In Zeiten von Battlefield, Call of Duty und Co., ist das klassische Run & Gun, mit dem Doom einst eine ganze Generation von Spielern und Entwicklern geprägt hat, fast in Vergessenheit geraten. Das Team vom Indie-Entwickler Final Boss Entertainment hat die gute alte Zeit aber noch in bester Erinnerung und das merkt man ihrem Debüt-Titel Wrack auch deutlich an.
Dementsprechend ist die Handlung des Spiels auch schnell erzählt: Die Welt hat die perfekte Energiequelle entwickelt, Armeen und Kriegsgerät verbannt und alle sind glücklich. Doch dann tauchen außerirdische Invasoren auf, die den Superreaktor stehlen wollen und nur ein alter Haudegen namens Kain Sager kann sie aufhalten. Das hat man natürlich schon in tausend anderen Spielen genau so erlebt, aber abgesehen von kleinen – mal mehr, mal weniger amüsanten – Comics und Dialogen zwischen den Levels bekommt man von der Geschichte sowieso nicht viel mit.
Ebenso schnörkellos fällt auch das Gameplay aus, was sicher nicht jedem gefallen wird. Missionsziele und dergleichen sucht ihr hier vergeblich, denn es geht, wie auch schon bei den Klassikern von id Software, vornehmlich darum, heil bis zum Levelausgang zu gelangen und dabei alles aus dem Weg zu räumen, was sich euch in den Weg stellt. Gelegentlich will mal ein Schalter betätigt werden und natürlich muss man diversen Fallen ausweichen, aber ansonsten rast ihr mit Dauerfeuer durch die Korridore und Räume.
Da sich die KI auf dem Niveau des guten alten Doom bewegt, sind beim Kampf gegen die außerirdischen Angreifer und ihre Killer-Roboter vor allem Geschwindigkeit, gute Reflexe und manchmal auch ein wenig virtuelle Akrobatik gefragt. Freunde des Bunnyhoppings werden sich also sofort heimisch fühlen und dieses Retro-Feeling setzt sich auch bei den Waffen fort. Ob Pistole, Shotgun oder Plasma Rifle, nachladen ist nicht nötig und Zielen müsst ihr auch nicht unbedingt Pixelgenau. Etwas anspruchsvoller wird es lediglich bei den Boss-Gegnern, wo ihr zumeist erst ein paar Mal ins Gras beißen und das Angriffsmuster durchschauen müsst, bevor ihr ihn bezwingen könnt.
Um trotzdem noch etwas frischen Wind ins Spiel zu bringen, haben die Entwickler ein Kombo-System eingebaut, mit dem ihr den Waffen zerstörerische Spezialangriffe entlocken könnt. Dazu müsst ihr möglichst viele Gegner erledigen, ohne zwischen einem Kill zu viel Zeit zu verlieren und je länger eine solche Kill-Chain wird, desto verheerender ist der abschließende Spezialangriff. Besonders interessant ist dabei, dass ihr am Ende den Schuss auch halten und ihn somit beispielsweise zu einem Boss mitnehmen könnt.
Mit knapp 3 Stunden fällt die Kampagne ziemlich kurz aus, aber mit Time- und Score Attack (inkl. Replays) sowie der Jagd nach Secrets und dem Steam Workshop (u.a. mit diversen Doom Nachbauten) könnt ihr durchaus noch ein paar Stunden mehr herausholen. Eigentlich war Wrack in seiner jetzigen Form auch nur als erste von insgesamt drei Episoden gedacht, doch aufgrund der eher bescheidenen Verkaufszahlen hat man die Pläne für die weiteren Episoden vorerst auf Eis legen müssen. Leider ist das auch nicht der einzige Hinweis auf ein kaum vorhandenes Budget. Am Anfang ist der Comic-Look noch eine willkommene Abwechslung zum Rest des Genres, aber schon nach wenigen Levels nutzt er sich ziemlich ab, da doch alles irgendwie ziemlich gleich aussieht. Ganz ähnlich verhält es sich auch mit dem Soundtrack, der mir irgendwann doch etwas auf die Nerven ging.
So kann man Wrack leider nur all jenen empfehlen, für die Doom noch heute das Nonplusultra des Shooter-Genres darstellt. Im Kern ist die Hommage nämlich durchaus gelungen und darum bleibt zu hoffen, dass die Entwickler irgendwann die Chance bekommen, mit den fehlenden Episoden noch den nötigen Feinschliff reinzubringen.
