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Review / Test

Beendet: Alien Rage

Publisher/Entwickler City Interactive | Genre: Ego-Shooter / Sci-Fi
Plattform: PC (Test) / PS 3 / Xbox 360 | Release: September 2013
Preis: ca. 20 € PC / ca. 15 € Konsolen | Offizielle Webseite

Inzwischen haben sich die meisten Ego-Shooter zwar dem Pseudo-Realismus und militärischen Heldentaten verschrieben, aber den meisten Spaß hatte ich zweifellos mit den unrealistischen Vertretern des Genres. Titel wie Unreal, bis heute einer meiner absoluten Lieblinge, brachten auch ganz ohne aufgesetztes Militär-Gehabe und Terroristen den Spieler ins Schwitzen. Bis heute bevorzuge ich die Titel, die einfach nur ein Spiel mit großen Knarren und abgefahrenen Gegnern sein wollen, aber leider nimmt sich das Genre inzwischen meist viel zu ernst, ohne dabei jedoch tatsächlich inhaltlich anspruchsvoller zu werden.

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Ausgerechnet City Interactive, die für ihre Low-Budget Shooter wie Terrorist Takedown berüchtigt sind, bringt jetzt aber mal wieder einen Shooter, der sich mit seinem netten SciFi-Look, schnörkellosem Geballer und hohem Schwierigkeitsgrad mehr an die Fans der Klassiker und weniger an die Generation Modern Warfare richtet. Das merkt man schon an der Story von Alien Rage, denn die ist eigentlich kaum vorhanden. Ein paar Funksprüche und gefundene Audio-Logs lassen euch aber wissen, dass ihr auf einem Asteroiden seid, auf dem mit einer neuen Ressource experimentiert wurde, bis man Besuch von einer außerirdischen Spezies bekam.

Ein Lob gibt es gleich zu Beginn, denn für einen Budget-Titel schaut Alien Rage wirklich gut aus. Klar, Crysis, Battlefield und Co. spielen in einer anderen Liga, aber die Entwickler wissen durchaus mit der Unreal Engine 3 umzugehen und zaubern damit ein ansehnliches SciFi-Szenario auf den Bildschirm. Auf den ersten positiven Eindruck folgt dann leider ein wenig Ernüchterung, denn im Detail offenbaren sich dann natürlich doch recht schnell die typischen Schwächen eines Low-Budget-Shooters.

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Die Umgebungen schauen zwar auf den ersten Blick ganz nett aus, die Beleuchtung ist stellenweise wirklich gelungen und der allgemeine Look ist einfach genau so, wie man das von einem klassischen SciFi-Titel erwartet, aber die Levelarchitektur ist meist ziemlich simpel gehalten und es gibt kaum Unterschiede zwischen den einzelnen Arealen. Korridor-Shooter passt hier wirklich perfekt, denn in der Regel kämpft ihr euch von Schlauch zu Schlauch und Raum zu Raum. Hin und wieder gibt es auch ein paar offenere Abschnitte, aber das sind dann im Grunde auch nur große Räume. Hier und da gewährt man euch zwar einen Blick auf ferne Raumschiffhangars oder riesige Höhlen, doch auch das täuscht nicht über das enge Levelkorsett hinweg.

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Simpel sind auch die außerirdischen Widersacher, die weder optisch noch spielerisch überraschen können. Der Sinn von Deckung ist ihnen zwar bekannt, und sie wissen auch, wie man sie benutzt, aber das war es dann im Grunde auch schon mit ihren taktischen Fähigkeiten. Euch selbst steht übrigens kein Deckungssystem zur Verfügung, stattdessen hockt man sich ganz klassisch einfach hinter die nächste Kiste und hofft, dass sich die regenerative Energie schnell genug wieder auflädt.

Da die Entwickler der Meinung waren, dass ein Shooter nie genug Explosionen haben kann, spendierten sie jeder Waffe eine Zweitfunktion in Form eines Granat- oder Raketenwerfers. Keine schlechte Idee, aber leider machen auch die Gegner gerne Gebrauch von dieser Funktion, so dass ihr nie genau sagen könnt, ob ihr gerade sicher seid, oder euch gleich eine Raketenexplosion aus eurer Deckung und in den Tod reißt. Das geht teilweise so weit, dass man bei einigen Abschnitten vor allem etwas Glück und nicht nur Können braucht.

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Abgesehen von diesem etwas unfairen Glücksfaktor und dem allgemein recht schnellen Ableben des Helden machen die Kämpfe aber durchaus Spaß. Das Handling der Waffen fühlt sich ganz ordentlich an und wenn ihr mal wieder mit schnellen Reflexen und gutem Aiming einen Raum mit zahlreichen Gegnern gesäubert habt, dann fühlt sich das manchmal auch wirklich recht befriedigend an. Ein Punkte-System soll dieses Gefühl eigentlich noch verstärken, aber da selbiges eigentlich nur Headshots, Killstreaks und Explosionen belohnt, hält sich der Effekt doch etwas in Grenzen. Mit den Punkten kann man übrigens auch bis zu drei Slots für passive Fähigkeiten freischalten, die auch beliebig getauscht werden dürfen. Mit mehr Munition, höherem Schaden usw. kann man sich somit auch immer ein wenig der aktuellen Lage anpassen und sich manch knifflige Passage deutlich leichter machen.

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Die erwähnten Bonusfähigkeiten erweisen sich vor allem bei den zahlreichen Bosskämpfen als besonders nützlich, denn die halten natürlich viel aus und nehmen euch nur zu gern unter Dauerfeuer. Eine gewisse Grundtaktik ist zwar auch nötig, aber das Muster lässt sich schnell durchschauen und am Ende geht es auch bei den stählernen Riesen nur um die richtige Mischung aus Deckung und Angriff.

Die Kampagne beschäftigt euch auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad, der schon relativ hart ausfällt, gut 7-8h und danach könnt ihr auf Highscorejagd gehen oder euch in einfachen Deathmatches mit anderen Spielern messen. Allzu spektakulär fallen die Onlinepartien jedoch nicht gerade aus und schon wenige Wochen nach der Veröffentlichung hat man Probleme, überhaupt Mitspieler zu finden.

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Ein echter Geheimtipp ist Alien Rage leider nicht geworden, aber wenn man seine Erwartungen dem Budget-Preis anpasst und eine Schwäche für simple Shooter der alten Machart hat, dann wird man hier ganz ordentlich unterhalten. Wer ohnehin nicht so viel für das Genre übrig hat oder allergisch auf Schlauchlevels und hohe Schwierigkeitsgrade reagiert, der verpasst hier auch nichts. Im Vergleich zu den diversen Totalausfällen, die man sonst oft von City Interactive zu sehen bekommt, ist Alien Rage schon mal eine deutliche Steigerung und vielleicht hält dieser Aufwärtstrend ja an.

*Ich bedanke mich bei CI Games für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

2 Antworten auf „Beendet: Alien Rage“

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