Die Menschheit hat es nicht geschafft, den Klimawandel aufzuhalten und das war der Anfang vom Ende. Die Supermächte kämpften nun noch erbarmungsloser um die verbliebenen Ressourcen und bewohnbaren Flecken der Erde und so kam es schließlich zum nuklearen Krieg. Doch wenn ihr jetzt eine typische Post-Apokalypse im Stile eines Fallout oder Mad Max erwartet, dann täuscht ihr euch. The Descendant setzt nämlich nicht auf die üblichen Klischees wie barbarische Überlebende, Mutanten und Schrottsammler.
Gewisse Parallelen sind aber natürlich trotzdem da und so dürfen auch hier die großen Bunkeranlagen nicht fehlen. In The Descendant nennt man diese Anlagen ARKs und die Menschen darin sind die namensgebenden Nachkommen der Menschheit (auf Englisch Descendants). Natürlich hat man nicht wahllos Überlebende ausgewählt, sondern vornehmlich Leute mit gewissen Fähigkeiten, Macht oder einfach viel Geld in den sicheren ARKs untergebracht. Und während Politiker, Unternehmer und Co. im Tiefschlaf darauf warten, dass die Erde wieder bewohnbar wird, kümmern sich in jedem ARK ein paar der entbehrlicheren Menschen darum, dass die Anlage funktioniert. Diese ganz besonderen Hausmeister (hier Janitor genannt) werden dafür von einem Computersystem aufgeweckt, sobald Probleme auftreten und müssen dann schnell handeln, um das Fortbestehen der Menschheit zu gewährleisten.
Als sich dann endlich einige Jahrhunderte nach der Apokalypse die Tore der Bunker zum ersten Mal öffnen, scheint zunächst alles so gelaufen zu sein, wie es die Erbauer der ARKs einst geplant hatten. Doch dann wird klar, dass in ARK-01 irgendetwas schiefgelaufen sein muss, denn die Anlage ist als einzige noch verschlossen. Man schickt also zwei Überlebende los, um den Bunker von außen zu öffnen und herauszufinden, was passiert ist. An dieser Stelle kommt ihr ins Spiel und erlebt die erste Episode aus zwei Perspektiven. Ihr wechselt dabei immer wieder zwischen der Gegenwart, wo das Rettungsteam den Ereignissen auf den Grund geht und der Vergangenheit, wo ihr als Janitor versucht, den Bunker zu retten.
Gaming Corps, die schwedischen Entwickler von The Descendant, haben laut eigener Aussage enge Verbindungen zu Hollywood und das soll sich auch in ihren Spielen widerspiegeln. Sie wollen quasi eine SciFi-Serie zum Mitspielen machen und was liegt da näher als einfach das bewährte Konzept der Telltale Games zu übernehmen? Wer also The Walking Dead, The Wolf Among Us oder irgendeinen anderen der moderneren Telltale Titel gespielt hat, der weiß ganz genau, was ihn hier spielerisch erwartet. Es ist ein Adventure-Light bei dem sich alles der Geschichte unterordnen muss. Ihr lotst euren Charakter per Mausklick auf einem festen Pfad entlang, richtige Rätsel gibt es nicht und auch sonst müsst ihr kaum wirklich selbst aktiv werden oder gar Lösungsstrategien entwickeln. Stattdessen müsst ihr euch in zahlreichen Dialogen unter Zeitdruck für eine Antwort entscheiden und per Klick oder QTE Aktionen ausführen. Dieses Konzept ist nicht jedermanns Sache und ich kann absolut verstehen, wenn es so manchem Spieler einfach zu wenig Spiel ist, aber die sind eben einfach nicht die Zielgruppe.
Wer hingegen diese Art des Spielfilms mag und bislang vergeblich darauf gewartet hat, dass Telltale sich mal an Science-Fiction versucht, der ist hier genau richtig. Die erste Episode von The Descendant geht rund eine Stunde, wirft viele Fragen auf und macht Lust auf mehr. Technisch kann es sich innerhalb dieser Nische durchaus sehen lassen und die (leider nur englische) Synchronisation ist recht gelungen. Die Entscheidungen sollen natürlich auch hier wieder spürbare Konsequenzen haben, aber wie auch schon bei den Telltale Games bleibt abzuwarten, welches Gewicht sie wirklich haben.
Wer jetzt neugierig geworden ist, der kann sich für 3 € die erste Episode kaufen und bei gefallen für weitere 12 € die übrigen vier Episoden erstehen. Wer die ganze Season kauft, der bekommt sogar noch den Soundtrack sowie Digital Artbook und Poster dazu. Die zweite Episode ist gerade erschienen und der Rest soll ebenfalls noch dieses Jahr folgen, wobei man wohl pro Episode jeweils rund 2 Monate Wartezeit einplanen muss.
Publisher/Entwickler: Gaming Corps AB
Genre: Adventure / Cinematic / SciFi | Plattform: PC
Release: März 2016 | Pad Support: nein | Offizielle Website | Twitter
Preis: ca. 3 € (für Episode 1, 12 € für den Rest) via Steam
Eine Antwort auf „Die letzten Menschen auf der Welt – The Descendant Ep.1 im Test“
Ui, das werde ich mir gleich mal auf meine Liste packen! Schön auch mal etwas abseits von Fallout zu sehen! 🙂