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Review / Test

Hot Rod Mayhem – Lauwarmes Racing

Obwohl Nintendos Mario Kart quasi eine Gelddruckmaschine ist und bis heute mit jedem neuen Teil Millionen von Freundschaften weltweit auf die Probe stellt, ist dieses spezielle Sub-Genre der Kart-Racer bis heute eine Nische. In dieser Generation sicher sogar noch mehr als bisher. Größere Produktionen, wie etwa das kommende Sonic Racing: Crossworlds oder das 2019er Crash Team Racing-Remake, sind die absolute Ausnahme. Seit Jahrzehnten gibt es aber einen steten Strom an kleinen Studios und Indies, die sich an der bewährten Formel versuchen. Vieles davon ist liebloser Lizenz-Ramsch. Manches aber auch ein ungeschliffener Diamant. Mit ihrem jüngst veröffentlichten Hot Rod Mayhem platzieren sich Casual Brothers irgendwo dazwischen.

*Dieser Beitrag wurde für die Betrachtung auf einem Monitor und eine Auflösung von 1280*720 (oder höher, Landscape-Modus auf Mobile) optimiert.

Das Spiel begrüßt uns mit einem „coolen“ Kommentator, der natürlich voller Energie steckt und uns mit guter Laune und mäßig witzigen Sprüchen aufpeitschen soll. Ein Trick, der zumindest bei mir meistens nach hinten losgeht und auch hier eher für Augenrollen sorgt, aber vielleicht funktioniert das ja bei anderen. Oder zumindest bei Kids, denn die dürften hier eher die Zielgruppe sein, wie mir nach einer Weile klar wird. Das Design der Figuren mit ihren übergroßen Köpfen erinnert stark an ModNation Racers sowie das Sequel LittleBigPlanet Karting. Bei Sonys Titeln war Customization ein Kern-Elemente und auch in Hot Rod Mayhem kann man sich die Figur aus verschiedenen Teilen zusammenstellen. Nur hat man deutlich weniger Optionen und es wirkt eben wirklich nicht allzu originell. Was ich letztlich aber verschmerzen kann, denn im Kart sieht man von der Figur sowieso fast nichts mehr und Cutscenes oder gar eine Story gibt es nicht. Will man das in einem Kart-Racer überhaupt?

Es ist einsam (und öde) an der Spitze

Man beschränkt sich hier auf das Wesentliche und so finden sich im Hauptmenü auch nur Einzelrennen und eine Reihe von Pokalen. Übliche Extras wie ein Battle-Modus, Time Trials oder gar Online-Rennen sind nicht dabei, aber immerhin kann man alles mit bis zu vier Leuten im Splitscreen spielen. Die insgesamt 10 Meisterschaften verteilen sich auf 10 Strecken, die gelegentlich auch gespiegelt bzw. in umgekehrter Richtung gefahren werden. Wer rechnen kann, wird merken, dass man also viele der Strecken sehr oft absolvieren muss, wenn man alle Pokale gewinnen will. Was mich zum ersten Problem des Spiels führt. Man war zwar durchaus bemüht, allen Strecken durch eine Reihe von Themen wie Ski-Resort, Weltraum-Basis oder Jurassic Park ein eigenes Flair zu geben, aber gerade spielerisch macht es zumeist kaum einen Unterschied, wo man fährt. Die Streckenführung ist stets so simpel, dass ihr den Track auch im ersten Versuch schon weitestgehend fehlerfrei meistern könnt. Auch wenn man immerhin teils unerwartete Hürden und Hindernisse wie etwa entlaufene Dinos, herumspukende Geister oder herabfallenden Schnee eingebaut hat, um für Abwechslung zu sorgen.

Spätestens nach zwei oder drei Pokalsiegen wird es leider einfach etwas dröge. Was nicht nur daran liegt, dass man pro Meisterschaft nur eine wirklich neue Strecke zu sehen bekommt, sondern auch daran, dass Hot Rod Mayhem schlichtweg zu einfach ist. Nachdem ich die ersten beiden Pokale quasi im Schlaf gewonnen hatte, musste ich von normal auf schwer wechseln, bevor mir die insgesamt neun KI-Kontrahenten auch gelegentlich mal das Gefühl gaben, mich für den Sieg etwas anstrengen zu müssen. Wiederholen musste ich am Ende zwar keinen der Pokale, aber immerhin war es so nicht immer schon vor dem letzten Rennen klar, dass ich am Ende triumphieren würde.

