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Indie Review / Test

Beendet: Krater

Publisher / Entwickler: Fatshark | Plattform: PC (Steam), Mac folgt
Genre: Action-RPG / Dungeon-Crawler / Hack & Slay / 3D
Release: 12.06.2012 | Preis: 13,99 € | Website

Spätestens seit dem Release von Diablo 3 sind die Fans von actionlastigen RPGs und ausgiebigem Dungeon-Gerenne wieder fest in der Hand von Blizzard. Über die Jahre versuchten sich zwar zahlreiche Entwickler an einem ähnlichen Konzept, aber nur die wenigsten konnten auch nur annähernd an den Erfolg von Diablo anknüpfen. Das lag sicher auch daran, dass man oft einfach nur versucht hatte Blizzards Hit zu kopieren. Dem scheint sich auch Fatshark bewusst zu sein und darum geht Krater – ihr neues Action-RPG – in vielerlei Hinsicht andere Wege.

Schon das Setting hebt sich deutlich von Diablo ab. Hier lauern keine dunklen Dämonen auf euch und es ziehen auch keine düsteren Zauberer über schaurige Friedhöfe. Stattdessen erwartet euch ein post-apokalyptisches Schweden, dem es weder an Sonne noch an knalligen Farben mangelt. Die Welt von Krater ist eine Liebeserklärung der Entwickler an ihre Heimat und das zeigt sich in vielen kleinen Details. Fast alles hat einen skandinavischen Namen, viele der tierischen Feinde sind böse Varianten der dortigen Fauna und die grünen Wälder rund um den namensgebenden Krater könnten tatsächlich in Schweden liegen.

Nach einem zerstörerischen Krieg liegen große Teile der Welt in Trümmern und in ihrer Not ziehen viele Menschen durch die Welt auf der Suche nach den letzten, bewohnbaren Flecken der Erde. Als eine der letzten Oasen der Menschheit erweist sich schließlich der gigantische Krater einer der Bomben, die zuvor die Welt ins Unglück stürzten. Dort fanden die Siedler nicht nur tiefe Wälder, Seen und Flüsse, sondern auch allerlei technische Überbleibsel aus der Zeit vor dem Untergang. Von der Hoffnung auf ein besseres Leben und den großen Fund strömen nun immer neue Abenteurer und Siedler in den Krater. Diese Goldgräberstimmung ist es dann auch, was den Spieler dorthin führt.

Doch nicht nur das Setting unterscheidet sich, auch bei der Spielmechanik läuft einiges anders. Natürlich gibt es auch in Krater Klassen, Level-Aufstiege und Loot, aber Fatshark orientiert sich da etwas an klassischeren RPGs und lässt euch stets mit einem Trio durch die Lande ziehen. Es gibt jedoch nicht etwa nur einen Hauptcharakter und treue Gefährten, sondern alle sind gleichberechtigt und die Geschicke aller drei Figuren liegen stets in eurer Hand.

Wie ihr eure Truppe gestaltet ist völlig euch überlassen. Natürlich empfiehlt es sich eine Mischung verschiedener Klassen zu nutzen und so die unterschiedlichen Talente zu kombinieren, aber auch ein Trupp aus drei raubeinigen Nahkämpfern ist möglich, wenn euch danach ist. Solltet ihr dann doch mal einen Sanitäter – oder eine andere der insgesamt 4 Klassen – brauchen, dann könnt ihr für eine kleine Gebühr den passenden Mitstreiter anheuern. Wer gerade nicht gebraucht wird, der wartet so lange auf der virtuellen Ersatzbank oder wird ganz entlassen, was in dem Fall auch noch etwas Geld einbringt. Dass ihr Leute beliebig austauschen dürft gewinnt auch noch ein mal dadurch an Bedeutung, dass Krater eine Art Perma-Death – also Charaktere können nach dem Ableben dauerhafte Schäden erleiden oder gar für immer verloren gehen – einsetzt. Ist die nächste Krankenstation also noch weit entfernt, dann ist es manchmal ganz ratsam angeschlagene Figuren erst mal zu schonen.

Leider verschenkt Krater besonders in diesem Punkt viel von seinem Potential, denn obwohl die Reise in der Gruppe taktisches vorgehen fördert und begünstigt, so ist es doch eher selten tatsächlich von Nöten. Die Mehrzahl der Gegner lässt sich in der Regel ganz simpel niederknüppeln. Hier und da ein wenig heilen, mehr braucht es meist leider nicht. Lediglich einige der größeren Brocken und insbesondere ein Paar Boss-Gegner verlangen euren grauen Zellen auch mal etwas mehr ab als nur stupide auf die Gegner zu klicken und gelegentlich mal einen Spezial-Angriff vom Stapel zu lassen. Zwischen drin blitzt immer wieder das eigentliche Potential des Kampfsystems durch, beispielsweise, wenn ihr durch geschickten Einsatz der Fertigkeiten gefährliche Obermotze verlangsamt oder gar lähmt während euer Nahkämpfer ihn bearbeitet und aus der Ferne euer Sani versucht alle am Leben zu halten und die Attribute zu buffen.

