Während der Markt für Gaming-Hardware heute unter wenigen Branchen-Riesen aufgeteilt ist, gab es in den 80er und 90er Jahren unzählige Hersteller, die mit eigenen Systemen versuchten, Nintendo, Commodore & Co. zu überflügeln. Es herrschte eine echte Goldgräberstimmung und so gab es nicht nur Nischen-Konsolen wie die PC-Engine oder das Philips CD-i, sondern auch zahlreiche Nischen-Computer.
Zu letzteren gehörte auch der Heimcomputer ZX Spectrum, der vom Unternehmen Sinclair Research in Großbritannien entwickelt und auch vornehmlich dort vertrieben wurde. Doch das System, das 1982 mit 3,5 MHz Prozessor und 16 KB RAM an den Start ging, ist nicht einfach nur eine unbedeutende Obskurität, sondern ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der europäischen Spieleentwicklung. Bis zu seinem offiziellen Ende 1992 wurden von dem Heimcomputer nämlich gut 5 Millionen Stück verkauft und damit war es ein wichtiger Faktor für den damaligen Boom in der britischen Spieleindustrie. Legendäre Entwickler wie Domark Studios, Sensible Software und Ashby Computers & Graphics Ltd, die später zu Rare Ltd. (Conker, Donkey Kong Country etc.) wurden, entwickelten Spiele für das ZX Spectrum und bis heute sind mehr als 24.000 Tools und Spiele für das System veröffentlicht worden. Selbst heute veröffentlichen Fans noch neue Titel und Portierungen für den Klassiker. Rare schmuggelte sogar einen Emulator und 10 seiner alten ZX Spectrum Titel in den N64-Klassiker GoldenEye. Den entsprechenden Code deaktivierte man zwar in der finalen Version, aber mit Fan-Patches lässt sich dieses Easter Egg auf jedem Modul des Spiels freischalten.
Trotz seiner Bedeutung und bewegten Geschichte ist der 8-Bit-Computer außerhalb Großbritanniens jedoch kaum bekannt. Interessierte Retro-Fans, die das ZX Spectrum auch liebevoll „Speccy“ nennen, mussten sich daher meist mit Emulatoren begnügen, aber das sollte sich 2015 mit dem ZX Spectrum Vega ändern. Mit dem Segen von Sir Clive Sinclair höchstpersönlich veröffentlichten Retro Computers Ltd. eine moderne Variante des Heimcomputers, die für 120 € gleich 1.000 offiziell lizenzierte Klassiker mitbringt und sich per SD-Karte auch noch erweitern lässt. Der Erfolg der Neuauflage war offenbar so groß, dass nun mit dem ZX Spectrum Vega+ ein Handheld folgen soll, der vom ursprünglichen Designer Rick Dickinson entworfen wurde und alle Vorzüge (inkl. der 1.000 Spiele sowie TV-Out) des ersten Vega bieten soll.
Für das Projekt läuft derzeit eine Kampagne auf IndieGoGo (die gab es auch für den Vorgänger), die mit aktuell gut 240.000 Pfund bereits mehr als das Doppelte ihres Ziels erreicht hat und u.a. für 100 Pfund eine limitierte Variante des Handhelds anbietet. Nicht wirklich billig, aber wenn der Handheld in größerer Stückzahl produziert wird, könnte der Preis womöglich noch deutlich fallen. Dann wäre das Vega+ auch für mich eine Überlegung wert, denn obwohl ich in meiner Kindheit weder Amiga noch C64 hatte, kann ich mich der Faszination für die klobigen Heimcomputer nicht ganz entziehen.
9 Antworten auf „Retro-Computer fuer die Hosentasche: Sinclair ZX Spectrum Vega+“
Erinnert mich an meine Jugend. Unser „Konsolenkrieg“ hieß damals C64 gg. ZX Spectrum gg. Atari 600/800XL. Und alle gegen Schneider CPC. 🙂
Das Ding konkret reizt mich allerdings eher weniger. Technisch ist das doch auch wieder nur ein GP2X mit nem Spectrum Emulator und ein paar bunten Streifen drauf. Mit dem Unterschied, dass sich dieser Emulator „offiziell lizensiert“ schimpfen darf – und dementsprechend kostet …
Ja, der Vergleich mit GP2X und den unzähligen anderen Emu-Handhelds ist naheliegend und macht den hohen Preis auf IndieGoGo nicht gerade besser. Allerdings muss man zugeben, dass es wohl offizieller nicht mehr geht, da Sinclair immerhin Teilhaber von Retro Computers ist. Ich hoffe noch, dass der Preis später mal auf das Niveau der MegaDrive-Emu-Handhelds usw. fällt, aber ich bin vermutlich eh nicht Teil der Zielgruppe, denn die Kampagne scheint bei vielen anderen ja sehr gut anzukommen.
Die spinnen halt, die Briten. Wusste schon Asterix. 😛
Ich bin generell von Homecomputer Emulatoren nicht so begeistert. Besonders, wenn sie sich auf die reine Emulation von Spielen beschränken.
Was damals Homecomputer so revolutionär und faszinierend machte, war ja gerade, dass sie KEINE reinen Daddelkisten oder reinen Arbeitsgeräte (so wie PCs damals) waren, sondern eben beides.
Bei mir im Freundeskreis z.B. gab es damals niemanden, der auf seinem C64 oder Spectrum (ja, ich hatte sogar einen Freund, der hatte nen Schneider CPC 😉 ) nur zockte. Wir hatten alle auch schonmal was programmiert oder gebastelt, erledigten unsere Hausaufgaben mit dem Teil, betrieben Mailboxen, machten Musik oder was auch immer.
