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Indie Review / Test

Indie-Review: Uncanny Valley

Uncanny Valley teaser running small

Vor etwas über einem Jahr bat das kleine Indie-Team Cowardly Creations auf IndieGoGo um recht bescheidene 5.000 € für die Entwicklung und Lizenzkosten von Uncanny Valley. Doch obwohl die Kampagne sogar auf den ganz großen Seiten erwähnt wurde, fanden sich am Ende gerade mal 110 Unterstützer (einer davon war ich), die insgesamt auch nur 900 € beitrugen. Zum Glück hat sich das Team davon aber nicht aufhalten lassen, denn sonst wäre uns einer der ungewöhnlichsten Horror-Titel des Jahres entgangen.

Uncanny Valley screenshot Trainstation

Tom, der Hauptcharakter des Spiels, hat Ärger mit ein paar unheimlichen Typen und will eine Weile verschwinden. Die Anzeige für den Job als Wachmann in einer stillgelegten Forschungsanlage irgendwo im verschneiten Nirgendwo kommt ihm da gerade recht. Der dicke Buck ist zwar nicht unbedingt der freundlichste Kollege, den man sich vorstellen kann, aber dafür scheint die Nachtschicht hier ein Kinderspiel zu sein und er ist weit weg von seinen Problemen. Sieht man mal von den wiederkehrenden Albträumen ab, verlaufen die ersten paar Nächte im neuen Job auch ziemlich entspannt. Lediglich die Langeweile und die gespenstische Stille machen die Schichten nicht unbedingt angenehmer.

Uncanny Valley screenshot Melior Facility Front

Zum Glück muss er ja sowieso immer seine Runden durch die Etagen der Anlage drehen und wenn man schon mal da ist, dann kann man sich ja auch etwas umsehen. Also spaziert ihr Nacht für Nacht durch die verlassenen Korridore, Büros und Labors der Melior Facility und fangt an, in den Emails der Mitarbeiter zu schnüffeln, am Spielautomaten im Pausenraum zu daddeln und Tonbänder von merkwürdigen Interviews zu hören. Je mehr ihr dabei in Erfahrung bringt, desto unheimlicher wird euch die scheinbar harmlose Anlage. Doch weder Buck noch die geheimnisvolle Eve können euch sagen, an was hier einst gearbeitet wurde und der Zugang zu den unteren Bereichen der Anlage wurde abgeriegelt.

Uncanny Valley screenshot Hospital

Uncanny Valley ist zwar Survival Horror, aber es unterscheidet sich deutlich von Spielen wie Outlast, Silent Hill oder Alien: Isolation. Statt euch Jumpscares vor die Nase zu knallen oder euch mit Monstern durch die Gänge zu hetzen, verlegt es den Großteil des Grusels in eure Gedanken. Ihr wisst sehr schnell, dass etwas nicht stimmt, aber ihr kommt dem Geheimnis nur langsam auf die Spur und müsst euch Szene für Szene und Hinweis für Hinweis an die Wahrheit herantasten. Wie auch in The Walking Dead und Heavy Rain haben eure Aktionen dabei Konsequenzen, welche die Geschichte entscheidend verändern können. Allerdings ist euch in Uncanny Valley anfangs oft gar nicht klar, dass diese oder jene Handlung von Bedeutung ist und erst in späteren Durchgängen macht ihr Dinge bewusst anders.

Uncanny Valley screenshot Studio

Um der Geschichte wirklich alle Geheimnisse entlocken zu können, müsst ihr also in jedem Fall mehrere Durchgänge (einer dauert ca. 1 – 1,5h) spielen und dabei nach den teils subtilen Abzweigungen in der Handlung Ausschau halten. Ab einem gewissen Punkt müsst ihr euch außerdem auch um Toms Leben sorgen, denn mit seinem Tod endet auch die Geschichte. Ihr könnt aber nicht einfach einen alten Spielstand laden, sondern müsst überlegen, was ihr hättet anders machen können und dann von vorn beginnen. Selbst wenn ihr eine Waffe finden solltet, seid ihr daher besser beraten, wenn ihr vorsichtig seid und Gefahren möglichst aus dem Weg geht.

Uncanny Valley screenshot Eve

Der Retro-Look mit seinen unerhört großen Pixeln dürfte vor allem jüngere Spieler zunächst etwas abschrecken, aber Uncanny Valley ist ein tolles Beispiel dafür, dass Horror und Atmosphäre nicht allein vom Detailgrad der Grafik abhängen. Trotz der niedrigen Auflösung wird man schnell in die Spielwelt gezogen und entdeckt immer wieder kleine Details im Hintergrund. Zudem lässt die minimalistische Optik mehr Raum für eure eigenen Gedanken.