Kart-Racing-Checklist

Der recht zahme Schwierigkeitsgrad mag tatsächlich dem (vermutlichen) Fokus auf eine recht junge Zielgruppe geschuldet sein, aber auch die ganzen Mechaniken sind leider einfach viel zu oberflächlich und einfallslos, um irgendwen mittelfristig zu motivieren, der/die im Leben schon mehr als nur einen Kart-Racer gespielt hat. Natürlich gibt es eine sehr simple Driftmechanik, mit der man Boost sammeln kann und es gibt eine handvoll Abkürzungen bzw. Alternativ-Wege auf einigen Strecken. Man kann auch aus einer Reihe von Karts mit unterschiedlichen Stats wählen und neue freischalten, aber auf das Handling hat es eigentlich kaum Auswirkungen.

Bei den wenigen Items gibt es die üblichen Verdächtigen. Einen Dart-Pfeil, der das führende Kart trifft (also der blaue Panzer aus Mario Kart), eine Melone, die man in gerader Linie nach vorn oder hinten rollt (also der grüne Panzer aus Mario Kart), einen Stern, der uns beim Aufholen hilft, wenn wir weiter hinten liegen (woher wohl?), einen Kreisel, der im Grunde als Mine fungiert und dann gibt es noch den Schutzschild. Letzterer ist eigentlich auch das einzige Item, das taktisch relevant ist, denn da man die meiste Zeit vorne liegt, sollte man sich immer einen aufheben, um sich gegen die unvermeidlichen blauen Pan… äh, Dart-Pfeile zu schützen.

Etwas dünn ist auch der Umfang. Ein Rennen dauert kaum länger als drei Minuten und wenn man will, kann man sich locker an einem Tag durch alle Meisterschaften arbeiten und alles freischalten. Wobei man fairer Weise erwähnen sollte, dass Hot Rod Mayhem mit 20 € Normalpreis eben auch eher im Budget-Segment wildern will.

Vom Adventure zur Lizenz-Maschine

Von Addams Family und Barbie über Evil Dead und Matchbox bis hin zu Transformers haben Casual Brothers inzwischen unzählige Lizenzen auf PC und Konsolen gebracht. Manchmal hauptverantwortlich und oft als Zulieferer für andere Studios. Die Kritiken waren dabei, wie so oft bei Lizenz-Versoftungen, meistens durchwachsen. Manch einer mag da die Nase rümpfen, aber wenn man sich mal die Entlassungswellen der letzten Jahre ansieht, ist es doch aller Ehren wert, wenn man ein Studio seit über einem Jahrzehnt am Laufen hält und damit aktuell rund 30 Menschen einen Job in dieser schwierigen Branche verschafft. Selbst dann, wenn die Spiele keine Preise gewinnen und das gern belächelte Casual-Label tragen.

Außerdem waren einige der Entwickler maßgeblich an den Fenimore Fillmore-Adventures beteiligt, bevor sie 2010 Casual Brothers gründeten.

  • 3 Skulls of the Toltecs (1996, Remaster 2019)
  • Fenimore Fillmore: The Westerner (2003, Remaster 2017)
  • Fenimore Fillmore’s Revenge (2008)

Ich habe wirklich schon deutlich schlechtere Kart- und Fun-Racer gespielt, aber in dieser Nische hat das leider noch nicht viel zu bedeuten. Mit drei Freund*innen im Splitscreen oder mit den kleinen Kindern kann Hot Rod Mayhem sicher für ein paar Rennen Spaß machen, aber gerade Solo-Spieler dürften sich schnell langweilen. Handwerklich ist es durchaus ordentlich gemacht (sieht man mal von den kleineren Performance-Problemen auf der Xbox One ab), aber es ist auch in jeder Hinsicht furchtbar generisch. Nichts hier ist wirklich schlecht, aber wenn alles nur irgendwie okay ist, dann reicht das heute einfach nicht mehr.*

*Wenn ihr einfache 1000 Gamerscore wollt, ist das allerdings genau euer Spiel 😉

Plattform: PS5, Switch, Xbox One & Series, (PC geplant)
Release: 15. April 2025
Entwickler: Casual Brothers
Publisher: Casual Brothers
Genre: Kart-Racer, Casual
Preis: 19,99 €
Meine Spielzeit: ca. 3h

Steam | Nintendo eStore | Trailer
Xbox Store | Playstation Store | Website


*Für dieses Review hat mir der Entwickler Casual Brothers bzw. deren PR-Agentur freundlicher Weise einen Review-Key zur Verfügung gestellt.

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