Klar wurde auch viel gezockt. Aber, wie gesagt, das war eben nur EIN Aspekt des Hobbies. Und m.E. nichtmal der herausragendste. Denn wenn man mal ehrlich ist, waren die grafischen und soundtechnischen Möglichkeiten der meisten HCs schon damals eher bescheiden und viele Spiele waren üble Shovelware … Wer sich nur deshalb einen HC oder HC-Emulator zulegt, der dürfte ziemlich enttäuscht werden …
Aber das dürfte Sir Sinclair ziemlich egal sein, denn bis die Leute das merken, ist ihre Kohle ja schon auf seinem Konto … 😉
Eigentlich ganz nett, muss aber ehrlich sagen, ich brauch das Ding nicht. Retro mag ich zwar und spiele dann und wann Zeug wie Space Invaders, aber nicht so oft, dass ich dafür extra einen Handheld bräuchte. Dafür bin ich einfach zu jung. Als ich anfing, gab es ja schon etwas fortschrittlichere Spiele.
Generell spiele ich nur dann und wann Mal Retro-Sachen. Klar, vieles ist heut noch nett … aber es kommt so viel und irgendwo will ich ja auch mit der Zeit gehen und neue Dinge zocken, als nur in Erinnerungen zu schwelgen. Da die Zeit mit dem Alter nicht mehr wird, muss man Prioritäten setzen. 😀 Mir reichen einzelne Remakes, Neuauflagen, Spiele bei GOG und so Sammlungen wie Rare Replay. *g*
P.S. Günstiger ist es auch.
Ich bin zwar Retro-Fan, aber die alten Heimcomputer, zumindest alles vor dem Amiga, haben es bis heute nicht geschafft, mich für sich zu gewinnen. So richtig begeistern können mich Grafik und Sound heute einfach nicht mehr, dafür sind sie mir einfach zu grob und zu piepsig, zu sperrig im Umgang. Zu retro, quasi. 🙂 Aber nicht erst seit heute, ich habe den Heimcomputern damals schon keine Träne nachgeweint, als die 8-Bit-Konsolen kamen.
Und mit Handhelds kann ich leider auch nichts anfangen. Ich kann eigentlich nur daheim zocken und da sollte es dann schon ein Bildschirm ab 17 Zoll (am Notebook) sein.
Ist sicher auch nicht für jeden so toll. Gerade die Musik der damligen Zeit ist sehr … speziell. Ich mag die ja ganz gern, aber viele werden da eher wahnsinnig. Heute hat man natürlich ganz andere Zielgruppen, mehr Reichweite und auch Budgets. Darüber hinaus haben sich die Möglichkeiten einfach erweitert. Ist natürlich schon schön, wenn ein Spiel heute einen Soundtrack den ein Orchester eingespielt hat an Bord hat und realistisch aussieht. Brauchen tu ich´s aber nicht.
Ich spiele auch fast nur daheim. Der Handheld ist für mich aber praktisch, da mobil. Ich kann ihn auch mit in andere Zimmer nehmen. Ich begrüße ihn zum Beispiel sehr, wenn der Zwerg wieder eine eher unruhige Nacht hat und ständig aufwacht, wenn ich nicht anwesend bin. Nutze dann die Zeit und spiele im Bett, während nebendran der Zwerg schläft.
Oder wenn ich Mal meine Eltern besuche … ein Notebook wäre zwar wieder nett, aber mit den drei Kids muss ich eh reichlich Gepäck schleppen, selbst wenn ich wenig mitnehme. So ein Handheld ist da sehr praktisch. Der passt selbst in meine winzige Handtasche. Und ja, die ist wirklich winzig. 😀
„Den entsprechenden Code deaktivierte man zwar in der finalen Version, aber mit Fan-Patches lässt sich dieses Easter Egg auf jedem Modul des Spiels freischalten.“
Das ist sowieso sensationell, was RARE da fabriziert hat. 🙂
Was den Handheld angeht: Sieht gut aus! Aber ist mir wie schon Neo Geo X zu beschränkt: Nur eine Plattform, dazu noch eine doch recht uninteressante Platform (für mich zumindest).
Was mir gefällt: Der offizielle Charakter, die 1000 Spiele (!) und das richtig gute Design des Gerätes.
Das Teil übt einen ganz speziellen Reiz auf mich aus. Habe gerade den ZX Spectrum Bericht im Retro-Gamer-Sonderheft ‚Hardware‘ gelesen, mein bester Freund hatte das Gerät früher in seinem Kinderzimmer stehen. Das offizielle Design, 1.000 lizenzierte Spiele … ich werde nervös! Den Preis finde ich eigentlich noch vertretbar, allein das geteilte Steuerkreuz gefällt mir nicht sonderlich. Aber mal im Ernst, die holen den ehem. Chefdesigner ins Boot, präsentieren ein schickes, stilsicheres Gerät und klatschen dann diesen todeshässlichen, weißen Vega+ Schriftzug in Arial oben links in die Ecke? Hahaha, das killt mich gerade!
Ebenso interessant (weil im Design nahe am Original) finde ich übrigens das THE 64 Projekt, auch wenn dort für das Komplettpaket ganz andere Summen abgerufen werden: https://www.indiegogo.com/projects/the-64-computer-and-handheld-console#/
Danke übrigens für den Hinweis zum Rare Easter Egg auf dem GoldenEye-Modul! Schönes Ding, passt zu Rare und ist mir vollkommen neu 🙂
Ja, vom THE 64 habe ich auch schon gelesen und das reizt mich auch eher, aber auch da werde ich wohl nicht dabei sein. Kannst ja mal berichten, falls du dir doch mal eines dieser Teile holst 😉