Ein Adventure mit Comic-Look und einer düsteren Krimi-Geschichte? Diese Kombination hat mir schon bei Cognition – An Erica Reed Thriller gut gefallen und darum habe ich auch bei The Detail, an dem gerade das finnische Indie-Studio Rival Games werkelt, nicht lange überlegen müssen.
Auch The Detail setzt auf das Episoden-Modell, das sich insbesondere im Adventure-Genre mittlerweile bewährt hat, und die erste von insgesamt fünf Episoden, Where the Dead Lie, erschien Ende Oktober auf Steam. Das Team von Rival Games hat sich bei seinem Debüt-Titel u.a. von erfolgreichen TV-Serien wie HBOs The Wire inspirieren lassen und das zeigt sich vor allem darin, dass ihr hier nicht in die Rolle einer bestimmten Hauptfigur schlüpft, sondern die Geschichte aus dem Blickwinkel einer Vielzahl von Charakteren erlebt.
Abgesehen davon erinnert die Geschichte, soweit ich das nach einer Episode beurteilen kann, auch inhaltlich eher an gute TV-Dramen als an typische Adventure-Kost. Im Gegensatz zu Titeln wie Telltales The Walking Dead oder dem bereits erwähnten Cognition kommt sie nämlich äußerst bodenständig daher und verzichtet komplett auf übernatürliche Kräfte, Zombies und dergleichen. Stattdessen dreht sich alles um eine trostlose Großstadt irgendwo in Amerika, die, wie so viele andere auch, mit wachsender Bandenkriminalität zu tun hat. Und als wäre das nicht genug, wurde nun auch noch ein Gangleader tot aufgefunden und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ein brutaler Krieg zwischen den Banden die Stadt vollends ins Chaos stürzt.
Um das zu verhindern steigt ihr in die finstere Welt des organisierten Verbrechens hinab und versucht, Antworten zu finden. Im Vordergrund stehen dabei ein ehemaliger Krimineller, der seiner Vergangenheit einfach nicht entkommen kann und ein Mordermittler, der allmählich an seiner deprimierenden Arbeit zerbricht. Für Filmfans sicher nichts Neues, aber eine Thematik, die eigentlich nie alt wird. Erstrecht nicht, wenn sie mit dem nötigen Feingefühl inszeniert wird und das scheinen die Jungs und Mädels von Rival Games durchaus zu haben. Hier und da verfällt man zwar in altbekannte Genre-Klischees, aber gleichzeitig überrascht man auch immer wieder mit einer fast schon schockierenden Schonungslosigkeit, die einem The Walking Dead in nichts nachsteht.
Das liegt nicht zuletzt an der ebenso kühlen wie stilvollen Präsentation, die eher mit traditionellen Comics als mit herkömmlichen Adventures zu vergleichen ist. Es ist komplett in 2D gehalten und sowohl Charaktere als auch die Hintergründe könnten direkt aus einem Comic stammen, wobei man hier auf einen eher realistischen Zeichenstil setzt. Gelegentliche Stilwechsel lockern die Optik zudem immer wieder auf.
Die Spielmechanik bewegt sich bei The Detail irgendwo zwischen Point & Click Adventure und Visual Novel. In Gesprächen dürft ihr immer wieder den Verlauf bestimmen, in einigen Szenen müsst ihr ganz klassisch die Szenerie nach Hinweisen und dergleichen absuchen und manchmal gilt es in hektischen Situationen folgenreiche Entscheidungen zu treffen, die euch durch die gesamte Staffel hinweg begleiten und natürlich auch den Verlauf der Episode direkt beeinflussen. Neben der obligatorischen Auswertung am Ende des Spiels gibt es passend zur jeweiligen Entscheidung auch noch interessante Fakten aus dem realen Leben.
Natürlich hat Rival Games nicht die Mittel eines Studios wie Telltale und die Geschichte steht noch ziemlich am Anfang, aber die knapp anderthalb Stunden (für einen Durchgang) dieser ersten Episode haben gereicht, um den Figuren Leben einzuhauchen und mich mit Ungeduld auf die nächste Episode warten zu lassen. Leider gibt es bisher noch keinen SeasonPass für die komplette Staffel, weil vermutlich noch gar nicht sicher ist, ob man überhaupt genug Rücklagen hat, um die Staffel fertigzustellen, aber vielleicht sollten Genre-Fans ja gerade deswegen zuschlagen und das Projekt unterstützen.
Publisher/Entwickler: Rival Games
Genre: Visual Novel / Adventure / 2D | Plattform: PC / Mac / Linux
Release: Oktober 2014 | Pad Support: ja | Offizielle Website
Preis: ca. 6 € (pro Episode) via Steam
4 Antworten auf „Indie-Review: The Detail Ep.1 – Where the Dead Lie“
Klingt super soweit! Vor allem das Setting. Aber kann es vielleicht sein, dass du bei den Entscheidungen mit den „weitreichenden Konsequenzen“ genau in die TWD-Falle trittst? Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Konsequenzen wirklich weitreichender sind als bei TWD & Co., also eigentlich nur kleine Nuancen betreffen. Oder weißt du da mehr drüber?
Wie sich die Entscheidungen auf lange Sicht auswirken kann ich natürlich erst genau sagen, wenn die nächste Episode da ist, aber ja, vermutlich werden sie nicht viel größeren Einfluss als die in TWD haben.
…was ja schade ist, denn wenn wirklich ein Studio solch ein komplexes Projekt durchziehen würde, wäre es ein großes Kaufargument.
Auf jeden Fall und gerade die Story von The Detail bietet da eigentlich die ideale Umgebung für.