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Indie Review / Test

Flucht in Boxershorts: Phantaruk im Test

Stealth-Mechaniken und Horror passen ziemlich gut zusammen und das wissen wir nicht erst seit Hits wie Outlast oder Alien: Isolation. Doch was bei anderen gut funktioniert, lässt sich nicht immer so ohne Weiteres nachahmen und das jüngst veröffentlichte Phantaruk vom polnischen Entwickler Polyslash ist leider ein guter Beweis dafür.

teaser phantaruk s

Etwas benommen und nur mit einer Unterhose bekleidet fallt ihr aus einem Cryotank. Wer ihr seid und wo ihr euch befindet, ist, wie so oft, nicht ganz klar. Allem Anschein nach seid ihr auf einer Art Forschungsraumschiff namens Purity-02 und dann ist da noch so ein merkwürdiges Gerät, das man an eurem Arm fixiert hat. Wenig später stellt sich heraus, dass es leider kein futuristisches Fitnessarmband ist, denn es zeigt nicht nur euren Puls an, sondern auch, wie eure Infektion mit einem offenbar tödlichen Virus voranschreitet. Erreicht die Anzeige 90 % oder mehr, wird eure Sicht zunehmend verschwommen und bei 100 % steht der Tod kurz bevor. Zum Glück finden sich aber hin und wieder Spritzen, die den Virus zumindest für den Moment in Schach halten können. Ihr setzt euch also den ersten Schuss und beginnt damit, euch auf dem Schiff umzusehen.

screenshot phantaruk flowers

Abgesehen von Notizen und digitalen Aufzeichnungen ist von der Crew zunächst nichts zu sehen, doch es dauert nicht lange, bis ihr merkt, dass dennoch jemand oder, besser gesagt, etwas hier sein Unwesen treibt. Wie auch schon in den eingangs erwähnten Hits gilt es, dieses Ding schleichend zu umgehen, wenn ihr unversehrt durch das Schiff kommen wollt. Eine Möglichkeit, euch zur Wehr zu setzen gibt es nämlich nicht und das ist auch eines der großen Probleme von Phantaruk.

screenshot phantaruk surgery

Die relativ kleinen Areale der Purity-02 lassen euch nur sehr wenig Spielraum, um eurem Widersacher aus dem Weg zu gehen. Lüftungsschächte oder andere Wege abseits der normalen Korridore sind selten vorhanden und es gibt keinerlei Mittel, den oftmals planlos wirkenden Weg der Kreatur zu beeinflussen. So bleibt euch oft nichts anderes übrig als in den Schatten zu hocken und abzuwarten, bis der Weg zum nächsten Raum oder der gesuchten Schlüsselkarte mal wieder frei ist. Leider funktioniert aber auch das nicht immer wie erhofft, denn obwohl das Spiel euch stets anzeigt, wie sichtbar ihr seid, kann es gerne mal passieren, dass ihr euch in Sicherheit wiegt und die Bestie trotzdem plötzlich eure Witterung aufnimmt. Und wenn das passiert, könnt ihr eigentlich direkt neu laden, denn wegrennen ist keine Option und richtige Verstecke in Form von Schränken, Nischen usw. gibt es nicht. Hinzu kommt, dass die Kreatur hin und wieder sogar an andere Stellen des Levels teleportiert wird, wodurch ihr manchmal nichtsahnend direkt in ihre Arme lauft.

screenshot phantaruk corridor

Das sorgt natürlich irgendwann für Frustration, wenn ihr bestimmte Abschnitte zigmal wiederholen müsst, weil das Spiel euch einfach keine faire Chance gibt. Das ist zwar nicht die ganze Zeit über so, aber diese problematischen Stellen ziehen den gesamten Spielspaß unweigerlich nach unten. Was schade ist, denn vor allem die Geschichte rund um einen tödlichen Virus, Klonexperimente und einen unheimlichen Kult hat durchaus Potential. Wirklich genutzt wird allerdings auch das nicht, denn die Präsentation beschränkt sich fast ausschließlich auf Notizen und Audioaufzeichnungen. Die unspektakulären Decks der Purity-02 tun mit ihrem eintönigen Design nur wenig, um die gefundenen Storyfetzen auch visuell zu unterstreichen. Was nicht bedeuten soll, dass Phantaruk ein unansehnliches Spiel ist, aber die seltenen Hingucker können einfach nichts daran ändern, dass es sich oft wie eine recht willkürliche Aneinanderreihung von Versatzstücken aus dem Sci-Fi-Baukasten anfühlt. Dass ich obendrein auch noch mit teils heftigen Performance-Problemen zu kämpfen hatte, macht die Sache nicht besser.

screenshot phantaruk audio

Unterm Strich leidet Polyslashs Debüt unter zwei großen Problemen, zum einen tut es einfach viel zu wenig, um sich irgendwie von der zahlreichen Konkurrenz im Stealth-Genre abzuheben und zum anderen fehlt es spürbar an Feinschliff und Sinn fürs Detail. Genre-Fans, die schon alle Hits gespielt haben, könnten zum Sale-Preis mal einen Blick riskieren, aber alle anderen verpassen hier nichts.

Entwickler: Polyslash | Publisher: PlayWay
Genre: Horror / Stealth / 1st-Person | Plattform: Windows
Release: August 2016 | Pad Support: ja | Offizielle Website
Preis: ca. 9,79 € (wenn eingeloggt) via GMG oder 12 € via Steam

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