Entwickler/Publisher: 12 O’clock Studios
Genre: Adventure / Horror | Plattform: PC | Preis: Desura 4,99 €
Release: September 2013 | Website | Greenlight
Seit Yu Suzuki damals in Shenmue zum ersten Mal die Quick Time Events als neues Spielelement einführte, haben sie sich zwar kaum verändert, aber dafür den Weg in unzählige Spiele gefunden. Heute streiten sich sowohl Spieler als auch Kritiker darüber, ob das jetzt eine Bereicherung für die Spielewelt ist oder die QTEs doch lieber hätten mit dem Dreamcast – der im November seinen 15. Geburtstag feiert – untergehen sollen. Manche Entwickler mögen die Idee des QTE sogar so sehr, dass sie komplette Spiele rund um diese Mechanik bauen und den eingeschränkten Handlungsspielraum der Spieler nutzen, um ihre Geschichten besser in Szene zu setzen. Diesen Ansatz verfolgt auch das Indie-Team der 12 O’clock Studios, die in ihrem Debüt-Titel The Horror at MS Aurora versuchen, euch in eine Art Grusel-Film auf hoher See zu versetzen.
Als erster Maat auf der MS Aurora tretet ihr eure erste große Reise an und geht dem Kapitän zur Hand. Besonders spannend ist der Alltag auf dem Schiff zunächst jedoch nicht, denn die Entwickler stellen euch vor ganz gewöhnliche Aufgaben und lassen euch beispielsweise Kaffee kochen oder die Ladung prüfen. Dabei könnt ihr natürlich ganz normal durch das – leider viel zu kleine – Schiff wandern, aber jede Interaktion mit Objekten oder Charakteren erfolgt über einfach gehaltene QTE-Eingaben, die hin und wieder ein Zeitlimit haben und nicht immer erfolgreich abgeschlossen werden müssen.
Dass sich die Entwickler sehr an filmischen Vorbildern orientieren, zeigt sich also nicht nur in dem reduzierten Gameplay, sondern auch im langsamen Aufbau des Spiels. Für gewöhnlich versucht man in Spielen ja eher den Spieler von einem spannenden Moment zum nächsten zu scheuchen, aber die Entwickler ziehen es vor, über diese eher banalen Aufgaben ganz langsam einen Spannungsbogen aufzubauen, der natürlich mit der großen Katastrophe an Bord seinen Höhepunkt findet. Das gelingt jedoch leider nur bedingt und am Ende ist die ganze Geschichte viel schneller vorbei als einem lieb ist.
Es ist sicher nicht verkehrt, wenn sich Entwickler beim großen Vorbild des Kinos bedienen und es mit Videospielen kombinieren. Das ist jedoch wesentlich schwerer als es klingt und es gibt Dinge, die sich nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen in die virtuelle Welt übertragen lassen. Im Fall von The Horror at MS Aurora ist das vor allem die Länge. Was auf der großen Leinwand mit 90 Minuten funktioniert, muss nicht zwingend auch in Form eines Videospiels machbar sein. Ein behutsamer Aufbau von Handlung und Charakteren kostet in der virtuellen Welt in der Regel Zeit und die bekommt der Spieler hier leider nicht.
Ich habe absolut nichts gegen kurze Spiele und ich finde die Grundidee von den 12 O’clock Studios gut, aber was hier als komplettes Spiel abgeliefert wird, dient in anderen Titeln gerade mal als erstes Kapitel. Wenn das Budget für eine größere Umsetzung nicht da war, dann hätte man die Geschichte vielleicht doch lieber im Episodenformat entwerfen sollen. Mit 5 € ist The Horror at MS Aurora zwar nicht teuer, aber eine echte Empfehlung kann ich so leider nicht aussprechen. Ich bin aber auf jeden Fall gespannt, wie das nächste Projekt des Studios wird.
*Falls das noch nicht gepatcht wurde, sollten deutsche Spieler vor dem Start des Spiels ihr Tastatur-Layout auf EN stellen, da ihr sonst Probleme mit der Steuerung bekommt.