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Indie Review / Test

Ein Mädchen und ihr Kampf ums Trinkwasser: Ayo – A Rain Tale im Test

Wenn von Afrika und Videospielen die Rede ist, dann fällt den meisten Spielern vermutlich direkt Resident Evil 5 ein und sonst nicht mehr viel. Trotz der fantastischen Natur und den vielen Kulturen taucht der Kontinent für gewöhnlich nur in Form von Klischees auf, wenn überhaupt. In den letzten Jahren scheint sich das aber zumindest in der Indieszene etwas zu ändern. Das Berliner A MAZE Festival hat inzwischen einen Ableger in Johannesburg und mit AURION erschien letztes Jahr gar ein Action-RPG “made in Cameroon“ auf Steam. Das gerade erschienene Ayo: A Rain Tale wurde zwar nicht in Afrika entwickelt, will aber auf ein Problem aufmerksam machen, das in vielen Teilen Afrikas allgegenwärtig ist.

Das junge Mädchen Ayo lebt mit ihrer Familie in einem armen Dorf in Schwarzafrika. Wie Millionen andere Afrikanerinnen muss sie regelmäßig einen beschwerlichen Weg auf sich nehmen, um mit einem rostigen Kanister von weit weg Wasser zu holen. Im Gewandt eines Plattformers begleitet ihr sie auf dieser gefährlichen Reise, die am Ende etwas anders ausfällt als man vielleicht erwarten würde. Damit das ernste Thema auch spielerisch etwas interessant wird, hat man den Gang zum Wasserloch mit allerlei Wesen und Orten ausgeschmückt, die zum Teil von afrikanischer Folklore inspiriert sind. Auf eurem Weg begegnet ihr immer wieder den Asili-Zwillingen, die für Ayo neben weisen Worten auch ein paar magische Fertigkeiten bereithalten. Ihr stapft also nicht von Anfang bis Ende durch die sandige Einöde, sondern klettert u.a. auch durch heiße Lavahöhlen, erklimmt riesige Bäume und hüpft am Ende schließlich über donnernde Gewitterwolken.


Sieht man mal von dem eigentlich ernsten Hintergrund ab, haben die Entwickler leider recht wenig getan, um Ayo aus der Masse von Jump & Runs wirklich hervorstechen zu lassen. Der Levelaufbau ist manchmal so simpel, dass man stellenweise fast das Gefühl hat, einen Autorunner zu spielen. Zur Auflockerung der recht simplen Hüpfpassagen kommen im Laufe des Spiels zwar noch Puzzle-Elemente hinzu, aber die hat man in ähnlicher Form auch schon in anderen Plattformern gesehen. So tauchen etwa gelbe und blaue Plattformen, Wände und verschiebbare Blöcke auf, die durch das Berühren magischer Fontänen entweder fest oder durchlässig werden. Später bekommt ihr schließlich auch die Fähigkeit, direkt per Tastendruck zwischen den Zuständen zu wechseln. Diese Mechanik, wie auch das Hüpfen an sich, funktioniert ganz ordentlich und ist manchmal tatsächlich auch etwas fordernd, wirkt aber allzu oft etwas aufgesetzt.


Fazit
Und dieser Eindruck zieht sich leider durch das ganze Spiel. Das ursprüngliche Thema, nämlich der alltägliche Kampf ums Wasser, rückt schon nach wenigen Spielminuten so weit in den Hintergrund, dass man Ayo kaum noch von all den anderen Plattformern unterscheiden kann. Grafisch gibt es zwar durchaus einige wirklich ansehnliche Passagen, aber auch hier merkt man dann doch, dass es eher ein Low-Budget-Projekt ist. Die Intention hinter Ayo: A Rain Tale ist äußerst löblich, letztlich machen die Entwickler aber zu wenig daraus. Wer das zauberhafte Never Alone schon gespielt hat und mehr „Ethno-Games“ will, kann aus Mangel an Alternativen trotzdem mal einen Blick riskieren.

4 Antworten auf „Ein Mädchen und ihr Kampf ums Trinkwasser: Ayo – A Rain Tale im Test“

Auch wenn es offenbar nicht perfekt ist und hier und dort schwächelt, ist das Spiel neulich auf meine Wunschliste gewandert. Ich hatte den Beitrag nämlich schon kurz nach Veröffentlichung gelesen.

Ich finde übrigens erwähntes Never Alone super. Umso gespannter bin ich, wie ich diesen Titel hier dann sehen werde. Wegen diesen Beiträgen komme ich gern auf deine Seite Roberto. Ich habe überhaupt kein Problem mit AAA und Co. – aber ich liebe die Abwechslung. Du schenkst den eher unbekannten Titeln eine Stimme. Ich selbst verfolge mit großer Leidenschaft News und Veröffentlichungen im Bereich Indie. Aber der Markt ist in den letzten Jahren massiv gewachsen und es fällt immer schwerer, da noch einen Überblick zu haben. Umso mehr freue ich mich über Seiten, die auch diesen Projekten Beachtung schenken. Die ist absolut verdient.

Bei Ayo spricht mich die Thematik sehr an und ich finde den Stil den man gewählt hat gelungen. Ich mag Spiele, die sich optisch etwas abheben und eigene Wege gehen. Natürlich gibt´s auch da inzwischen vergleichbare Sachen. Aber der Look ist trotzdem ungewöhnlich. Ich finde solche Faktoren tragen sehr zum Wiedererkennungswert bei.

Vielen Dank für die lieben Worte und dass du über all die Zeit immer mal wieder vorbeischaust, obwohl es zuletzt doch öfter mal längere Pausen gab 🙂
Was AYO anbelangt bin ich wirklich hin- und hergerissen, weil es eigentlich nichts wirklich falsch macht und doch sehr hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Never Alone spielt halt in einer anderen Liga und hatte vermutlich auch das höhere Budget.

Hm, gefühlt hat Never Alone auch eine größer angelegte PR-Kampagne erhalten? Auf Never Alone wurde ich früh aufmerksam – quasi direkt mit Ankündigung. Ayo ging am mir leider vorbei. Ich berichte nicht sooo oft über Indies … News habe ich generell aus Zeitgründen reduziert. Aber ich lese sehr viel und verfolge immer interessiert was sich bei den Indiespielen so tut.

Es ist irgendwie schade, wie viel wegen geringem PR-Budget wohl einfach „verloren“ geht. Perfekt ist eh kein Spiel und Indies haben eben durch das geringe Budget nicht selten ein paar Schwächen. Aber dafür haben sie oft umso schönere innere Werte. Und AAA macht auch längst nicht alles richtig. 😉

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