Es kommt mir zwar irgendwie etwas sinnlos vor, jetzt noch das alte Logbuch zu posten, wo doch vor wenigen Minuten die Standalone erschienen ist, aber ich habe mir so viel Arbeit damit gemacht, dass ich es nicht einfach auf der Festplatte verstauben lassen will. Hier also die direkte Fortsetzung von Kapitel 9 und damit der vorletzte Teil des Logbuchs zur Mod-Version von DayZ.
Wir erreichten gerade eine Lichtung, als ich plötzlich inmitten des Waldes ein Feuer lodern sah. War der Heli, den wir nur Sekunden zuvor gesehen hatten, etwa abgestürzt? Leider nicht, denn ein Blick durch das Fernglas bestätigte, dass es sich hierbei um einen gescripteten Heliabsturz handelte. An der Absturzstelle schlich auch ein anderer Spieler umher, aber da wir ihn relativ schnell wieder aus den Augen verloren, rannten wir weiter und kamen so wenige Minuten später wieder bei den Lagerhallen an.
Unser Jeep war noch da und von dem Helikopter fehlte jede Spur, aber wir hatten noch immer keine Teile für die Reparatur. Also versuchten wir einen kleinen Trick, der auch in DayZero noch funktioniert. Während Stefan draußen die nähere Umgebung im Auge behielt, begann ich damit, alle Objekte wegzuräumen, um damit das Spawnen neuer Objekte zu beschleunigen. Auf diese Weise bringt man den Server dazu, nach einer Weile neue Gegenstände spawnen, wenn man sich etwas entfernt. Erfolglos räumte ich unaufhörlich die Gegenstände hin und her bis plötzlich heftiges Gewehrfeuer die Stille der Nacht zerfetzte.
Stefan wartete nach wie vor draußen und sagte mir, dass die Schüsse vom anderen Ende des Airfields kamen und anscheinend gar nicht uns galten. Entwarnung konnte er trotzdem nicht geben, denn dort drüben tobte ein kleiner Krieg, an dem offenbar zwei Gruppierungen beteiligt waren. Eine Partei hielt sich irgendwo in der Nähe der Feuerwache auf und wurde von der anderen Seite des Rollfeldes unter Feuer genommen. Wir überlegten kurz, ob wir der Gruppe auf unserer Seite in den Rücken fallen sollten, denn allem Anschein nach hatte uns ja noch niemand bemerkt, aber diese Idee haben wir ganz schnell wieder verworfen, als diese Truppe kurzerhand ein ganzes Gebäude per Raketenwerfer sprengte, in dem jemand Schutz suchte.
Wo waren wir da nur hineingeraten? Einfach abhauen kam nicht in Frage, denn wir wollten um jeden Preis den Jeep haben, aber was sollten wir schon tun? Ich überzeugte Stefan schließlich davon, uns in einem großen Bogen auf die andere Seite des Airfields zu schleichen, um im dortigen Industrie-Bereich nach den Teilen zu suchen. Zunächst lief das auch ganz gut, doch durch die Dunkelheit verloren wir uns kurzzeitig aus den Augen und als wir wieder zusammenfanden, wurden wir plötzlich beschossen. Die erste Kugel warf mich wenige Meter vor Stefan zu Boden und nur Augenblicke später gab mit ein weiterer Schuss den Rest. Ich hoffte noch, dass Stefan davonkommen könnte, weil er etwas weiter weg war, aber diese Hoffnung machten die nächsten Kugel schnell zunichte.
Nachdem wir gut 3 Stunden versucht hatten, irgendwie dieses Fahrzeug in unsere Hände zu bekommen, fand dieser Abend also ein ebenso unerwartetes wie frustrierendes Ende. Die logische Reaktion wäre wohl, das Spiel zu beenden und sich mit etwas anderem zu beschäftigen, damit sich die Enttäuschung nicht ins Gedächtnis einbrennen kann und darum verabschiedete sich Stefan aus dem Spiel. Für mich war die Sache damit aber noch nicht vorbei, sondern die Fortsetzung einer Geschichte, wie sie nur DayZ schreiben kann.
