Von einem Moment auf den anderen wird Liams Leben auf den Kopf gestellt. Eben war er noch mit seiner Freundin im Kino und jetzt erwacht er allein in einem Zimmer, das zwar wie das seine aussieht, aber doch irgendwie anders zu sein scheint. Das Telefon ist tot, die Tür versperrt und am Laptop hat sich auch jemand zu schaffen gemacht. Ist das wirklich die Realität oder träumt er noch immer?
Oneiros ist im Kern vor allem ein Rätsel-Spiel im Stil von Escape Rooms. Liam ist also die meiste Zeit in besagtem Zimmer eingesperrt und ihr sucht darin nach Hinweisen und Objekten, die euch zur Flucht verhelfen sollen. So müssen u.a. kryptische Notizen auf Klebezetteln zusammengesetzt, Highscores auf dem Computer geknackt und unsichtbare Texte wieder sichtbar gemacht werden. Für erfahrene Adventure-Spieler dürfte das alles wahrlich keine Herausforderung darstellen, aber mir hat das Lösen der kleinen Rätsel trotzdem Spaß gemacht. Lobenswert ist zudem, dass man ein bisschen davon auch lösen kann, ohne jeden dafür vorgesehenen Zwischenschritt zu gehen.
Zwischendurch wechselt das Spiel mehrfach in abstrakte Traumwelten, die bei manchen Spielern wohl für ein wenig Ärger sorgen könnten. Labyrinthe und Sprung-Passagen stehen bei Genre-Fans ja bekanntlich nicht gerade hoch im Kurs, aber mir persönlich haben sie nicht zuletzt durch ihre interessante Optik recht gut gefallen. Außerdem hat man diese Abschnitte ohnehin recht schnell hinter sich gebracht und kann noch nicht mal darin sterben. Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen dieser Art, macht Oneiros auch kein großes Drama aus der Situation des Protagonisten. Liam ist recht schnell klar, dass er träumen muss und wohl nicht wirklich in Gefahr ist. Also arrangiert er sich mit der Situation und nimmt es mit Humor. Er kommentiert fast alles mit einem lockeren Spruch und in der Spielwelt finden sich auch immer wieder kleine Gags.
Mit rund drei Stunden ist Oneiros zwar nicht allzu lang und vom großen Finale hatte ich mir doch etwas mehr erhofft, aber trotzdem finde ich, dass Rafał Kula, dem einzigen Entwickler hinter Coal Valley Games, hier ein sehr gelungenes Debüt abliefert. Insbesondere die entspannte Stimmung und die hübsche, teils ungewöhnliche Präsentation haben mir ausgesprochen gut gefallen und rechtfertigen den schmalen Preis von 6,99 € allemal. Hoffentlich dauert es bis zu seinem zweiten Spiel nicht wieder zwei Jahre.