Mir ist bewusst, dass einige womöglich langsam kein DayZ mehr sehen können, aber ich möchte die Serie noch abschließen, bevor ich mich wieder anderen Dingen widme. Darum gibt es hier also das finale Kapitel und das Ende meines DayZ-Logbuchs. In Zukunft gibt es dann auch wieder mehr Abwechslung bei den Themen.
Inzwischen war es etwa 1:30 und als ich Stefan davon erzählte, sprang er tatsächlich wieder zurück ins Spiel, um den Jeep in Aktion zu erleben. Leider war er ja zuvor mit mir zusammen erschossen worden, so dass er neu spawnen musste, also raste ich mit dem erstaunlich schnellen Jeep wieder den ganzen Weg zurück nach Süden und sammelte ihn nur eine Viertelstunde später am Strand ein. Uns beiden war klar, dass wir den Jeep vermutlich nicht lange besitzen werden, weil unsere Fahrzeuge bisher fast immer entdeckt wurden, selbst bei noch so entlegenen Verstecken. Es war mitten in der Woche und wir mussten beide am nächsten Morgen arbeiten, aber wir konnten uns diese einmalige Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen. Er nahm sich also seine Ausrüstung aus dem Jeep, schwang sich ans Geschütz und dann ließen wir es krachen.
Mit Vollgas und Gehupe rasten wir los und machten unseren ersten Halt am südlichen Airfield und während ich kurz tankte und nach Teilen suchte, dezimierte Stefan mit dem MG alle Zombies. Selten habe ich mich in DayZ so unbesiegbar gefühlt, wie in dieser Nacht. In den Lagerhallen von Balota fanden wir sogar noch ein altes SUV, aus dem ich gleich noch ein paar Ersatzteile ausbaute. Danach ging es weiter nach Chernogorsk, wo ich kurz im Krankenhaus nach Bloodbags und Morphium suchte, während Stefan mit dem Geschütz ein paar Zielübungen veranstaltete. So locker und unbeschwert hatten wir DayZ selten erlebt, doch das sollte nicht von Dauer sein, denn gerade als ich wieder ins Auto einstieg, jagte ein Propellerflugzeug über uns hinweg.
Es war mittlerweile kurz nach 2 Uhr morgens und dementsprechend leer war der Server und diese Begegnung war wohl nicht nur für uns mehr als überraschend. Bis zu diesem Moment wussten wir gar nicht, dass es in DayZero nun auch Flugzeuge gab, aber Stefan hielt direkt mit dem Geschütz drauf und wir rasten mit Vollgas hinterher. Wir verfolgten es eine Weile in Richtung Osten bis wir es leider aus den Augen verloren. Wir wollten die Jagd aber auch noch nicht ganz aufgeben und fuhren darum bis zum nordöstlichen Airfield, in der Hoffnung, dass sie dort gelandet waren. Als wir dort ankamen fanden jedoch leider nur ein Deko-Wrack, das uns wenigstens ein paar gute Waffen bescherte.
Es wurde immer später und der übliche Serverrestart war auch nicht mehr weit entfernt, weswegen wir beschlossen, uns auf die Suche nach einem guten Versteck für den Jeep zu machen. Unterwegs kamen wir dann noch an einem weiteren Heli-Wrack vorbei, wo wir uns sogar noch Gewehre sichern konnten, die wir nie zuvor gesehen hatten. Doch die Zeit drängte und so hielten wir uns nicht zu lange damit auf und steuerten die Wälder im Norden an, wo wir den Jeep zwischen einigen Tannen parkten und uns ausloggten.
Nach über sechs Stunden fand somit meine emotionalste und spannendste DayZ-Session doch noch ein gutes Ende. Doch schon eine Nacht später bekam ich wieder auf äußerst brutale Art und Weise zu spüren, dass DayZ niemals fair ist und der eigene Erfolg immer auch unerhört stark von der Willkür des kaputten Spielcodes abhängig ist.
Am darauf folgenden Abend loggten wir uns natürlich wieder ein, um mit unserem Jeep erneut Chernarus unsicher zu machen und einem Kumpel unsere Wunderwaffe vorzuführen. Ich hatte zuvor extra zwei Räder abgebaut, damit man nicht einfach einsteigen und mit unserem Jeep abhauen konnte, aber beim Verstecken war offenbar eines der Räder kaputtgegangen, so dass wir zunächst die Umgebung nach Ersatzteilen absuchen mussten. Zum Glück fanden wir auch relativ schnell ein anderes Fahrzeug, wo wir die nötigen Teile abbauen konnten. Wenig später waren wir also wieder einsatzbereit und machten uns auf den Weg nach Nordosten, wo wir uns mit Matthias treffen wollten.
Da der Server inzwischen wieder gut gefüllt war, fuhren wir ohne Licht durch die Wälder im Norden, was zwar wesentlich länger dauerte, aber deutlich sicherer war. Auf dem Weg fanden wir sogar ein abgestelltes Fahrzeug, das vom Vorbesitzer versteckt worden war. Wir überlegten kurz, ob wir den Wagen auch noch mitnehmen sollten, aber entschieden uns dagegen und packten nur ein, was wir brauchen konnten und fuhren dann weiter. Kurz darauf erreichten wir endlich die Straße am kleinen Airfield und waren nur noch wenige Kilometer von Matthias entfernt. Leider hatten wir aber auch nur noch wenige Minuten bis zum nächsten Serverneustart, was bedeutete, dass wir uns etwas beeilen mussten, damit wir das Fahrzeug noch rechtzeitig abstellen und speichern konnten.
