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Indie Review / Test

Meat Boys Cousin aus Deutschland: On Rusty Trails im Test

Obwohl das Black Pants Game Studio bereits mehrere Spiele veröffentlicht und auch schon diverse Preise gewonnen hat, steht es noch immer im Schatten der hiesigen Entwicklerstars wie Daedalic oder Deck 13. Zu Unrecht, wie ich finde, denn die Spiele des kleinen Teams aus Kassel (und Berlin) gehören zwar nicht in die Kategorie AAA, aber sie sind zweifellos mit viel Liebe gemacht und haben stets einen unverkennbaren Stil. On Rusty Trails, ihr neuestes Werk, macht da natürlich keine Ausnahme.

screenshot on rusty trails upside down black pants

Alles beginnt mit Elvis, einem kleinen Metallwesen, das gerade sein Haus verloren hat und sich nun aufmacht, um von der Versicherung eine neue Behausung zu fordern. Doch wie man es von Versicherungen leider nicht anders kennt, entwickelt sich der Papierkram auch für Elvis schnell zu einer nervenaufreibenden Odyssee. Bevor er endlich in seine neuen vier Wände einziehen darf, muss er den Manager finden und der ist leider gerade nicht im Büro. Um also doch noch zu seinem Recht zu kommen, folgt Elvis der Spur des Managers und kämpft sich durch rostige Städte, verregnete Wälder und brandgefährliche Krisenherde.

Meine ersten Schritte mit Elvis erinnerten mich stark an den Indie-Hit Super Meat Boy, denn der hat nicht nur eine ähnliche Größe, sondern lässt sich ebenfalls ziemlich flink durch die Levels bugsieren. Eine weitere Parallele ist der Aufbau des Abenteuers, das aus verschiedenen Gegenden besteht, die relativ lose miteinander verbunden sind und ihrerseits aus zahllosen kleinen Levels bestehen. Letztere sind theoretisch selten mehr als eine Minute lang, aber da euch jeder falsche Schritt das Leben kosten kann, seid ihr bei euren ersten Versuchen deutlich länger beschäftigt.

screenshot on rusty trails suit black pants

Klingt soweit alles bekannt, aber natürlich haben die Black Pants auch diesem altbekannten Konzept ihren Stempel aufgedrückt. Elvis ist offenbar magnetisch und kann daher auch bequem an Wänden oder der Decke laufen. Einfach ist das Leben als Blechmann allerdings trotzdem nicht, denn die metallene Haut reagiert empfindlich auf Wasser und davon gibt es vor allem außerhalb der Robosiedlungen jede Menge. Er findet zwar relativ früh einen Anzug, der ihn vor dem verhassten Nass schützt, aber das bringt wieder andere Probleme mit sich. Sobald ihr nämlich per Knopfdruck den Anzug anzieht, seid ihr nicht mehr vor Feuer geschützt und was noch viel schlimmer ist, die metallenen Wege verschwinden unter euren Füßen. Tragt ihr den Anzug hingegen nicht, seid ihr nicht nur für Wasser anfällig, sondern könnt auch nicht auf den natürlichen Wegen laufen. Aufbauend auf dieser Mechanik pflastern im späteren Spielverlauf immer wieder neue Fallen euren Weg. Um dennoch irgendwie ans Ziel zu gelangen, müsst ihr also ständig zwischen den beiden Elvis-Versionen wechseln, was nicht nur Geschick und gute Reflexe, sondern manchmal auch etwas Köpfchen erfordert. Im Gegensatz zu Schein, das auf eine ähnliche Mechanik setzte, hält sich der Puzzle-Anteil aber sehr in Grenzen.

screenshot on rusty trails rockets black pants

Die Optik der 2.5D-Welten ist wie gewohnt vom markanten Stil des Comiczeichners Sebastian Stamm geprägt. Ein besonderes Highlight sind dabei neben den Charakteren und zahlreichen Plakaten im Spiel vor allem die kleinen Comicpanels, mit denen alle paar Levels die Geschichte vorangetrieben wird. Selbige ist zwar eigentlich nur schmückendes Beiwerk, überrascht jedoch mit einer ebenso ernsten wie aktuellen Thematik. Neben den Blechkameraden gibt es nämlich noch die sogenannten „Hairies“ und obwohl diese blauen Gesellen das Wasser und die Natur lieben, leben sie in Eintracht mit Elvis und seinen Artgenossen. Leider ist der Frieden aber nicht von Dauer und je weiter ihr kommt, desto heikler wird das Verhältnis zwischen den Völkern. Zu guter Letzt verdient auch der abwechslungsreiche Soundtrack ein Lob, der jeder Gegend eine ganz eigene Stimmung verleiht.

Die Credits bekommt man zwar schon nach rund 2-3 Stunden zu Gesicht, aber dank Ranglisten sowie zahlreichen Achievements und Secrets gibt es auch danach noch viel zu tun. Was vielleicht an Umfang fehlt macht On Rusty Trails mit frischen Ideen sowie viel Persönlichkeit wett und Genre-Fans sollten das nicht verpassen.

Publisher/Entwickler: Black Pants Studio
Genre: Plattformer / Puzzle / 2.5D | Plattform: PC / Mac / Linux
Release: Juni 2016 | Pad Support: ja | Offizielle Website | Twitter
Preis: ca. 13 € via Humble, itchio oder Steam

*Vielen Dank an Black Pants Studio für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

4 Antworten auf „Meat Boys Cousin aus Deutschland: On Rusty Trails im Test“

Ach … müssen eh nicht alle Spiele Umfangmonster sein. Lieber kurz und gut, als lang aber fad. Man hat ja gerade wenn man älter wird oft eh nicht mehr soooo viel Zeit. Ich spiele auch heute noch sehr gern wirklich umfangreiche Spiele. Aber es ist auch sehr schön, wenn sich etwas schnell abschließen lässt. 🙂

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