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Indie Review / Test

How 2 Escape: Lost Submarine – Knobel-Duett

In der langen Historie der Adventure-Games war es für gewöhnlich so, dass man allein vor dem Bildschirm saß, in die Luft starrte und verzweifelt nach der Lösung für dieses verdammte Rätsel suchte. Manche von uns hatten zwar gelegentlich das Glück, sich mit Freunden austauschen oder gar gemeinsam knobeln zu können, aber Adventure und Multiplayer gingen eigentlich nicht zusammen. Inzwischen hat sich das jedoch geändert und gesellige Rätsel-Fans dürfen sich immer öfter im Koop die Köpfe zerbrechen.

*Dieser Beitrag wurde für die Betrachtung an einem Monitor und eine Auflösung von 1280*720 (oder höher, Mobile: quer/Landscape-Modus) optimiert.

Der klare Platzhirsch in dieser Nische ist bislang die We Were Here-Serie, aber das Team von Breakfirst Games lässt sich davon nicht beirren. Mit How 2 Escape waren sie 2023 zumindest so erfolgreich, dass sie nun einen Nachfolger präsentieren können. Dass das so schnell ging, liegt sicher auch daran, dass sie im Wesentlichen der Formel des Erstlings treu bleiben. Soll heißen, eine Hälfte des Knobel-Duos übernimmt den aktiven Part und die andere Hälfte ist in einer eher passiven, unterstützenden Rolle. Aus diesem Grund kommt das Spiel auch in zwei Ausführungen: Hauptspiel und Companion-App.

Das Hauptspiel schickt uns als Ermittler auf ein verlassenes Militär-U-Boot, wo wir insgesamt sechs Räume lösen müssen. Räume? Ja, offiziell sind es zwar Kantine, Brücke, Quartiere usw., aber wie der Titel des Spiels schon erahnen lässt, sind all diese Umgebungen in erster Linie als Escape Rooms angelegt, wie sie inzwischen ja auch in der realen Welt sehr beliebt sind. Allzu umfangreich sind die nicht und obwohl die stilisierte 3D-Comic-Optik nicht unansehnlich ist, erschien mir das Leveldesign doch etwas arg schlicht und zweckmäßig. Dadurch fühlte sich die Spielwelt für mich leider kaum wie ein Schiff an, das es zu erforschen gilt, sondern viel mehr wie eine sehr künstliche Kulisse, die nur existiert, um mich mit arbiträren Rätseln zu beschäftigen.

Gleich zu Beginn muss man etwa durch ein Periskop schauen und dann Leuchttürme beobachten, die in verschiedenen Farben und Formen (?) leuchten. Später muss man in der Kantine das Schwarzlicht anschalten und in einem bestimmten Winkel den Raum betrachten, um einen Hinweis zu entdecken. Oder man ordnet dem großen Besatzungsfoto die Namen und Funktionen der Leute zu. Bis auf wenige Ausnahmen machten uns all diese kleinen Denkaufgaben – pro Bereich gibt es stets drei Rätsel zu knacken – auch durchaus Spaß, aber sie sind eben oft sehr unglaubwürdig, was das vermeintliche Abenteuer noch mehr wie einen banalen Escape Room wirken lässt. Daran können leider auch die kurzen Audio-Cutscenes zwischen den Abschnitten nichts ändern.

Noch stärker ist der „Disconnect“ oder Immersionsbruch beim Operator, der den Ermittler über die Companion-App unterstützt. Dort wühlt man sich nämlich fast nur durch oft recht verschachtelte Menüs und die darin enthaltenen „Bedienungsanleitungen“ der zahlreichen Apparaturen im U-Boot. Bis auf ganz wenige Ausnahmen liest man also – teils etwas überladene – Erklärungen und Hinweise oder versucht aus zahlreichen Grafiken schlau zu werden. Einerseits ist diese Asymmetrie natürlich gewollt und dient der Kernmechanik, nämlich dem Kommunizieren von Informationen und Lösungsansätzen zwischen dem Rätsel-Duo. Andererseits führt es jedoch dazu, dass die meisten Menschen in der aktiveren Rolle des Ermittlers wohl deutlich mehr Spaß haben dürften. Gleichzeitig hält sich der Reiz eines zweiten Durchgangs mit vertauschten Rollen eher in Grenzen, trotz einer gewissen Randomisierung mancher Rätsel.

Dem könnte man zwar etwas entgegenwirken, indem man gelegentlich einen Blick auf die andere Seite wirft oder die Seiten mit jedem Raum wechselt, aber das widerspricht ein wenig dem Spielkonzept und könnte die eine oder andere Aufgabe etwas zu leicht machen.

Apropos leicht, wer nicht mehr weiter weiß, kann sich über das integrierte Hint-System Tipps geben lassen.

Bei einem Preis von nur 13 € (bis 8. Juli sogar nur 10,39 €) kann ich aber ganz gut über die Schwächen des neuen How 2 Escape hinwegsehen und es geselligen Rätselfreunden mit passender Begleitung dennoch empfehlen. Ihr müsst euch nur darauf einstellen, dass es eher schlichter Escape Room und weniger echtes Abenteuer ist. Zu guter Letzt sei noch lobend erwähnt, dass nur ein Exemplar des Spiels gekauft werden muss und die Companion-App auf vielen Geräten (inkl. Mobile) läuft.

Plattform: PC, Switch, Xbox One/Series, PlayStation 4 & 5, iOS, Android
Release: 24. Juni 2025
Entwickler: Breakfirst Games
Publisher: Maximum Ent., Breakfirst
Genre: Escape Room, Koop, Puzzle
Preis: 12,99 €
Meine Spielzeit: ca. 6 h (100 %)

Website | Steam | Trailer

*Für dieses Review hat mir der Publisher Maximum Entertainment freundlicher Weise einen Review-Key zur Verfügung gestellt.

2 Antworten auf „How 2 Escape: Lost Submarine – Knobel-Duett“

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