Etwa 350.000 € sammelte Bulkhead Interactive vor rund vier Jahren bei Kickstarter ein. Eine stolze Summe und mehr als das Dreifache des ursprünglichen Ziels. Für die Aussicht auf einen weiteren Weltkriegs-Shooter, der sich vor allem den Multiplayer der frühen Call of Duty-Spiele zum Vorbild nimmt, öffneten rund zehntausend Spieler bereitwillig ihre Brieftaschen. Vor ziemlich genau einem Jahr schloss das Spiel dann die Early Access-Phase ab, aber von den enthusiastischen Spielern ist heute keiner mehr zu sehen.
Ich hatte den Kickstarter damals zwar nicht unterstützt, aber in zahllosen Sales immer mal wieder mit dem Kauf geliebäugelt. Vor einigen Wochen nahm ich es schließlich als Teil eines Humble Bundles mit und nach einigen Spielstunden auf Battalions Schlachtfeldern muss ich leider sagen, dass mich die leeren Server nicht überraschen. Dabei sei auch erwähnt, dass ich zwar ein großer Shooter-Fan bin, aber die Call of Duty-Serie nie zu meinen Favoriten zählte. Ich habe mich immer lieber in Day of Defeat, Red Orchestra oder Day of Infamy herumgetrieben. Die haben trotz ihres Alters bis heute treue Communities und gerade im Vergleich mit diesen Spielen wirkt Battalion 1944 einfach schrecklich blass und fade.
Den Kern des Spiels bildet der Wartide-Modus, was letztlich eine Kopie des klassischen Counter-Strike ist. Es treten also zwei Teams aus je fünf Spielern an und eine Seite muss eine Bombe platzieren sowie zünden während die Gegenseite das zu verhindern versucht. Wer stirbt, muss bis zum Rundenende warten und zu Beginn können verschiedene Waffen sowie Granaten gekauft werden. Ein bewährtes Konzept also, aber ich finde, in Battalion 1944 funktioniert es leider längst nicht so gut wie beim Klassiker. Ein wesentlicher Grund dafür ist das verfügbare Waffenarsenal. Dass es recht überschaubar ausfällt, kann ich ja verschmerzen, aber Balance und Handling sind nicht stimmig. Die üblichen Karabiner wie das K98 sind beim ersten Treffer tödlich und zugleich auch noch aus der Hüfte oder gar aus der Bewegung heraus enorm Präzise. Erfahrene Spieler springen daher auch gerne mal hinter Kisten hervor und schalten euch noch im Flug aus. Das erinnert zuweilen eher an Quake und die Railgun als an einen Weltkriegs-Shooter. Für sich genommen gar nicht mal unbedingt ein Problem, schließlich mag ich auch Arena-Shooter, aber mit diesem Setting und vor allem in solch einem Spielmodus ist es für mich einfach deplatziert. Außerdem führt es am Ende dazu, dass es, zumindest auf öffentlichen Servern, eigentlich fast nur noch um gute Reflexe und Präzision geht. Taktik und Teamwork, wie sie etwa bei Counter-Strike oder Day of Infamy gefragt sind, rücken in den Hintergrund.
In den ebenfalls vorhandenen Arcade-Modi sieht das hingegen schon wieder anders aus. Im flotten Deathmatch, Capture the Flag usw. muss keiner mehr bis zum Rundenende warten und jeder hat uneingeschränkten Zugriff auf das gesamte Arsenal. Unter diesen Bedingungen macht der Fokus auf Action schon eher Spaß, aber auch da will der Beigeschmack der Belanglosigkeit nicht so ganz verschwinden. Kleinigkeiten wie zum Beispiel die lächerliche KI der Bots oder die fehlende Möglichkeit das Team zu wechseln, machen die Sache nicht besser.
Zumindest in grafischer Hinsicht muss sich Battalion 1944 dank Unreal Engine 4 hinter den anderen nicht verstecken. Die modernere Technik kann aber leider nur teilweise kaschieren, dass die kompakten Karten dann trotzdem recht unspektakulär wirken. Weder die Levelarchitektur noch visuelle Details haben einen echten Wiedererkennungswert und die auffallend helle und freundliche Lichtstimmung beißt sich für meinen Geschmack etwas mit dem realistischen Look des restlichen Spiels. Das soll nicht bedeuten, dass die Karten schlecht designt sind, aber ich habe all diese Umgebungen einfach schon in zahllosen anderen Shootern in besserer Form erlebt.
Mit einem ordentlichen Budget und Square Enix als Publisher standen Battalions Erfolgschancen gut. Ich habe auch keinen Zweifel, dass hier ein fähiges Team einiges an Geld und Arbeit investiert hat. Die Konkurrenz in diesem Genre ist jedoch enorm stark und dann ist handwerklich solide Durchschnittskost einfach zu wenig. Und so muss sich dann auch keiner wundern, wenn sich die Server schon nach einem Jahr in Geisterstädte verwandeln.
2 Antworten auf „Kriegerische Langeweile in Battalion 1944“
Na toll, war ja ein guter Tipp mit dem Humble Bundle!
Bei mir versauert Battalion noch in der Steam-Bibliothek, mal schauen ob das noch was gibt…
Hatte ich nicht schon da erwähnt, dass du es eher nicht wegen Battalion holen solltest? 😀
Also das kannst du dir auf jeden Fall sparen, zumal du auf den Servern vermutlich sowieso nie mehr als 3-4 Spieler antreffen wirst. Dafür waren ja viele andere Sachen im Bundle, die wirklich gut sind 😉