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Indie Review / Test

Horror-Bullshit-Bingo: Lazaretto Edition

Lazaretto ist genau die Art von Horror-Spiel, die ich erwarten würde, wenn die Entwickler das Genre ausschließlich aus Let’s Plays von kreischenden Internet-Clowns wie PewDiePie oder Markiplier kennen.

Natürlich besucht ihr mitten in der Nacht ganz allein eine verfallene Heilanstalt auf einer verlassenen Insel. Natürlich habt ihr außer einer Taschenlampe nichts weiter bei euch und natürlich wird der Ort von einer Geisterlady mit langen schwarzen Haaren heimgesucht. Und natürlich trefft ihr auch auf diabolisch lachende Spielpuppen, Monsterspinnen und „gruselige“ Kirmes-Attraktionen.

Lazaretto hat einfach alles, was man sich von einem Horror-Spiel erhoffen kann. Jedenfalls dann, wenn man auf Gameplay oder Story oder Atmosphäre nicht viel Wert legt, denn außer einem bunten Sammelsurium an Klischees hat es leider nicht viel zu bieten. Auf der Store-Seite wird es als „first-person survival horror“ angepriesen und auch von „combat-free survival gameplay“, „characters“ und „puzzles“ ist da die Rede. Leider war davon in den knapp 3 Stunden Spielzeit aber außer dem Teil mit der „first-person“ nicht viel zu sehen.

Ja, wehren könnt ihr euch nicht, aber simples Wegrennen, wenn ihr auf einen Geist oder ein Monster trefft, würde ich nicht als „survival gameplay“ bezeichnen. Versteht mich nicht falsch, ich mag Stealth-Horror, bei dem ihr stets verwundbar seid, aber als Spieler muss man dennoch mehr Optionen haben als sich einfach nur umzudrehen und etwas zu rennen. Der bewusste Einsatz von Licht und Schatten, unterschiedliche Versteckmöglichkeiten, Alternativrouten, Ablenkungsmanöver und vieles mehr sorgen in Spielen wie Amnesia oder Alien: Isolation dafür, dass Stealth-Horror funktioniert, aber Lazaretto tut so als hätte es diese Spiele nie gegeben.

Die sogenannten Puzzles beschränken sich auch nur darauf, stupide in alle Räume – die sich übrigens selten groß voneinander unterscheiden und zumindest teilweise auf bekannten Unity Assets basieren – zu sehen bis ihr einen Zettel mit einem Zahlencode oder einen Schlüssel (oder zwei oder drei oder…) gefunden habt. Dass man dabei auch noch immer wieder auf ein nerviges Labyrinth-Layout und Trial & Error-Passagen zurückgreift, ist wohl nur konsequent. Das brauchbare Sounddesign und ein, zwei nett gemachte Szenen sind da leider nur Tropfen im Meer der Langeweile.

Fazit:

Klar, als unbekanntes Indie-Duo ohne nennenswertes Budget sind die Möglichkeiten begrenzt, aber andere Titel zeigen, dass man mit den richtigen Ideen trotzdem packende Horror-Spiele entwickeln kann. Es gibt auf Steam sicher noch schlechtere Horror-Games, aber selbst Genre-Fans werden an Lazaretto wenig Freude haben. Lasst euch also von den recht verdächtigen positiven Steam-Reviews nicht täuschen und spart euch die 13 Euro.

Entwickler: Iron Monkey | Publisher: iEntertainment / Thriller Games
Plattform: PC / Mac | Genre: Horror / Stealth / First-Person | Release: Mai 2017
Preis: 12,99 € auf Steam

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