Ich konnte und wollte ein solches Ende einfach nicht akzeptieren. Stefan hielt mich zwar für verrückt und das völlig zu Recht, denn das Airfield liegt am anderen Ende der riesigen Spielwelt und ich hatte keinerlei Ausrüstung, ganz zu schweigen vom nötigen Equipment für die Reparatur, aber ich konnte nicht anders.
Gegen Mitternacht, nur wenige Minuten nach unserem Ableben, spawnte ich also erneut und suchte mir im nächsten Dorf die erstbeste Waffe und etwas Proviant und zog dann weiter nach Chernogorsk. Dort gibt es zwar meist wenig gute Ausrüstung zu holen, aber dafür jede Menge Industrie und somit hatte ich schon kurze Zeit später zwei Reifen gefunden, ohne zu wissen, ob ich sie überhaupt noch brauchen werde.
Nur Augenblicke später wäre mein Comeback beinahe schon wieder beendet gewesen, denn in einem kleinen Wärterhäuschen brachten mich mehrere Zombies ziemlich in Bedrängnis und ich konnte mich nur mit Mühe aus dieser Lage befreien. Dafür hatte ich nun aber auch einen Kompass, der für mein Vorhaben unverzichtbar war. Anschließend schaute ich noch ins Krankenhaus, um mich mit Morphium auszurüsten. Als ich schließlich wieder herauskam empfing mich strömender Regen und so hielt ich kurz inne und rannte einfach los.
Vor mir lag nichts als Wald, oder zumindest glaubte ich das, denn der Regen und die Nacht beraubten mich all meiner Sinne. Eigentlich war es vollkommener Wahnsinn um diese Uhrzeit und unter diesen Bedingungen bis zum Airfield laufen zu wollen, für ein Fahrzeug, das dann vermutlich schon längst nicht mehr da sein würde. Und selbst wenn ich es schaffen würde, bräuchte ich ja immer noch eine Toolbox, um die Reparaturen vornehmen zu können.
Obwohl meine Umgebung nur noch schemenhaft zu erkennen war, gönnte ich mir nicht die kleinste Atempause und rannte unermüdlich weiter nach Norden. Nach gut 20 Minuten in völliger Finsternis konnte ich zum ersten Mal wieder meine Umgebung erkennen. Ich passierte ein kleines Dorf in dem das spärliche Licht einer einsamen Straßenlaterne ausgerechnet auf ein altes Auto fiel. Das Fahrzeug war tatsächlich keine Deko, sondern theoretisch fahrbar, aber es war stark beschädigt und nur hundert Meter weiter fand ich auf dem angrenzenden Acker sogar einen Traktor, der ebenfalls zwar fahrbar aber nicht fahrbereit war. Ich schaute mir beide kurz an und wehrte mich mit letzter Kraft gegen vier Zombies, bevor ich schlussendlich wieder in der Schwärze der Nacht verschwand.
Es folgten weitere 10 Minuten in Dunkelheit, bis sich am Horizont endlich das Signallicht eines alten Fabrikschornsteins zeigte und das Unwetter allmählich wieder verschwand. Als ich mich den Gebäuden näherte, wurde mir klar, dass ich es tatsächlich bis nach Vybor, dem letzten Ort vor dem Airfield, geschafft hatte. Doch noch war ich nicht ganz am Ziel und darum ignorierte ich den Ort weitestgehend.
Gegen 01:00, also mehr als eine Stunde nachdem ich gestorben war, erblickte ich dann tatsächlich wieder die Mauern und Hangars des Airfields. Alles wirkte sehr ruhig, doch von Weitem erkannte ich einen kleinen Helikopter auf dem Rollfeld und es stellte sich die Frage, ob dieser neu gespawnt war oder zu anderen Spielern gehörte. Doch ich hatte weder Zeit noch Lust, um mich lange mit der Beobachtung der Umgebung aufzuhalten und so rannte ich einfach weiter. Minuten später kam ich schließlich wieder an der Lagerhalle an, in der wir einige Stunden vorher unsere Entdeckung gemacht hatten. Als ich durch die Bäume hindurch die Halle sah, stieg die Aufregung ins unermessliche, denn nun sollte sich also herausstellen, ob all diese Strapazen einen Sinn hatten oder ich einfach hätte aufgeben sollen.