Es war kurz vor dem Ziel, als ich in der Dunkelheit eine Kurve auf einem Feldweg nahm und wir plötzlich zum stehen kamen. Ich versuchte noch zurückzusetzen, doch es war schon zu spät. Sekunden später begrüßte mich der Gameover-Bildschirm und ich hörte über mein Headset, dass wir gerade explodiert sind. Auf meinem Bildschirm war davon zwar nichts zu sehen, aber Stefan erzählte mir, dass unser Zusammenstoß mit einem kleinen Felsen, den ich in der Dunkelheit übersehen hatte, wohl zu viel für unseren Jeep war. Wir hatten zwar nur knapp 50 km/h drauf, aber in DayZ sind Dinge wie Logik eben oft völlig irrelevant.
DayZ ist eine unfertige Mod für einen Shooter, dessen Engine schon im Hauptspiel so manche Macke hatte, doch das hat mich nicht davon abgehalten, mehr als 200 Stunden mit den Zombies zu verbringen. Ich bin von Hackern gejagt und hingerichtet worden, mir sind unzählige Fahrzeuge gestohlen worden und mich haben hunderte Zombies durch Wände und andere Hindernisse getötet, aber das war zu viel. Nachdem ich eine ganze Nacht für dieses Fahrzeug gekämpft hatte, wurde es mir in wenigen Sekunden einfach so von einem Bug geraubt.
Das Konzept von DayZ halte ich nach wie vor für einen Meilenstein in der Videospielgeschichte, aber bis zum Release der Standalone-Version dürfen die Untoten ab sofort gerne in ihren Gräbern bleiben, denn ich habe die Nase voll.
… ich muss gestehen, dass meine Zeit der Abstinenz nicht gerade lang war, denn vor wenigen Tagen ist auf Steam die Standalone erschienen und die musste ich mir einfach noch anschauen. Allerdings ist diese Early Access Alpha aktuell noch schlimmer als die Mod. Das ist auch völlig okay und die Entwickler warnen darum sogar ausdrücklich vor dem Kauf, aber ich persönlich werde noch mindestens ein halbes Jahr warten, bis ich erneut einen Blick in die Alpha werfe.
Mein DayZ Logbuch – Geschichten eines Überlebenden:
Einleitung:
Kapitel 1 | Kapitel 2 | Kapitel 3 | Kapitel 4 | Kapitel 5 | Kapitel 6 |
Kapitel 7 | Kapitel 8 | Kapitel 9 | Kapitel 9 | Kapitel 10
7 Antworten auf „Logbuch: DayZ (ero) – Kapitel 11 – Finale“
Schade, ich mag deine Serie und auch der Abschluss gefiel mir, auch wenn es für euch natürlich ärgerlich war. Ich komme mit der Alpha vom Standalone eigentlich gut klar – bei all den Fehlern gibt es doch auvh große Stärken, finde ich.
Freut mich sehr, dass es doch recht vielen ganz gut gefallen hat, aber ich brauche einfach eine Pause von dem Spiel und es braucht halt auch immer so extrem viel Zeit. Meine ausbleibende Begeisterung für die Alpha liegt vermutlich auch einfach an der vielen Zeit, die ich bereits in der Mod verbracht habe. Ich bin sicher, dass die Alpha mit der Zeit immer besser werden wird und ich freue mich schon auf deine Berichte dazu, aber ich werd sie selbst so schnell nicht wieder spielen. Wenn ich die Standalone dann wieder aktiv spiele, dann kehrt vermutlich auch das Logbuch zurück, oder ich versuche mich mal an einem Logbuch zu einem anderen Titel.
Meine DayZ-Entwöhnung ging ja bis zum Release der Standalone über ca. 8 Monate. Das entschlackte Konzept im frühen Alpha-Stadium macht das Spiel schon sehr rau und betont auch (noch?) extrem den Survival-Aspekt. Gefällt mir! Jedenfalls kann ich schon verstehen, dass aus einer ausgefeilteren Mod heraus nun die Standalone nicht so positiv rüberkommt. Aber: Vielleicht ist für dich die Pause ja auch gut, um mal wieder ordentlich durchzuatmen in Sachen DayZ, schaden wird es bestimmt nicht!
Hab mir die Standalone nicht gekauft aber nicht weil ich DayZ für ein schlechtes Spiel halte. Ich hab einfach keinen Bock mehr ein halb fertiges Spiel zu zocken. Hat mir schon mit WarZ gereicht wobei das mittlerweile wirklich ein Pay2Win ist. Vielleicht in ein paar Monaten DayZ ausprobieren.
Dein Logbuch war übrigens gut, hat mir echt gefallen. Gerne mehr in der Art 🙂
Ja, ich denke, man kann bei der Standalone auch ruhig noch etwas abwarten.
Ich überlege schon, wo man das fortsetzen könnte aber mir fällt noch kein passender Titel ein.
Schade das ich auf deine Geschichte erst aufmerksam geworden bin, als Sie zuende ist. Dennoch toll Geschrieben und das Spielgefühl gut wiedergegeben. Hoffe auf eine Fortsetzung bei der ausgereifen Standalone.
Danke für das Lob 🙂 Also eine Fortsetzung ist keineswegs ausgeschlossen und die Standalone ist auch schon lange gekauft. Mal schauen, wann es mich wieder so richtig nach Chernarus zieht.