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Indie Review / Test

Heroes of Mount Dragon – Saturday Morning Brawler

Die SEGA-Legenden Streets of Rage und Golden Axe gehören nicht nur zu meinen absoluten Lieblingen über die Generationen hinweg, ich kehre auch immer mal wieder zu ihnen zurück. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihres eigentlich simplen Kerns haben Sidecrolling-Beat’em Ups bis heute wenig von ihrem Reiz verloren und die Indie-Szene versorgt uns stetig mit neuem Futter. Dazu gehört auch das kürzlich veröffentlichte Heroes of Mount Dragon, durch das ich mich, wie es sich gehört, im Couch-Koop mit meinem Bruder geprügelt habe.

*Dieser Beitrag wurde für die Betrachtung an einem Monitor und eine Auflösung von 1280*720 (oder höher, Mobile: quer/Landscape-Modus) optimiert.

Man muss nicht allzu lange schauen, um zu erkennen, womit sich Heroes of Mount Dragon von der Konkurrenz abheben möchte. Die Präsentation setzt voll auf den Stil eines klassischen Samstagmorgen-Cartoons, wie man sie vor allem aus den 90er und frühen 2000er Jahren kennt. In dem knallbunten Potpourri der Fantasy-Klischees erkennt man nicht nur Einflüsse aus TV-Serien wie Thundercats oder He-Man, auch Dungeons & Dragons, Warcraft und Herr der Ringe dienten hier mehr als offensichtlich als Vorbilder.

Der Versuch, von allem etwas zu sein, sorgt allerdings dafür, dass die Heldengruppe und ihre Welt recht schnell etwas dröge und abgedroschen wirken. Man hat eben einfach alles schon mal an anderer Stelle mit deutlich mehr Tiefgang gesehen. Da hilft es leider auch nur bedingt, dass man es in Teilen mit einem Augenzwinkern und einer gewissen Selbstironie inszeniert. Zum Glück spielen die meisten Menschen, inklusive mir, die Beat’em Ups aber ohnehin nicht wegen ihrer tollen Handlung und der vielschichtigen Figuren. Die entscheidende Frage ist immer, ob es Spaß macht, die großen und kleinen Fieslinge zu vermöbeln. Und um das vorwegzunehmen: Ja, macht es.

Zwar gibt es auch beim Gameplay keinerlei Überraschungen und es ist arg linear. Das Kampfsystem, Handling sowie Balancing sind aber wirklich grundsolide. Fangen wir mal bei den vier wählbaren Figuren an, die allesamt genug Eigenheiten aufweisen, um nicht nur wie ein simpler Skin-Wechsel zu wirken. Es gibt die Waldelfe und den Dunkelelfen, die mit Bogen bzw. Wurfmessern auch auf Distanz attackieren können. Für den reinen Nahkampf hat man wiederum eine Katzenlady sowie einen bierbäuchigen Halb-Ork.

Alle verfügen über einen leichten und einen schweren Angriff, die sich zu simplen 3er-Kombos verketten lassen. Dazu kommen noch Sprungattacken, Ausweichrolle und ein paar Spezial-Angriffe. Wobei einiges erst über das Sammeln von Erfahrungspunkten bzw. Levelaufstiegen erlernt wird. Obendrein gibt es noch ein simples Magie-System, das mich ein wenig an Golden Axe erinnert. Für das Erledigen von Gegnern und an „Zauberlampen“ kann man Mana sammeln und sich damit jederzeit in einen Drachen verwandeln. Als solcher lässt man dann vom oberen Bildschirmrand drei verschiedene Feuerattacken auf die wehrlosen Gegner herabregnen. Allzu komplexe Strategien sind mit dem Repertoire zwar nicht möglich, aber (fast) alles geht gut von der Hand, wenig wirkt unnütz und wir hatten nie das Gefühl, für einen Gegner nicht das passende „Werkzeug“ zur Hand zu haben.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass einem die Gegner bis auf wenige Ausnahmen weder in Sachen KI noch beim Move-Set allzu viel entgegenzusetzen haben. Die meisten sind die typischen Nahkämpfer, die einem stur nachlaufen und mit Fäusten oder Klingen zuschlagen. Dann gibt es noch ein paar Fernkämpfer, die regelmäßig die Positionen wechseln und mit Bomben oder anderen Projektilen nerven wollen. Und ergänzt werden die Standard-Truppen noch durch ein paar Spezialisten wie etwa Stachel-verschießende Wespen (?), haushohe Trolle oder schwebende Magierinnen. Immerhin hat aber jede der vier Regionen ihre eigenen Varianten. Manche davon wirklich komplett anders, ein paar wenige wiederum nur in der Farbgebung angepasst.

RuniQ

Hinter dem neuen Indiestudio RuniQ stecken ehemalige Entwickler von Beenox. Dort haben sie zuvor an bekannten AAA-Games wie Crash Team Racing Nitro-FueledSpider-Man: Shattered Dimensions, und Skylanders gearbeitet. Das Universum von HoMD würden sie gerne auch auf Film und Comics ausweiten.

Große Bosse mit richtig langen… Energiebalken sind natürlich auch dabei. Sie bilden jeweils den Abschluss einer Region und auf dem Weg zu ihnen bemüht man sich, ihnen durch kleine Story-Einwürfe etwas narrativen Background zu geben. Das macht sie zwar trotzdem nicht zu vollwertigen Antagonisten, aber das gefällt mir deutlich besser als sie den Spielenden so beiläufig vor die Nase zu setzen, wie es sonst üblich ist.

Ich bevorzuge zwar die klassischen 2D-Varianten, aber Heroes of Mount Dragon sieht mit seinem farbenfrohen Mix aus handgezeichneten 2D-Hinter- und 3D-Vordergründen sowie Polygon-Figuren auch ganz ansehnlich aus. Ganz besonders, wenn man eben den Look alter Fantasy-Cartoons mag. Sound und Musik gehen auch in Ordnung, sind aber weit vom Kult-Faktor der Genre-Klassiker entfernt. Ein Lob gibt es zum Schluss noch für die Möglichkeit, zu viert zu spielen und den kompetitiven Arena-Modus.

Wer das Genre liebt, mindestens eine Person für den Koop parat hat und sich nicht an dem doch etwas generischen Drumherum stört, der bekommt mit Heroes of Mount Dragon kurzweiliges Fantasy-Gekloppe, das zumindest für 2-3 Nachmittage unterhalten kann. Spätestens danach wünscht man sich aber, dass die im Spiel bereits angedeuteten vier weiteren Charaktere und die dazugehörigen Gebiete schon enthalten wären.

Plattform: PC
Release: 25. Juni 2025
Entwickler: RuniQ
Publisher: indie.io
Genre: Beat’em Up, Fantasy-Brawler
Preis: 22,99 €
Meine Spielzeit: ca. 7,5h
(2 Runs normal + hard)

Website | Steam | Trailer

*Für dieses Review hat mir der Publisher indie.io freundlicher Weise einen Review-Key zur Verfügung gestellt.

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