Da es dem Design der Gegner aber zumeist an Abwechslung und Cleverness mangelt und eure Charaktere gerade mal 2 verschiedene Spezialaktionen beherrschen, laufen die Kämpfe überwiegend nach Schema F ab. Und dieses Phänomen zieht sich durch das gesamte Spiel, denn auch die zahllosen Dungeons bieten später im Spiel kaum noch Neues. Nach einer Weile kennt ihr die verschiedenen Designs wie etwa alte Minen oder verlassene Bunkersysteme auswendig und dann beginnen die Levelkonstruktionen mit ihren sich wiederholenden Texturen und Objekten allmählich zu langweilen. Trotz teils ebenso witziger wie abgefahrener Figuren können auch die recht unspektakuläre Story und die oft einfallslosen Side-Quests dem in keinster Weise entgegen wirken und so bleibt Krater oft unter seinen Möglichkeiten.

Während es bei Story und Charakteren also an Ideen mangelt, wagt man beim Leveling, der Entwicklung von Fertigkeiten und dergleichen ein Paar Experimente, deren Ergebnisse jedoch zwiespältig ausfallen. Da gibt es zunächst mal das Crafting, mit dem ihr zahlreiche Gegenstände – die entsprechenden Pläne und Ressourcen vorausgesetzt – herstellen und damit eure Truppe oder euren Geldbeutel aufbessern könnt. Das klingt eigentlich nach einer guten Idee und ist auch im Kern gut gemacht, bietet aber zu selten die Möglichkeit, wirklich mächtige Gegenstände zu produzieren und wird daher später nur noch dazu genutzt die immer gleichen Upgrades zu erschaffen.

Diese Upgrades sind auch neben den Waffen – Rüstungen und dergleichen gibt es nicht – die einzig echte Möglichkeit eurem Trio mehr Schlagkraft zu verleihen, denn für das Besiegen von Gegnern erhaltet ihr zwar die obligatorischen Erfahrungspunkte, der Rang eures Charakters bestimmt aber lediglich, wie viele Slots ihr für Upgrades verwenden dürft. Spätestens bei Rang 15 ist Schluss und ihr habt alle Slots für Implantate – erhöhen dauerhaft Werte wie Stamina oder Stärke – und die Slots für Booster – fügen euren Spezialfertigkeiten weitere Eigenschaften hinzu oder verstärken selbige – freigeschalten. Von da an sind die Erfahrungspunkte für den jeweiligen Charakter völlig Wertlos.

Das ist offensichtlich Gift für die Motivation und gerade deswegen wäre es so wichtig, dass ihr für eure Mühen zumindest regelmäßig mit besserer Ausrüstung belohnt werdet, aber die Wahrscheinlichkeit, dass ihr brauchbare Gegenstände findet ist viel zu gering, als dass hier der erhoffte Sammeltrieb von Diablo, Borderlands und Co. einsetzen könnte.

Umso mehr überrascht da der gelungene ambient/electro Soundtrack, der viel dazu beiträgt, dass Krater dann doch auch seine atmosphärischen Momente hat und euch erst recht etwas den vertanen Chancen nachtrauern lässt. Doch nicht nur die Qualität des Soundtracks ist erwähnenswert, auch seine Entstehung ist alles andere als gewöhnlich. Christian Gabel, aus dessen Feder der OST stammt, fand seine Inspiration nämlich in alten Konzeptzeichnungen für einen unbekannten Film, die er in den Neunzigern auf einem Flohmarkt erstanden hatte. Die Zeichnungen, welche Gabel’s Heimatstadt nach einer Katastrophe zeigten, stammten aus dem Jahr 1982 und trotz intensiver Recherche gelang es ihm bis heute nicht herauszufinden, was aus dem dazugehörigen Projekt wurde.

Krater hat noch so manche Schwäche, aber gerade das Setting, seine humorvolle Umsetzung und die stellenweise recht hübsche Grafik heben sich angenehm von der Konkurrenz ab, so dass man Fatsharks erster Episode der Krater-Trilogie einen gewissen Charme nicht ganz absprechen kann. Löblich ist auch, dass die Entwickler unentwegt daran arbeiten und mit regelmäßigen Updates auf Wünsche und Kritik der Spieler reagieren, was darauf hoffen lässt, dass viele Probleme in der nächsten Episode gar nicht mehr auftauchen. Bedenkt man dann noch, dass Fatshark ein eher kleines Indie-Team sind und man für rund 14 € über 20h Spielzeit plus Koop-Modus bekommt, dann sollte man vielleicht nicht zu kritisch.

*Bis Montag ist Krater noch im Steam Summer Sale auf 10,49 € reduziert. Wer es für lau haben möchte, der kann alternativ bei meinem Gewinnspiel mitmachen.

7 Antworten auf „Beendet: Krater“

Hätte man gerne auch als Vollpreistitel (mit entsprechenden Verbesserungen) rausbringen können 🙁 Mehr Abwechslung, Sammeltrieb und vielleicht noch ne nette Story drumrum und das Spiel wäre ein MUSS. So brauche ich es jetzt nicht unbedingt…

Im Alleingang hätten Fatshark aber sicher nicht das Budget gehabt um daraus einen großen Titel a la Fallout und Co. zu machen und man hätte einen Publisher finden müssen. Wäre natürlich interessant, was sie mit größerem Budget zustande gebracht hätten, aber ich denke, dass sie sich in den folgenden Episoden auch noch steigern werden.

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