Publisher: Square Enix | Entwickler: TikGames (San Mateo, USA)
Genre: Platformer / Action / 2.5D | Release: 2012
Plattform: XBLA (getestet) / PSN / PC | Website
TikGames Scarygirl basiert auf der gleichnamigen Graphic Novel von Nathan Jurevicius und handelt von einem ungewöhnlichen Mädchen, das von einem Octopus und einem Hasen aufgenommen wird und wunderliche Abenteuer erlebt.
Eigentlich gibt es Scarygirl schon seit 2009 als Spiel, allerdings nur in einer vereinfachten Form als Flashgame. Die neue Fassung von TikGames baut genau darauf auf, erweitert es um eine halbe Dimension, fügt ein komplexeres Kampfsystem hinzu und verfeinert die Jump & Run Mechanik. Obwohl TikGames zuvor nur generische, low-budget Casualgames gemacht haben, kann sich diese Neuauflage sogar durchaus sehen und spielen lassen.
Die bizarre Welt von Scarygirl lässt sich am ehesten als eine Mischung aus europäischem Comic-Flair und einem, von Tim Burton inspirierten, Märchen beschreiben. Diese Kombination verleiht dem Spiel zumindest optisch einen ungewöhnlichen Stil, kann aber leider in Sachen Tiefe in keinster Weise an die großen Vorbilder anknüpfen. Nun habe ich die Graphic Novel nicht gelesen, aber vermutlich wird die Story dort nicht ganz so belanglos daherkommen, wie in der Spiel-Version. Denn die lässt sich recht schnell erzählen: Bösewicht stiehlt das, was den Wald am Leben hält und will es in der Stadt verkaufen. Scarygirl eilt daraufhin natürlich zur Hilfe und folgt dem Unhold bis in sein Labor. Wirklich schade, da darf man schon so einer ausgefallenen Vorlage ein weiteres Kapitel hinzufügen und dann fällt einem nur so eine abgedroschene Geschichte ein.
Doch damit nicht genug, die Inszenierung der ohnehin simplen Geschichte beschränkt sich zu alledem auch noch auf kurze Textpassagen zwischen den Levels und recht kurze Ingame-Cutscenes. Dafür führt euch die Geschichte aber wenigstens durch ein buntes Sammelsurium an Örtlichkeiten und lässt euch immer wieder mit neuen – teils skurilen – Widersachern Bekanntschaft machen. Deren Bekämpfung macht auch gut die Hälfte des Spiels aus und umso wichtiger ist somit ein brauchbares Kampfsystem. Bis auf kleinere Macken – gerade im Kampf mit vielen Gegnern wirds zuweilen etwas mühselig bis unfair – ist das jedoch gut umgesetzt worden. Zu Beginn verfügt Scarygirl lediglich über einen einfachen sowie einen schweren Schlag, kann sich Blocken und hat die Möglichkeit angeschlagene Gegner zu greifen. Die lassen sich dann als Hiebwaffe oder Wurfgeschoss missbrauchen und mit der passenden Fähigkeit in Lebensenergie umwandeln.
Um euer Repertoire zu erweitern, müsst ihr zunächst Edelsteine sammeln, die Genre-typisch über die Levels verstreut sind. Habt ihr genügend davon gesammelt und seid mal wieder einem der Händler über den Weg gelaufen, dann könnt ihr davon nicht nur neue Angriffe freischalten, sondern auch Aufsätze für euren Tentakelarm – ich sagte doch, sie ist ein ungewöhnliches Mädchen – erstehen, die beispielsweise eure Angriffe verstärken oder euch länger in der Luft halten. Besonders fleißige Sammler können zusätzlich auch noch Figuren der Charaktere kaufen und dann im Baumhaus bewundern. Hin und wieder läuft euch auch ein NPC über den Weg, bei dem ihr euch für einen kleinen Obolus heilen könnt. Wer mag, kann sich außerdem jederzeit Hilfe in Form eines lokalen Koop-Partners holen und die Geschichte zu zweit spielen.
Wenn Scarygirl gerade mal nicht gegen wildgewordene Bergziegen und Yeti-Familien kämpft oder vor einem Schwarm Spinnen flüchtet, dann ist sie meist mit kniffligen Sprungpassagen, heiklen Kletterpartien oder Tauchgängen beschäftigt. Eine große Hilfe beim Klettern ist ihr dabei der Tentakelarm, mit dem sie nicht nur per Propeller-Bewegung über Abgründe schwebt, sondern sich auch à la Indiana Jones von Vorsprung zu Vorsprung hangelt. Das kann zwar in manchen Passagen diverse Bildschirmtode zur Folge haben, bleibt aber meist fair, geht ganz gut von der Hand und ist deutlich mehr Spaß als Frust.
Das Gameplay leistet sich mit seiner grundsoliden Kombination von Kampf und Hüpferei zwar nur wenige Patzer, verpasst jedoch ebenso die Chance, sich die etwas ausgefalleneren Aspekte der Vorlage zunutze zu machen und mit ein Paar unkonventionelleren Spielideen zu überraschen. So ist Scarygirl „nur“ ein guter Action/Platformer mit einem charmanten Look, den man zumindest Fans des Genres bedenkenlos empfehlen kann. Für gerade mal 800 MS Points / ca. 10 € werden aber auch alle anderen rund 5 Stunden – DLC gibts im Store – ordentlich unterhalten.
16 Antworten auf „Beendet: Scarygirl“
Gegner als Wurfgeschosse zu missbrauchen ist immer eine gute Sache 😀
gelegentlich muss man das sogar, um entfernte Schalter damit zu aktivieren 🙂
Sieht doch eigentlich ganz gut aus und die Ideen scheinen gar nicht so übel zu sein! Ist es denn eine Empfehlung für die 10 Euro? Wirkt so, als könntest du dich nicht ganz zu einem klaren KAUFEN durchringen! 😉
Wer das Genre und/oder diesen Art Style mag und mit der Spielzeit leben kann, der wird gut bedient. Ich hab es halt schon vor einigen Wochen für die Hälfte gekauft 😉
Ist ja Flaute im Moment, kommt ja wenig und seit Journey (von Sony übrigens! ;-)) gab es in dem Genre gerade kein so großes Highlight. Oder? Ich werde es mir anschauen. Incoboto für iOS war auch nicht übel, das war es aber schon (zumindest was ich so gesehen habe).
Journey ist ja auch nur indirekt von Sony 😛 Das ist doch aber gar kein Plattformer, oder?
Der Stil hatte mich sofort gefangen =D
Und das Spielprinzip hört sich toll an. Muss ich mir bei nächster Zeit mal genauer ansehen. Danke für den Tipp!
ich ahnte schon, dass es für die Künstlerin ganz interessant sein könnte 🙂
Klasse Titel, den muss ich mirj etzt mal echt genauer anschauen! 🙂
Ich habe die Demo gespielt, aber sie hat mir gar nicht zugesagt. Mir fehlt einfach das nötige Geschick :S
also zu schwer oder wo genau lag das Problem?
Ich komme mit Hüpfpassagen nicht zurecht, so komisch das auch klingen mag :S
hat halt jeder so seine Genres 😀
Ja, ich mag Jump’n’Runs zwar sehr, aber leider bin ich nicht besonders begabt!
Sehr ungewöhnlich, wo doch fast alle mit Mario oder Sonic aufgewachsen sind.
Ich doch auch; ich habe sogar einige Mario Spiele, aber das macht mich noch lange nicht zum Profi 😉