In der Indie-Szene gibt es wohl kein anderes Spiel, das so bekannt und vor allem so erfolgreich wie Notchs Minecraft ist. Zu keinem anderen Spiel gibt es dermaßen viele Videos bei Youtube und täglich tauchen neue Bilder geradezu größenwahnsinniger Klötzchenbauten auf. Mich hat das Konzept jedoch bis heute irgendwie nicht richtig packen können. Wenn ich virtuelle Gebäude erschaffen will, dann tobe ich mich meist lieber im UnrealEd aus, als mich mit den Blöcken und den Einschränkungen von Minecraft zu beschäftigen, obgleich auf diese Art natürlich das Spielerisch Element verloren geht. Vielleicht ist das aber auch ein großer Fehler, denn in Tim Speklers FarSky hat sich gezeigt, dass die bewährte Minecraft-Formel auch richtig Spaß machen kann.
Allerdings muss man auch dazu sagen, dass FarSky kein simpler Klon ist, sondern einige Elemente ins Spiel bringt, die es deutlich von der Konkurrenz abheben und das gilt vor allem für die Spielwelt. Die hat man nämlich an einen Ort verlegt, den Videospieler leider noch immer eher selten zu sehen bekommen. Gemeint ist natürlich der Meeresgrund, dem man trotz seiner schier endlosen Geheimnisse weder in der virtuellen noch in der realen Welt die Aufmerksamkeit zuteilwerden lässt, die er verdient.
Weit unter der Wasseroberfläche erleidet ihr Schiffbruch und könnt euch zunächst gerade so in eine provisorische Basis am Meeresboden retten. Dort seid ihr zwar für den Moment sicher, aber um wieder an die Oberfläche zurückkehren zu können, müsst ihr die Wrackteile eures U-Bootes suchen und bis das repariert ist braucht ihr natürlich auch was zu beißen. Dazu müsst ihr den Schutz eurer kleinen Basis verlassen und Stück für Stück die zufällig generierte Spielwelt absuchen.
Das ist natürlich kein Spaziergang, denn unter Wasser lauern viele Gefahren. Eine allgegenwärtige Gefahr ist natürlich der begrenzte Sauerstoff, den ihr stets im Auge behalten müsst. Gerade bei euren ersten Touren durch die Meerestiefen müsst ihr aufpassen, dass ihr nicht zu übermütig werdet und der Sauerstoff am Ende nicht mehr für den Rückweg reicht. Deutlich einfacher macht es euch da der Wasserdruck, der zwar mit jedem Tiefenmeter zunimmt, aber ein eher leicht kalkulierbares Risiko darstellt. Die Tierwelt ist hingegen nicht so berechenbar und darum solltet ihr eure Umgebung immer wieder nach Raubfischen absuchen, wenn ihr nicht im Maul eines Hais enden oder von einem Schwarm Barrakudas gejagt werden wollt.
Neben einem kühlen Kopf und etwas Planung ist es aber vor allem eure Ausrüstung, die darüber entscheidet, ob ihr je wieder die Sonne sehen werdet. Damit ihr selbige Stück für Stück aufrüsten könnt, um beispielsweise mehr Sauerstoff zu haben oder in größere Tiefen hinabtauchen zu können, müsst ihr zunächst verschiedene Ressourcen abbauen. Also begebt ihr euch auf die Suche nach dem gesuchten Material und baut es dann direkt mit einem Bohrer ab oder lasst es von einem Bohrturm zutage fördern. Je wertvoller das Material, desto tiefer müsst ihr danach suchen und der Abbau kann manchmal auch richtig gefährlich werden, denn die besonders raren Kristalle werden sogar von monströsen Kraken beschützt. Der Aufwand lohnt sich aber, denn mit den passenden Materialien könnt ihr eure Unterwasserbasis zu einer richtigen Festung ausbauen, wo ihr eure Ausrüstung verbessert, neue Munition für eure Harpune bastelt und sogar euer eigenes Gemüse.
Vor allem in den ersten 1-2 Stunden weiß FarSky zu faszinieren. Voller Neugier erkundet man die Unterwasserwelt und macht dabei immer wieder neue Entdeckungen. Jeder Ausflug ins Unbekannte bringt mit dem Mangel an Sauerstoff neuen Nervenkitzel und die ersten Attacken von Haien und Co. treiben das Adrenalin nach oben. Wenn man dann schließlich zum ersten Mal die Maximaltiefe erreicht oder eine überflutete Basis wieder flott macht, dann scheint das Potential des Spiels schier grenzenlos zu sein.
Doch dann reißt der Strom an neuen Elementen plötzlich ab und Monotonie stellt sich ein. Bedenkt man, dass Tim Spekler das Spiel ganz allein entwickelt hat, dann ist FarSky sicher ein wirklich gutes Spiel, aber es könnte noch so viel mehr sein, denn dem sehr kurzen Adventure-Modus und dem obligatorischen Survival-Modus fehlt es einfach noch an Tiefe (pun intended). Die Steam-Foren sind bereits jetzt voll mit Ideen für neue Elemente (mehr Objekte/Ressourcen, neue Tierarten, Events, Mehrspieler uvm.), die aus FarSky einen Ausnahmetitel machen könnten, doch statt auf das Feedback zu hören, hat Spekler allem Anschein nach bereits die Arbeiten an FarSky eingestellt. Somit bleibt es leider ein zu kurzer, aber dafür ausgesprochen spaßiger Sandbox-Titel, der nur einen Bruchteil seines enormen Potentials ausschöpft.
Publisher/Entwickler: Tim Spekler | Plattform: PC / Mac / Linux
Genre: Survival / Sandbox / 3D | Release: April 2014 | Website | Trailer
Preis: ca. 15 € auf Steam oder ca. 12 € beim Entwickler (Humble)