Uncanny Valley screenshot Research

Sicher, der Umfang und die spielerischen Möglichkeiten hätten gern noch größer ausfallen können, aber Cowardly Creations haben das beste aus ihren bescheidenen Mitteln gemacht. Uncanny Valley wird nicht jedem gefallen, aber wer sich darauf einlässt, erlebt einen spannenden Horror-Thriller mit frischen Ideen und echten WTF-Momenten.

*Uncanny Valley ist noch bis zum 5. Oktober im Steam Weekly Sale und somit für 3,39 € zu haben.

Publisher/Entwickler: Cowardly Creations | Genre: Survival-Horror / Adventure / 2D
Plattform: PC (Xbox One / PS 4 möglich) | Release: April 2015 | Website | Twitter | Demo

Preis: ca. 9 € via Humble Store (DRM free + Steam) oder ca. 10 € auf Steam

8 Antworten auf „Indie-Review: Uncanny Valley“

Naja, für 10 Euro kann man imo nicht sooo viel Spiel erwarten – schon gar nicht von kleinen Studios. Außerdem bin ich nach wie vor der Meinung, es kann gern auch kurze Spiele geben. Man hat so viele Verpflichtungen und es gibt Berge an Spielen. Wäre ja schlimm, wenn wir es nur mit umfangreichen Spielen zu tun hätten, die 100+ Stunden Spielzeit haben.

The Stanley Parable ist auch so ein kurzes Spiel. Bis man aber wirklich alle Möglichkeiten die einem so einfallen ausgeschöpft hat, ist man eine ganze Weile beschäftigt. 😀

Das hier ist aber eher nicht mein DIng. Mit Horror konnte ich noch nie viel anfangen. Am ehesten noch, wenn es sich um Koop-Spiele handelt. Die Dinger kommen einfach nicht an mich ran.

Klar, Spielzeit ist nur einer von vielen Faktoren und bei 10 € ist das gebotene absolut fair. Mir hat es halt nur so gut gefallen, dass ich gern noch mehr Zeit mit dem Erkunden der Anlage und der Geschichte verbracht hätte 😉

Ach, sammeln tu ich durchaus auch Mal Erfolge. Gerade bin ich an Terraria dran, wobei ich jetzt 45 der 88 PC-Errungenschaften haben. Die meisten sind im Hardmode zu machen, was solo natürlich eine Weile dauert. Musste erst wieder eine Welt dahin bringen. Aber wenn es dann irgendwann keinen Spaß mehr macht, höre ich einfach auf. Ich würde keine Erfolge sammeln, einfach um da 100 Prozent stehen zu haben, oder um möglichst viele Spiele auf 100 Prozent zu bekommen.

Mich stört vor allem oft, wie wenig die Erfolge teilweise mit dem Spiel zu tun haben. So Dinger die es für die Story und so gibt gehen ja noch. Aber wenn man dann in einem Shooter mit jeder Waffe zig Kills machen soll, obwohl man eigentlich lieber mit diesen und jenen spielt … Darin sehe ich für mich keinen Sinn. Da muss mich ein Spiel wirklich sehr fesseln, wenn ich mit jeder Waffe anfage Kills zu sammeln.

Leider haben die Errungenschaften viel zu oft solche Ziele als Aufgaben. Naja, mancher mag da halt einen Reiz verspüren – ich aber nicht. Ich habe seit es Erfolge bei der Xbox 360 gab nur bei sehr wenigen Spielen die 100 Prozent in dieser Hinsicht gereicht. Zu den wenigen gehörte zum Beispiel Oblivion. Da waren die nett gestaltet. Story und alle Fraktionen beenden – etwas was man als RPG-Fan ohnehin macht. Niemand der gesagt hat: „Töte 1000 Feinde mit dem Bogen“ und „Erschlage 500 Gegner mit einem Schwert“.

Ist immer schön zu hören, wenn sich Leute nicht entmutigen lassen 🙂 Ich hab übrigens inzwischen an meiner zweiten Indie Game Jam teilgenommen… tja und ist genauso schief gegangen wie die erste, aber immerhin ist diesmal nicht eine Person ganz plötzlich nicht mehr aufgetaucht, sondern nur krank geworden und viel zu aufwendiges Projekt gewesen xD

Der Retro Pixel Look hat echt was, ist der wirklich bei der jüngeren Generation nicht mehr so beliebt? Kann ich mir irgendwie nur schwer vorstellen ö-ö

P.S. Bezüglich Con, wenns kein Mehraufwand ist gib den ganzen doch mal ne Chance, heim gehen geht immer noch und dann weiß mans fürs nächste Mal 😉

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