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Indie Review / Test

Review: Daylight

daylight teaser zombie studios horror s

Vor zwei Jahren sorgte Parsec Productions Slender: The Eight Pages für eine echte Überraschung im Horror-Genre. Schon kurz nach dem Release des sehr simplen Indie-Titels wurde Youtube von einer großen Welle an Let’s Plays mit kreischenden Menschen überflutet, was den kostenlosen Download sogar über die Grenzen der Games-Szene hinaus berühmt machte. Das sorgte natürlich für viele Nachahmer, doch keiner davon konnte die Popularität des Originals auch nur ansatzweise erreichen. Mit Daylight wollen die Zombie Studios nun aber genau das erreichen, indem sie die bewährte Formel aufpolieren und mit klangvollen Features locken.

Erstes Spiel mit der brandneuen Unreal Engine 4, zufällig generierte Spielwelt, durch die sich jeder Durchgang völlig anders gestaltet, zusätzliche Playstation 4 Version und Jessica Chobot, die für gute Presse sorgt. Alles hätte so schaurig schön sein können, doch was Zombie Studios hier abliefert ist kaum mehr als ein lauer Aufguss des alten Slender Games, dessen minimalistische Spielmechanik mich schon 2012 eher einschläferte als gruselte.

daylight screenshot zombie studios korridor

Die Spielumgebung bedient sich ganz klassischer Horror-Elemente. Ihr erwacht im Eingangsbereich einer verfallenen Heilanstalt und habt nichts außer eurem Smartphone dabei. Selbiges dient nicht nur als Taschenlampe und Navigationsgerät, sondern es verfügt auch über eine beeindruckende Akkuleistung, die Apple, Samsung und Co. vor Neid erblassen lässt. Über den Lautsprecher des Smartphones meldet sich außerdem immer wieder ein unbekannter Mann bei euch, der vielleicht nicht euer Freund ist, aber offenbar einiges über die Anstalt und euch zu berichten hat.

Auf seinen Rat hin deckt ihr euch also mit Knicklichtern ein und durchsucht die Anstalt nach sogenannten Relikten. Das sind Notizen, Fotos und Zeitungsausschnitte, die zufällig in den Gängen und Räumen verteilt wurden und nur darauf warten, von euch gefunden zu werden. Einige davon sind in Schränken oder Kisten versteckt, die leuchten, wenn ihr einen der Leuchtstäbe in der Hand habt. Habt ihr insgesamt 6 dieser Relikte gefunden, dann taucht in einem bestimmten Raum des Levels ein magischer Gegenstand auf, mit dem ihr wiederum das Tor zum nächsten Abschnitt öffnen könnt.

daylight screenshot zombie studios fackel

Klingt irgendwie etwas langweilig? Nun, das ist es leider auch, denn während ihr durch die immer gleich aussehenden Gänge und Räume mit den ebenfalls kaum variierenden Requisiten irrt, werdet ihr schnell feststellen, dass Daylight eher ein Walking-Simulator als ein echtes Horror-Spiel ist. Hier und da serviert man ein paar billige Jumpscares wie Bilderrahmen, die sich beim Vorbeigehen bewegen, das Rad eines Rollstuhls, das sich plötzlich dreht oder unheimliche Stimmen im Hintergrund, aber die meisten Spieler dürfte das wenig beeindrucken. Die einzige Gefahr des Spiels ist nämlich der Geist einer Frau, der, genau wie der Slender Man, hin und wieder erscheint und euch verfolgt, wobei sich die Erscheinungen mit jedem gefunden Relikt häufen. Wie eine Medusa kann längerer Blickkontakt mit der Dame zwar euer Ende bedeuten, aber wirklich viel zu befürchten habt ihr trotzdem nicht. Meistens lässt sie sich ziemlich leicht wieder abschütteln und solltet ihr auf der Flucht mal in einer Sackgasse landen, dann könnt ihr immer noch eine der zahlreichen Fackeln zünden und sie damit wieder vertreiben.

