Es gibt viele Theorien darüber, was nach dem Tod eines Menschen passiert, oder eben nicht passiert. In Master Reboot verliert der Tod aber nicht durch die Versprechungen der Religionen seinen Schrecken, sondern durch eine neue Technologie. Die junge Firma Mysteri hat die sogenannte Soul Cloud entwickelt, die gewissermaßen Verstorbene und ihre Angehörigen wieder zusammenbringen soll. Statt (Nackt-) Fotos, Dokumenten und ähnlich trivialen Bits und Bytes hosted diese Cloud nämlich menschliche Erinnerungen, die im Netz zu einer virtuellen Welt werden.
Master Reboot erzählt eine Zukunftsvision, die angesichts von Spielen wie Second Life, dem unstillbaren Datenhunger von Facebook und den neuen VR-Technologien gar nicht mehr so unmöglich erscheint. Doch natürlich hat auch diese Technik ihre Schattenseiten und damit meine ich nicht nur das Thema Datenschutz. Auch in der Zukunft hat man aus den Launches von Battlefield und Co. offenbar nichts gelernt und so brechen die Server der Mysteri Foundation irgendwann unter dem Ansturm der stetig mehr werdenden Nutzer zusammen. Dabei gehen zahlreiche Datensätze verloren, was für manche Nutzer quasi den erneuten Verlust eines geliebten Menschen bedeutet und als würde das nicht reichen, wurde allem Anschein nach auch noch ein Schadprogramm eingeschleust.
Nun liegt es an euch, den Virus aufzuspüren, um die Soul Cloud und die kostbaren Erinnerungen ihrer Bewohner vor dem Daten-Nirvana zu retten. Ausgangspunkt für eure Jagd nach dem Virus ist die Hub City, von hier aus habt ihr Zugang zu verschiedenen Erinnerungen, die von dem Eindringling besucht oder manipuliert wurden. Zu Beginn stehen euch drei Türen offen und sobald ihr diese durchsucht habt, erhaltet ihr Zugriff auf die nächsten drei Bereiche. Die Erinnerungen sind chronologisch geordnet und so findet ihr euch zunächst in einem überdimensionalen Kinderzimmer wieder, besucht wenig später eine Schule und landet schlussendlich auf einem Friedhof.
Genau wie die Themen der Erinnerungen variieren zwar auch die Aufgaben, die erfüllt werden müssen, um die Erinnerungen zu reparieren, aber im Kern ist Master Reboot ein Exploration Game mit leichten Adventure-Elementen und dezenter Gruselstimmung. Die meiste Zeit wandert ihr einfach nur neugierig durch die Umgebungen, die zwar im Grunde eher abstrakt und simpel aufgebaut sind, aber durch den cleveren Einsatz von Licht und Farben auch immer wieder faszinierende Szenen bieten.
Hin und wieder gibt es auch mal kleinere Aufgaben zu lösen, aber das macht ihr quasi im Vorbeigehen. In der Schule muss beispielsweise unser Sonnensystem angegeben werden, auf dem Rummelplatz wird auf Zielscheiben geschossen und am Strand spürt ihr mit einem Metalldetektor verlorene Eheringe auf. Außerdem sind in jeder Erinnerung auch immer einige Notizen versteckt, die weitere Geheimnisse der Soul Cloud-Bewohner preisgeben.
Wessen Erinnerungen ihr da gerade besucht ist lange Zeit genauso unklar wie die Frage, wer ihr eigentlich selbst seid. Doch nach und nach fügt sich das zunächst so abstrakte Puzzle aus Erinnerungen zu einem erkennbaren Bild zusammen und auch die Motive des Angreifers werden immer klarer. Das einfache Gameplay wird sicher so manchen Spieler langweilen, aber die Geschichte rund um Liebe und Verlust sowie die durchweg spannende Atmosphäre und insbesondere das ungewöhnliche Leveldesign entschädigen dafür.
Publisher/Entwickler: Wales Interactive | Plattform: PC / Mac / PS3 / Wii U
Genre: Exploration / Adventure / Digitale Erfahrung / Walking-Simulator
Release: Oktober 2013 | Pad Support: ja | Spielzeit: ca. 4-5h | Offizielle Website
Preis: ca. 12 € (DRM-free + Steam) via Humble oder ca. 14 € auf Steam
Eine Antwort auf „Indie-Review: Master Reboot“
Da klingt ja super! Kommt es mir in die Quere, wird es gekauft! 😉