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Indie Review / Test

Springen, ballern, sterben: Splinter Zone

Wenn es mit dem Traumjob schon nicht klappt, dann wenigstens mit dem Traum vom eigenen Game! Nachdem er sein Studium in Anthropologie abgeschlossen hatte, suchte der Mainzer Eric Merz aka Mokkograd vergeblich nach einem Job, doch statt frustriert den Kopf in den Sand zu stecken, nutzte er die ungewollte Freizeit und entwickelte kurzerhand Splinter Zone.

Mit diesem Hintergrund backt man beim ersten kommerziellen Spiel natürlich lieber erst mal kleinere Brötchen und so orientierte sich Merz vor allem an Hits der 8-Bit-Ära. Offenbar diente dabei vor allem Capcoms NES-Klassiker Mega Man als Vorlage, denn gewisse Parallelen sind schon nach wenigen Spielminuten deutlich zu spüren. Zwar kann der namenlose Held nicht die Fähigkeiten seiner Gegner übernehmen und einen treuen Robohund hat er auch nicht zu bieten, aber Handling und Optik erinnerten mich sofort an den berühmten Blechkameraden. Ohne jetzt noch mal Mega Man gespielt zu haben, würde ich allerdings behaupten, dass man in Splinter Zone – etwas Übung vorausgesetzt – noch ein wenig flotter durch die Level hüpfen kann. Und das ist längst nicht der einzige Unterschied.Sliding im Indie-Game Splinter Zone

Auf einen Bösewicht im Stile eines Dr. Wily oder überhaupt irgendeine Form von Story hat Merz verzichtet und stattdessen einen eher arcadigen Ansatz gewählt. Folglich dreht sich alles um Highscores und den perfekten Run. Und damit die Jagd auf die Punkte auch langfristig spannend bleibt, bringt er den Zufall ins Spiel. Wahllos zusammengewürfelte Level müsst ihr jedoch nicht befürchten, denn lediglich die Abfolge der Level und Bosse ist zufällig. Die Umgebungen selbst reichen von betriebsamen Fabriken über Hochhausdächer bis hin zu Unterwasserwelten und sind allesamt sorgsam von Hand mit zahlreichen Feinden, Abgründen und so manch fieser Falle designt worden. Eine wirkliche Augenweide sind leider weder die simplen Gegnerdesigns noch die Welten, aber das lässt sich durch das echt solide Gameplay verschmerzen.

Boss im Indie-Game Splinter Zone

Mit jedem Durchgang lernt ihr, besser mit den Tücken der einzelnen Abschnitte umzugehen und wenn es richtig gut läuft, kommt ihr in einen richtigen „Flow“. Dank eines simplen Upgradesystems könnt ihr euch nämlich mit fehlerfreien Aktionen schrittweise zusätzliche Feuerkraft erspielen. Voll aufgelevelt fühlt man sich dadurch für einen Moment geradezu unbesiegbar und rast nur so durch die Welten. Zumindest bis man wenige Minuten später wieder einen dummen Fehler macht und/oder auf seinen persönlichen Hassgegner trifft, der einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt.

Fazit
Es gibt sicher bessere, schönere und auch innovativere Retro-Plattformer, aber ich finde, Eric Merz aka Mokkograd kann auf Splinter Zone durchaus stolz sein. Und zwar nicht nur, aufgrund der ungewöhnlichen Entstehungsgeschichte, sondern vor allem, weil es tatsächlich Spaß macht.

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