Beim Erreichen der Tore merkte ich, dass ich tatsächlich rechtzeitig wieder da war. Der Jeep stand noch genau so in der Halle, wie wir ihn verlassen hatten. Entweder hatte ihn keiner reparieren können oder er wurde gar nicht entdeckt. An dieser Stelle fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen, denn das bedeutete, dass meine Odyssee allem Anschein nach nicht umsonst gewesen ist, aber im Grunde war ich damit ja auch noch nicht weiter als noch zwei Stunden zuvor. Daher holte ich nur schnell die AK74-Kobra sowie Munition aus dem Jeep, heilte Notdürftig meine Verletzungen und schlich mich wieder aus der Halle. Obwohl Stefan und ich beim letzten Versuch gestorben waren, beschloss ich, erneut zu den Industrieanlagen am Airfield zu gehen, um nach einer Toolbox zu suchen.
Ich hatte zwar ein mulmiges Gefühl dabei, aber auf dem Weg auf die andere Seite des Rollfeldes fand ich sogar noch einen neuen Rucksack und schaffte es anschließend ohne Probleme bis in das alte Fabrikgebäude. Dort durchsuchte ich alle Etagen, bis ich ganz oben tatsächlich eine Toolbox auf dem Boden fand und mein Glück kaum fassen konnte. Das machte mich allerdings nur noch nervöser, denn jetzt hatte ich es fast geschafft. Eigentlich hätte ich nun direkt zurück zum Jeep gehen sollen, doch auf dem Weg zurück sah ich die Baracken und entschied mich dafür, noch schnell nach einer Waffe für Stefan zu suchen.
Nachdem ich all diese Widrigkeiten überwunden hatte, wurde ich einfach etwas unvorsichtig und das bekam ich in der Baracke dann auch zu spüren. Ich fand zwar Waffen, aber während ich mich in den Räumen umsah, kamen Zombies herein und machten eine Flucht unmöglich. In den engen Räumen hatte ich keine Chance, an den Zombies vorbeizukommen, ohne zu schießen. Also setzt ich alles auf eine Karte und holte meine AK heraus. Die ersten beiden Zombies gingen schnell zu Boden, doch die Schüsse waren für die anderen Zombies wie eine Einladung zum Essen und so drängte sich Sekunden später eine ganze Horde Untoter durch den Eingang.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war der Boden der Baracke schließlich mit Leichen bedeckt und ich trotz allem noch am Leben. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich war heilfroh, als ich über die Leichen stieg und endlich wieder aus dieser Todesfalle flüchten konnte. Nach dieser Aktion wollte ich mein Glück nicht noch weiter strapazieren und machte mich auf den Weg zurück zum Jeep. Dort angekommen verbaute ich mit Hilfe der Toolbox endlich meine Ersatzteile, die ich vom anderen Ende der Karte geholt hatte und durch den großen Tank neben der Halle war auch das Benzin schnell aufgefüllt. Anschließend öffnete ich die Tore, setzte mich ans Steuer und startete den Motor.
Es ist schwer zu beschrieben, wie es sich anfühlte, als ich mit Vollgas davonfuhr und damit dieser virtuellen Odyssee ein Ende setzte, aber es ist mit Sicherheit ein Moment, der für immer in mein digitales Gedächtnis gebrannt wurde.
Im nächsten und damit letzten Kapitel zur DayZ-Mod erzähle ich dann, was wir mit dem Jeep so angestellt haben und warum ich eigentlich mit DayZ abgeschlossen hatte.
Mein DayZ Logbuch – Geschichten eines Überlebenden:
Einleitung:
Kapitel 1 | Kapitel 2 | Kapitel 3 | Kapitel 4 | Kapitel 5 | Kapitel 6 | Kapitel 7 | Kapitel 8 | Kapitel 9 | Kapitel 11 – Finale
Eine Antwort auf „Logbuch: DayZ(ero) – Kapitel 10“
Spannend, spannend! Und sauber durchgezogen, den Jeep hast du dir verdient! 😉