharrten, erwachen zum Leben.


Umso tiefer ihr in das rote Gestein vordringt, desto vielfältigere Ökosysteme entdeckt ihr. Damit wächst allerdings auch die Schwierigkeit den Gebieten neues Leben einzuhauchen, denn ihr müsst immer mehr Aspekte berücksichtigen, da die Lebewesen auch miteinander interagieren. So schleudern die Pflanzen ihre Samen unkontrolliert von sich und wenn ihr ihn nicht einsammelt, dann kullert er auch schon mal auf fruchtbaren Boden und bildet ganz ohne euer Zutun neue Pflanzen oder erhöht die Population der Tiere. Auf diese Weise entwickelt eure Umwelt oft ein imposantes Eigenleben, dessen Folgen ihr zum Teil gar nicht abschätzen könnt und ehe ihr euch verseht, wuchern überall Pflanzen und ganze Horden von Tieren wuseln umher. Zum Teil spielt euch das natürlich auch in die Hände, aber da die Lebewesen je nach Art unterschiedlich viel Biomasse generieren, die fruchtbaren Böden nur begrenzt vorhanden sind und bestimmte Pflanzen sowohl euch als auch den Tieren gefährlich werden können, wird diese unkontrollierte Vermehrung hin und wieder auch zu einem Problem. Ihr tut also gut daran, zunächst ein mal eure Umgebung zu erkunden, die Böden zu präparieren – etwa durch Dünger, den ihr aus Tierkadavern gewinnt oder das Bewässern – und erst dann das Rad des Lebens in Gang zu setzen.

Neben teils aggressiven Pflanzen und Tieren, die ihr Nest verteidigen, gibt es auch einige Umwelteinflüsse, die euch und den Lebewesen schaden können. Auch herabstürzendes Geröll, Säure, die von Felsformationen tropft und feuerspuckende Lavaseen können der Expedition ein jähes Ende bereiten. Mit eurer bescheidenen Ausrüstung habt ihr zudem kaum Möglichkeiten euch zur Wehr zu setzen. Die Säure lässt sich jedoch kurzzeitig mit Wasser neutralisieren und die Pflanzen lassen sich durch einen Köder ablenken oder mit einem Wasserbad kurz lähmen.


Während ihr ausgiebig das Leben in den Höhlen studiert, ehrfürchtig riesige Gewächse erklimmt und mit eurem Jetpack durch die teils gigantischen Hohlräume gleitet, nehmt ihr auch immer wieder Funkkontakt zu eurer Kollegin im Basislager auf. Mit ihr diskutiert ihr die neuesten Entdeckungen und holt euch Rat, wenn ihr mal wieder in eine Sackgasse geraten seid. Außerdem habt ihr auch noch einen ständigen Begleiter namens A.R.T. bei euch. Die künstliche Intelligenz neigt zwar zu etwas sonderbaren Gesprächen, aber sie liefert euch auch regelmäßig nützliche Informationen über die Umwelt und ihre Zusammenhänge.


Die technische Seite ist – trotz der sehr hübschen und handgezeichneten Lebewesen – wohl noch das unscheinbarste an diesem ungewöhnlichen 2D-Exploration-Knobel-Mix. Gemeinsam mit der anständigen Steuerung – die ganz ohne On-Screen-Buttons auskommt – ,der gelungenen Entdecker-Atmosphäre und unterstützt von einem schönen Soundtrack bekommt ihr hier einen recht einzigartigen Trip zum Mars. Der Preis mag mit 3,99 € (der Preis für die angekündigte PC-Fassung wird wohl ähnlich sein) für ein iOS Spiel recht hoch sein, aber im Gegenzug bekommt ihr rund 10h Spielzeit und ein anspruchsvolleres Spielkonzept im Vergleich zu den unzähligen HighScore- und Mini-Games in der unteren Preiskategorie. Im schlimmsten Fall wartet ihr halt auf den nächsten Sale, aber so oder so gehört Waking Mars in jede gute iTunes-Library.

*Testsystem war ein iPod Touch 3G 32 GB (ohne Retina Display)
Tiger Style haben inzwischen ein Update veröffentlicht, das u.a. neue Jetpack-Typen integriert.

11 Antworten auf „Indie-Tipp: Waking Mars“

Leider noch nicht, aber die Ankündigung wurde auch erst vor kurzem gemacht. Details dürften also noch folgen. Es folgen übrigens auch noch Ports auf Linux und Mac.

PS:
Artikel mal von diversen Fehlern befreit. Memo an mich selbst: Artikel nicht mehr unter Zeitdruck und fortan in Office schreiben + gegenlesen lassen. War ja diesmal wirklich arg fehlerbehaftet, sorry dafür an alle Leser.

lol Geht mir genauso. 😉 Das mit dem „gegenlesen lassen“ ist halt immer so ein Problem, weil dann alles auch noch länger dauert. Ich denke, darüber muss man hinweg sehen, so lange man versteht, worum es geht.

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