Publisher/Entwickler: Final Boss Entertainment | Genre: Shooter | Old-School | Doom-like
Plattform: PC | Release: September 2014 | Website | Twitter
Preis: ca. 10 € via Gamersgate (DRM free + Steam) oder auf Steam
9 Antworten auf „Indie-Review: Wrack“
Ich mag den Look eigentlich. Aber was du bezüglich des Umfangs des Spieles sagst, schreckt mich dann doch etwas ab.
Dann spiegelt das ja ganz gut meine Gedanken zu dem Titel wieder. Es ist leider ein typischer „im nächsten Sale“ Titel.
Leider gibt es inzwischen so viele dieser „wenn wieder Sale ist“ Spiele … die meisten holt man dann doch irgendwie doch nicht, oder? Geht mir jedenfalls so. Gibt einfach zu viel, was ich auch sonst noch nicht angerührt habe.
Da es inzwischen einfach so unglaublich viele Spiele auf Steam gibt, fällt halt auch ein richtig guter Titel recht leicht in diese Kategorie. Ich hole die dann meistens auch wirklich irgendwann, statt sie auf ewig in der Wishlist zu lassen.
Die Problematik sind ja weniger, dass man die Spiele nicht kauft, sondern dass man sie kauft, und dann nicht wirklich spielen bzw. genießen kann. Ich habe bestimmt über 50 Spiele, die ich zwar durchaus mag, aber nicht einmal Ansatzweise genug Zeit hatte, sie durchzuspielen oder überhaupt mehr als 1-2 Stunden anzuspielen. Am Ende bleibt man bei den echten Higlights hänge, auch wenn es zum hundertsten mal Gothic 2 ist. 😉
Klar, so geht es eigentlich jedem erwachsenen Gamer. Endlich genug Geld, aber dafür nicht mehr genug Zeit^^ Bei aktuell 2871 Spielen allein in meiner Steam Library (meine Konsolen gibt es ja auch noch) dürfte ich eigentlich nie wieder ein Spiel kaufen…
Imo muss man da einfach lernen Prioritäten zu setzen. Ich habe es mir angewöhnt, mich auf möglichst wenige Spiele zu konzentrieren. Die zocke ich dann durch und dann fange ich andere an.
Klappt erstaunlich gut, ich zocke regelmäßig Spiele durch, weil ich nicht versuche alle Sachen gleichzeitig zu konsumieren, sondern einen Fokus auf wenige Spiele lege.
Anders ginge es auch mit den 3 Kids gar nicht. Vieles lässt sich bei Tag ja gar nicht daddeln, da es nicht kinderfreundlich ist. Die restliche Zeit muss man sich dann eben gut einteilen.
Imo muss man auch nicht jedes Spiel XXX Stunden spielen, damit man es zu den Akten legen kann. Ein Witcher 3 hat natürlich mehr Content, als ein Spiel wie The Stanley Parable. Sowas kann man dann nach ein paar Stunden getrost und mit gutem Gewissen verstauben lassen.
Bei mir ist die Wunschliste bei Steam glaub ich inzwischen über 100 Spiele lang. Ist so eine Art Merkliste, was interessant aussieht und evtl. Mal gekauft wird. 😀 Aber manches steht auch schon ewig drauf.
Weil wir es gerade vom Steam-Sale haben. Wrack habe ich mir nach langem hin und her dann doch nicht geholt. Ich habe deinen Beitrag gelesen und dachte mir: „Das hole ich bei einem Sale!“ Aber ich habe mir nun geschworen, auch wirklich nur noch das zu holen, was ich wirklich spielen werde und bei Wrack war es dann so. Trotzdem eine kurze Kampagne für mich reizvoll ist: Derzeit zocke ich den Klassiker dazu: Brutal DooM und auf der Vita Borderlands 2 (ja, immer noch) und Wrack wirkt irgendwie wie eine gute Mischung aus beiden. Aber am Ende sind es dann trotzdem wieder 5 Euro, die man für etwas ausgegeben hat, was in der Steam-Bibliothek verstaubt.
Das Problem ist mittlerweile die schiere Anzahl an Spielen. Wer nicht gerade Studi ist oder noch besser Schüler, der muss schauen, was sich wirklich lohnt…