daylight screenshot zombie studios außen

An dem simplen Slender-Konzept hat man im Grunde also kaum etwas verändert, so dass Daylight den meisten Spielern statt Angstschreien nur noch ein müdes Gähnen entlocken dürfte. Vom Versuch, durch unterschiedliche Umgebungen und die zufällige Anordnung der Levels für Abwechslung und zusätzliche Spannung zu sorgen, ist im Spieler leider kaum etwas zu merken und somit hat man eigentlich schon nach einer halben Stunde das Gefühl, alles gesehen zu haben. Angesichts des einfallslosen Designs ist es daher wohl sogar ganz gut, dass die belanglose Story auch schon nach 1,5 bis 2 Stunden ihr Ende findet. Für erfahrene Spieler ist Daylight in so ziemlich jeder Hinsicht eine Enttäuschung, aber dafür könnte es die ideale Einstiegsdroge für Nicht-Spieler sein.

Publisher Zombie Studios / Atlus (PS4) | Entwickler Zombie Studios
Genre: Horror / First-Person / Casual | Plattform: PC (Test) / PlayStation 4
Release: April 2014 | Preis: ca. 14 € via Steam bzw. PSN | Website

*Vielen Dank an Atlus/Plan of Attack für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

6 Antworten auf „Review: Daylight“

Hat dich denn damals die erste Begegnung mit dem Slenderman echt gelangweilt? Ich finde das schon richtig gut und zum Fürchten.
Mich hat Daylight auch (soweit zumindest, habe es nur ne Stunde gespielt) gelangweilt. Fand ich überraschend, denn eigentlich war ich mir sicher, dass es ein ordentliches Spiel wird…

Bei Slenderman fehlte mir z.B. ein Kontext. Warum bin ich in diesem eingezäunten Wald und suche nach sinnfreien Notizen die irgendwo an Bäumen hängen? Außerdem fand ich das Design des Slenderman eher zum Lachen als zum Gruseln. Bei mir kam da irgendwie zu keiner Sekunde Grusel-Feeling auf, dabei habe ich bei einem Silent Hill durchaus etwas die Hosen voll 😉

Mit einer Stunde Spielzeit bist du ja schon fast durch bei Daylight, da kannst du den Rest auch noch hinter dich bringen 😛 Ich hatte auch mehr erwartet und bin erstaunt, dass Atlus hier tatsächlich als Publisher eingesprungen ist.

Ok, verstehe ich. Für meinen Teil brauchte ich da keinen Kontext. Bei den Variationen, etwa in der Psychiatrie, sah das schon wieder anders aus.
Silent Hill ist aber trotzdem mal ein ganz anderes Kaliber und schon beinahe unfair, es mit einer kleinen Indie-Gratis-Produktion zu vergleichen! Aber mehr und intensiver habe ich mich bei Silent Hill auch gegruselt! 😉

Ich wollte damit auch nur sagen, dass ich kein Spieler bin, der generell total schwer in „Angst“ zu versetzen ist, sondern es halt einfach nur auf die Art und Weise ankommt 🙂

Fehlender Kontext ist meiner Meinung nach ein zweischneidiges Schwert. Es kommt da einfach sehr auf das Spiel drauf an, was man draus machen kann … und ein Stück weit natürlich auf einen selbst. Wenn mir ein Spiel vom Grundgerüst her nicht gefällt, kann ich persönlich aus dem fehlenden Kontext nichts machen. So geht es mir etwa mit Minecraft. Das ist ja ein Paradebeispiel für ein Spiel ohne Kontext. Trotzdem spielen es nach wie vor Millionen. Mit Kontext würde es vermutlich gar nicht so gut funktionieren, wie es so der Fall ist. Bisweilen finde ich so Spiele ohne Kontext wirklich unterhaltsam, vor allem im Bereich Sandkasten. Ich habe so viel Zeit mit Terraria verbracht, welches mir deutlich mehr zusagt als ein Minecraft.

PS: Ich bin generell nicht der größte Fan von Horror. Egal ob Film, Spiel oder Buch … ich kann mit diesem Genre nicht gut. Am ehesten aber dann noch Buch. Filme wirken auf mich sehr schnell lächerlich und total unglaubwürdig. Habe versucht mir einige von denen zu geben, aber die sind oft so „überzeichnet“ und man nimmt den Darstellern alles nicht ab. Uffff. Bei Spielen ist es ähnlich. Was ich mochte war Resi 5 … aber wegen dem Koop. Damals hat mein Mann noch viel Koop mit mir gespielt.

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